Einbaum

Einbaum
Einbaum-Kanus im Senegal
Amerikanische Ureinwohner mit Einbäumen beim Fischen in der englischen Kolonie Virginia. (Stich von Theodor de Bry 1585 nach einem Aquarell von John White)
Amerikanische Ureinwohner bei der Herstellung eines Einbaums. (Stich von Theodor de Bry 1590 nach einem Aquarell von John White)
Einbäume 1906 in Deutsch-Ostafrika
Ein Einbaum-Boot im Spreewald
Aufweiten eines Einbaums mittels Feuer in Venezuela

Der Einbaum ist ein verbreiteter Bootstyp bei Indigenen Völkern, aber auch in moderneren Gesellschaften noch in Gebrauch. Der Rumpf ist aus einem einzigen Baumstamm gefertigt. Mitunter sind die Bordwände durch eingesetzte Spanten verstärkt und durch das Aufsetzen eines Plankenganges erhöht. Charakteristisch sind auch Querbänke, die nicht eingesetzt, sondern aus dem Stamm gearbeitet sind.

Einbaum ist vermutlich Lehnübersetzung des lateinischen monoxilus, weiter aus griechisch μονόξυλον - monoxylon, mit den Bestandteilen monos 'einzig' und Xylon 'Holz, Baum'.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Einbaums

Der Einbaum ist eine der Urformen des Bootes. Wegen der fehlenden großen Baumstämme kann angenommen werden, dass Einbäume während der letzten Eiszeit (Weichseleiszeit) in Mitteleuropa noch nicht bekannt waren und erst mit der Wiederbewaldung der Nacheiszeit (Holozän) aufkamen. Wie archäologische Funde belegen, beherrschten Menschen bereits im Mesolithikum (vor mindestens 6.000 Jahren) die Kunst, einen Baum auszuhöhlen und ihn zum Transportmittel zu machen. Während enthnographische Quellen (siehe Bilder) belegen, dass der Baumstamm auch mit Hilfe von schwelendem Feuer ausgehöhlt wurde, gibt es dafür keinen archäologischen Beleg in der älteren Urgeschichte. Stattdessen kann davon ausgegangen werden, dass Steinbeile (die ältesten Formen sind Beile aus Feuerstein), seit dem Neolithikum vor allem auch Dechsel zum Aushöhlen verwendet wurden. Eine Reihe sehr gut erhaltener jungsteinzeitlicher Einbäume wurden in Pfahlbausiedlungen der Pfyner Kultur und der Horgener Kultur gefunden.

Vorwikingerzeitliche Einbäume (mit Spanten) stammen aus der Lecker Au und dem Vaaler Moor in Schleswig-Holstein. Aus dem Šlivni-See in Polen ist ein etwa 5 m langer Einbaum des Spätmittelalters (14. Jahrhundert) erhalten, bei dem in der Bootsmitte eine durch 2 Schotts in Bordwandhöhe gebildete Bünn (Hälter für lebende Fische) ausgearbeitet ist.[1]

Einbäume waren zum Beispiel im Spreewald bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch. Im Sprachgebrauch vergangener Jahrhunderte wurden sie oft Nachen genannt.

Verbreitung und Ethnographie

Einbäume haben, abhängig auch von der Größe der Bäume in den lokalen Waldbeständen, ein zum Teil beträchtliches Ausmaß. In Äquatorialafrika erreichen Einbäume eine Tragfähigkeit die 70 Personen entspricht.

Einbäume sind auch heute noch in vielen Regionen der Welt verbreitet, so zum Beispiel in Afrika, Südamerika, Indien und auf Neuguinea. Oft sind sie mit Auslegern versehen (vgl. Auslegerkanu). Einige Gruppen fertigen auch Einbäume mit Segeln (Segelkanus) an. Regionale Formen mit einer normierten Bauweise sind zum Beispiel der Mokoro (Namibia) oder das aus mehreren aneinandergebundenen Einbäumen bestehende Boot Lagatoi (Papua-Neuguinea).

Experimente zur prähistorischen Einbaumnutzung

In den Experimenten „Monoxylon I“ und „Monoxylon II“ belegten tschechische Archäologen die Hochseetauglichkeit von Einbäumen, die den neolithischen Funden nachempfunden sind.[2] In der ersten Expedition wurden 300 km zwischen ägäischen Inseln zurückgelegt, in der zweiten etwa 800 km entlang der Mittelmeerküste.[3]

Einbaumfunde

Mesolithikum

Neolithikum

Eisenzeit

Römische Kaiserzeit/ Völkerwanderungszeit

Frühmittelalter

Spätmittelalter

Unbekannte Zeitstellung

Literatur

  • Béat Arnold: Pirogues monoxyles d'Europe centrale, construction, typologie, évolution. In: Archéologie neuchâteloise, 20/21 (1995).
  • Sean McGrail: Logboats of England and Wales, with comparative material from European and other countries. In: BAR British series, 51 (1978).
  • Sean McGrail: The Ship. Raft, Boats and Ships. From Prehistoric Times to the Medieval Era. (London 1981).
  • B. Greenhill: Archaeology of the Boat. (London 1976).
  • John Holmes: The Waltham Cross dug-out canoe and its implications. Hertford 1954.
  • Ch. Hirte: Zur Archäologie monoxyler Wasserfahrzeuge im nördlichen Mitteleuropa. Eine Studie zur Repräsentativität der Quellen in chorologischer, chronologischer und konzeptioneller Hinsicht. Dissertation, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1987.
  • Waldemar Ossowski: Some results of the study of longboats in Poland. In: Jerzy Litwin (Hrsg.) ,Down the river to the sea : proceedings of the eighth International Symposium on Boat and Ship Archaeology, Gdańsk 1997. ISBSA 8 (Gdańsk 2000), S. 59-66.
  • O. Paret: Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa. Prähistorische Zeitschr. 21, 1930, S. 76 - 116

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Seite über prähistorische Fischerei
  2. Radomir Tichy, Monoxylon Expeditions 1995 and 1998. Facts about the oldest Sea Navigation. Experimentelle Archäologie in Europa. Bilanz 2002. Heft 1, 2002, S. 189-197.
  3. Zusammenfassender Bericht der Monoxylon-Expeditionen (tschechisch/ englisch/ französisch)
  4. Einbäume aus Zürcher Gewässern
  5. Einbäume aus Zürcher Gewässern
  6. Tobias Pflederer, Ein „vergessener“ Einbaum im Starnberger See. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 5, 1999, S. 68.
  7. Tobias Pflederer, Ein Einbaum der Latenezeit aus dem Starnberger See. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 9, 2002, S. 17-19.
  8. Christian Stradal, Cyril Dworsky, Zwei Einbaumfunde aus dem Klopeiner See /Kärnten. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 9, 2002, S. 10-12
  9. Der frühmittelalterliche Einbaum aus dem Langbürgner See
  10. Tobias Pflederer, Einbäume des Chiemsees. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 11/12 2005 (PDF online)
  11. Tobias Pflederer, Einbäume des Chiemsees. Gemeinden Prien a. Chiemsee und Breitbrunn a. Chiemsee, Landkreis Rosenheim, Oberbayern. Das archäologische Jahr in Bayern 2004 (2005), S. 151-154.
  12. B. Arnold, Pirogues monoxyles d’Europe centrale, tome 2. Archéologie Neuchâteloise 21 (Neuchâtel 1996) S. 79–80; 85–86.
  13. Rosemarie Leineweber, Entdeckt in Magazinen, Akten und Gewässern: Einbäume in Sachsen-Anhalt. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 15, 2009, S. 83-92
  14. B. Eberschweiler, Ein erodierter Einbaum in der Seeufersiedlung Feldmeilen-Vorderfeld. Plattform 4, 1995, S. 65.

Weblinks

 Commons: Einbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Einbaum — Sm erw. fach. (18. Jh.) Stammwort. Zuerst nur süddeutsch belegt. Wohl eine Rückbildung aus dem schon im Althochdeutschen (jedoch später nicht mehr) nachzuweisenden Adjektiv ahd. einboimih, einer Lehnübersetzung zu l. monoxilus Adj., aus gr.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Einbaum — Ein|baum 〈m. 1u〉 aus einem ausgehöhlten Baumstamm hergestellter Kahn * * * Ein|baum, der; [e]s, Einbäume: aus einem ausgehöhlten Baumstamm hergestelltes Boot. * * * Einbaum,   aus einem einzigen Baumstamm durch Aushöhlen gefertigtes Boot, das… …   Universal-Lexikon

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  • Einbaum — Ein|baum (Boot aus einem ausgehöhlten Baumstamm) …   Die deutsche Rechtschreibung

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