U-Bahnhof Oriente

U-Bahnhof Oriente
Blick auf den per se nüchternen Bahnsteig. Das große Zwischengeschoss bildet die Decke oberhalb der Seitenbahnsteige
Südliches Ende des Bahnsteiges, im Hintergrund das Werk von Friedensreich Hundertwasser, links im Bild das Werk von Antonio Seguí

Oriente ist ein U-Bahnhof der Linha Vermelha der Metro Lissabon, des U-Bahn-Netzes der portugiesischen Hauptstadt. Der Bahnhof befindet sich unterhalb des gleichnamigen Bus- und Eisenbahnhofes parallel zur Avenida de Berlim in der Lissabonner Stadtgemeinde Santa Maria dos Olivais. Der U-Bahnhof ging am 19. Mai 1998 in Betrieb; da die Linha Vermelha am Bahnhof Oriente endet, ist Cabo Ruivo der einzige Nachbarbahnhof.[1]

Geschichte

Bau

Der U-Bahnhof Oriente stellt den Abschluss der 1998 anlässlich der in Lissabon stattfindenden Weltausstellung eröffneten U-Bahnlinie Linha Vermelha dar. Die Linie ging, gemeinsam mit dem Bahnhöfen Alameda II, Olaias, Bela Vista und Chelas am 19. Mai 1998 in Betrieb. Der U-Bahnhof befindet sich östlich unterhalb des großen Fernbahnhofes Oriente, der ebenfalls im Rahmen der Expo 98 entstand. Dort gibt die Möglichkeiten zu den zahlreichen Vorort-, Regional- und Fernzügen in alle Landesteile Portugals umzusteigen. Außerdem befindet sich östlich des U-Bahnhofes ein großer Busbahnhof.

Künstlerische Ausgestaltung

Den U-Bahnhof in seiner Grundkonzeption entwarf der Architekt Sanchez Jorge. Wie üblich besitzt der Bahnhof zwei Seitenbahnsteige, das überdimensionale Zwischengeschoss bildet quasi die Decke derselben, lediglich an den beiden Enden kleinere Seitenhallen. Oriente sollte in der Konzeption der Linha Vermelha den Höhepunkt der künstlerisch hoch vielfältigen Linie darstellen. Normalerweise lädt die Betreibergesellschaft der Metro, Metropolitano de Lisboa, EPE ausnahmslos portugiesische Künstler ein, um an den verschiedenen U-Bahnbauten mitzuwirken. Um der Bedeutung der Weltausstellung gerecht zu werden, gab es beim U-Bahnhof Oriente eine Ausnahme und so wurde insgesamt elf verschiedene Künstler von allen fünf Kontinenten eingeladen. Jeder Künstler brachte sich auf seine Weise im Gesamtwerk des Bahnhofes ein.[2]

Architekt Sanchez Jorge beteiligte sich ebenfalls an der künstlerische Gestaltung, wenn auch auf unauffällige Weise: Er orientierte sich am Motto der Weltausstellung Os oceanos: um património para o futuro, zu Deutsch „Die Ozeane: Ein Erbe für die Zukunft“ und entwarf leicht geschwungene, wellenähnliche Absperrgitter sowie Säulenverkleidungen.[2]

Der Portugiese Joaquim Rodrigo, der während der finalen Arbeit verstarb, entwarf das 2,70 x 12,5 Meter große Fliesengemälde „Praia do Vau“, das einen bekannten Strand in der portugiesischen Algarve darstellt. Rodrigo hinterließ dem portugiesischen Künstler Querubim Lapa konkrete Anweisungen, wie das Werk zu vollenden sei. Der Österreicher Friedensreich Hundertwasser wählte ebenso die Fliesen für sein Werk, er entwarf ein Gemälde mit dem Namen Unterwassersetzung von Atlantis.[3] Yayoi Kusama aus Japan entwarf ein namenloses Fliesengemälde, das sich an der nördlichsten Bahnsteigwand – nur unterbrochen durch den Tunnelmund zur Kehranlage – befindet. Raza aus Indien verwandte ebenfalls die traditionelle Fliesenkunst, um ebenfalls mit dem Gemälde „Les Océans“ auf das Motto der Weltausstellung einzugehen.

Werk der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama am nördlichen Tunnelmund des Bahnhofes

Errö aus Island stellte mit zahlreichen Fabelwesen, Legenden und tatsächlichen Ereignissen eine comicartige Symbiose auf einem großen Fliesenwerk im Zwischengeschoss dar. Zao Wou Ki aus China entwarf ebenso ein Fliesenwerk namens L'Atlantic, Abdoulaye Konaté aus Mali ein ebenso wasserreiches Fliesenwerk, mit zahlreichen bunten Fischen. Ein weiteres Fliesenwerk stammt vom Argentinier Antonio Ségui, das am südlichen Ende des Bahnhofes – durchtrennt durch den Tunnelmund in Richtung Cabo Ruivo – ebenso viele maritime Details zeigt. Arthur Boyd aus Australien fertigte ebenso ein Fliesenwerk an, das ein Marineschiff zeigt, während Sean Scully aus Irland ein Fliesenwerk mit abstrakter Kunst ohne direkte maritime Bezüge entwarf. Neben den zahlreichen künstlerischen Produkten, die auf die portugiesische Fliesenkunst Bezug nahmen, beteiligte sich auch die polnische Bildhauerin Magdalena Abakanowicz mit einer großen Bronzestatue, die einen Fisch darstellen soll.[2]

Zukunft

Mittelfristig wird der U-Bahnhof Oriente keine Endstation bleiben: Seit Februar 2007 befindet sich die Erweiterung der Linha Vermelha von Oriente bis zum Flughafen Portela im Bau. Diese 3,6 Kilometer lange Strecke, die neben dem Endbahnhof Aeroporto auch zwei weitere Stationen umfasst (Encarnaçāo und Moscavide), soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 fertig gestellt werden. Die Kosten für die Verlängerung sollen sich auf 226 Millionen Euro belaufen.[4] Langfristig könnte auch eine Erweiterung in Richtung in den Vorort Sacavém errichtet werden, wobei die Linha Vermelha dabei erstmals die Stadtgrenzen Lissabons passieren würde. Aufgrund der Finanzkrise Portugals ist die Idee vorerst zurückgestellt.[5]

Einzelnachweise

  1. Bahnhofskurzinformationen der Metropolitano de Lisboa, EPE
  2. a b c Architektonische Beschreibung der Metropolitano de Lisboa, EPE
  3. Foto des Werks von Hundertwasser
  4. Ana Henriques und Inês Boaventura: Prazos para a chegada do metro de Lisboa ao Aeroporto descarrilaram, [Die Pläne für die Flughafenverlängerung der Metro sind aus dem Ruder gelaufen], Público, 27. August 2010
  5. Luis Garcia: Planos de expansão de transportes em Lisboa suspensos, [Ausbaupläne in Lissabon ausgesetzt], Jornal de Notícias, 3. November 2010

Weblinks

 Commons: U-Bahnhof Oriente – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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