Umbenennung deutscher Ortsnamen in Australien

Umbenennung deutscher Ortsnamen in Australien

Die Umbenennung deutscher Ortsnamen in Australien erfolgte vor allem im Verlauf des Ersten Weltkriegs. Das Deutsche Reich befand sich im Kriegszustand mit dem Commonwealth of Australia und im Verlauf des Kriegsgeschehens entwickelte sich eine antideutsche Stimmung. Bis dahin waren die deutschen Auswanderer ein anerkannter Teil der australischen Gesellschaft gewesen und hatten einen bedeutenden Anteil am Aufbau Australiens gehabt.

Die deutschen Ortsnamen wurden entweder anglifiziert oder wurden durch Ortsnamen der Aborigines ersetzt wie beispielsweise Kobandilla und Karawirra oder Namen berühmter Personen wie des britischen Feldmarschalls Kitchener oder sie wurden nach den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs (Verdun und Somme) benannt.

Nicht alle deutschen Orte wurden umbenannt, beispielsweise wurde der Ort Hermannsburg im Northern Territory nicht geändert,[1] ebenso wenig die Orte Minden und Prenzlau in Queensland. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es zahlreiche Rückbenennungen; eine der ersten erfolgte im Jahr 1920, als der Ort Townsend wieder seinen alten Namen Marburg erhielt und weitere folgten bis zum heutigen Tage. 1935 wurde in South Australia der Nomenclature Act of 1935 erlassen, der die Rückbenennung zahlreicher Ort auf gesicherter gesetzlicher Basis erlaubte.

In South Australia, wo die meisten Deutschen siedelten, wurden im Verlauf des Ersten Weltkrieges 64 Orte umbenannt (nach anderen Zählungen 70); in Tasmanien zwei, in Western Australia, Victoria und New South Wales jeweils drei und in Queensland 15.[2]

Inhaltsverzeichnis

Politik

Hauptartikel:Deutsch-Australier

In Australien lebten im Jahre 1914 etwa 100.000 Deutsche bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 4,5 Millionen. Sie wurden in Australien respektiert, denn sie hatten am Aufbau des Landes großen Anteil gehabt. 1900 waren fast 10 % der südaustralischen Bevölkerung Deutsch-Australier. Als Deutschland im Ersten Weltkrieg zu einem Feind des Commonwealth wurde, entstand eine landesweite anti-deutsche Hysterie und viele Britisch-Australier nahmen an, dass die Deutschen in Australien den deutschen Kaiser unterstützen würden.

Die Hysterie äußerte sich auch in den Namensänderungen von Orten, die entweder durch Gesetzeserlass oder Petition erfolgten. Die Präsenz deutscher Namen in Australien wurde von vielen Australiern als Affront aufgefasst und sensibilisierte einen Großteil der Bevölkerung jener Zeit. Nicht nur die Namen wurden geändert, sondern es kam während des Krieges zu vielen Diskriminierungen deutschstämmiger Australier, die auch teilweise interniert wurden. Deutsch-Australier fanden kaum Beschäftigung, und infolgedessen waren nicht wenige Deutsch-Australier gezwungen, selbstständig in die Internierungslager zu gehen; es gab auch britischstämmige Australier, die nicht mehr gemeinsam mit den „Deutschen“ arbeiten wollten.

Als die australische Bundesregierung unter Billy Hughes 1916 die allgemeine Wehrpflicht einführen wollte, lehnten die Australier dies in einer Volksbefragung im Oktober 1916 ab. Einige politische Gruppen machten die Katholiken und die Deutsch-Australier für das Scheitern dieses Volksentscheides verantwortlich und gaben vor, dass die Deutsch-Australier gegen die Wehrpflicht im Volksentscheid gestimmt hätten. 1917 verweigerte daraufhin Premierminister Billy Hughes den Deutsch-Australiern das Stimmrecht, allerdings scheiterte auch der zweite Volksentscheid über die Wehrpflicht mit einer noch größeren Anzahl ablehnender Stimmen. Die Verweigerung des Stimmrechts, ein Zeichen des Zweifels an ihrer Loyalität, traf viele der Deutsch-Australier, die bei den australischen Streitkräften dienten.

New South Wales

Germantown geändert in Holbrook (geändert 1915)[3]
German's Hill geändert in Lidster
German Creek geändert in Empire Vale
Schlinkers Lane geändert in Bullecourt Lane (heute Ultimo, ein Vorort von Sydney)

Queensland

Bis 1890 kamen 245.000 Einwanderer nach Queensland. Davon waren 86 % Briten und unter den restlichen 14 % bildeten die Deutschen die größte Gruppe.[4]

Bergen geändert in Murra Murra
Bergenside geändert in Neuve
Bismarck geändert in Maclagan
Engelsburg geändert in Kalbar
Gehrkevale geändert in Mount Mort
Gramzow geändert in Carbrook
Hapsburg geändert in Kowbi
Hessenburg geändert in Ingoldsby
Kirchheim geändert in Haigslea
Marburg geändert in Townsend (1917) seit 1920 wieder Marburg
Murden geändert in Frenchton
Roessler geändert in Applethorpe
Stehgeht geändert in Woongoolba
Teutelburg geändert in Willa
Fahley geändert in Kilbirnie

Northern Territory

Das Northern Territory war damals wenig besiedelt. Es gab allerdings eine Siedlung mit deutschem Namen, Hermannsburg, die Missionsstation der Lutheraner seit 1877, deren Namen nicht geändert wurde. Weitere Namen deutschen Ursprungs sind die Petermann Ranges, die Ernest Giles 1874 nach dem deutschen Geo- und Kartographen August Petermann und den Mount Zeil, der von einem anderen Forscher nach dem Grafen Waldburg Zeil benannt wurde.[5]

South Australia

Die ersten deutschen Siedler in Australien waren Lutheraner aus den preußischen Ostgebieten, die auswanderten, weil sie vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. wegen ihrer Religion verfolgt wurden. Von November bis Dezember 1838 erreichten mehrere Schiffe mit deutschen Auswanderern South Australia und diese ließen sich dort nieder. Um 1900 waren 10 % der Südaustralier deutschstämmig.[6] In South Australia fanden die meisten Umbenennungen statt.

Bartsch's Creek geändert in Yedlakoo Creek (1996 in Bartsch Creek umbenannt)
Berlin Rock geändert in Panpandie Rock
Bethanien geändert in Bethany
Bismarck geändert in Weeroopa
Blumberg geändert in Birdwood
Blumental geändert in Lakkari
Buchfelde geändert in Loos
Cape Bauer geändert in Cape of Wondoma (1948 in Cape Bauer umbenannt)
Carlsruhe geändert in Kunden (umbenannt 1918)
Ehrenbreitstein geändert in Mount Yerila
Ferdinand Creek geändert in Ernabella Creek
Friedensthal geändert in Black Hill
Friedrichstadt geändert in Tangari
Friedrichswalde geändert in Tarnma
Gebhardt's Hills geändert in Polygon Ridge (1986 in Gebhardt Hills benannt)
German Creek geändert in Benara Creek (1986 wieder German Creek)
German Pass geändert in Tappa Pass
Germantown Hill geändert in Vimy Ridge (lediglich der Straßenname wurde auf Germantown Hill Road rückbenannt)
Gottlieb's Well geändert in Parnggi Well
Grunberg geändert in Karalta (1975 wieder Grunberg)
Grunthal geändert in Verdun
Hahndorf geändert in Ambleside (1935 wieder Hahndorf)
Hasse's Mound geändert in Larelar Mound
Heidelberg geändert in Kobandilla
Herrgott Springs geändert in Marree
Hildesheim geändert in Punthari
Hoffnungsthal geändert in Karawirra (1975 wieder Hoffnungsthal)
Hundred of Basedow geändert in Hundred of French (“Hundred of” = “Distrikt von”)
Hundred of Homburg geändert in Hundred of Haig
Hundred of Krichauff geändert in Hundred of Beatty
Hundred of Paech geändert in Hundred of Cannawigra
Hundred of Pflaum geändert in Hundred of Geegeela
Hundred of Rhine (North) geändert in Hundred of Jellicoe
Hundred of Rhine (South) geändert in Hundred of Jutland
Hundred of Scherk geändert in Hundred of Sturdee
Hundred of Schomburgk geändert in Hundred of Maude
Hundred of Von Doussa geändert in Hundred of Allenby
Jaenschtown geändert in Kerkanya
Kaiserstuhl geändert in Mount Kitchener (1918 umbenannt in Kaiser’s Seat und seit 1975 wieder Kaiserstuhl Conservation Park)
Klaebes geändert in Kilto
Klemzig geändert in Gaza (1935 wieder Klemzig, der lokale Footballclub trägt weiterhin den Namen Gaza)
Krause Rock geändert in Marti Rock
Krichauff geändert in Beatty (1940 wieder Mount Mary)
Kronsdorf geändert in Kabminye (1975 wieder Kronsdorf)
Langdorf geändert in Kaldukee
Langmeil geändert in Bilyara bei Tanunda) (1975 wieder Langmeil)
Lobethal geändert in Tweedvale (1935 wieder Lobethal)
Mount Ferdinand geändert in Mount Warrabillinna
Mount Meyer geändert in Mount Kauto
Muller's Hill geändert in Yandina Hill
Neudorf geändert in Mamburdi (geändert 1986)
Neukirch geändert in Dimchurch (1975 wieder Neukirch)
New Hamburg geändert in Willyaroo
New Mecklenburg geändert in Gomersal
Olivethal geändert in Olivedale
Petersburg geändert in Peterborough
Rhine Park geändert in Kongolia
Rhine Hill geändert in Mons
Rhine River (North) geändert in The Somme (1971 in Somme Creek geändert)
Rhine River (South) geändert in The Marne (1971 in Marne River)
Rhine Villa geändert in Cambrai (South Australia)Cambrai
Rosenthal geändert in Rosedale
Schoenthal geändert in Boongala (geändert 1986)
Seppelts geändert in Dorrien
Schreiberhau geändert in Warre (1975 wieder Schreiberau)
Siegersdorf geändert in Bultawilta (1975 wieder Siegersdorf)
Steinfeld geändert in Stonefield (1986 wieder Steinfeld)
Summerfeldt geändert in Summerfield
Vogelsang's Corner geändert in Teerkoore (1986 wieder Vogelsang Corner)
Wusser's Nob geändert in Karun Nob (1983 wieder Wusser Nob)

Tasmanien

1855 kamen 858 Deutsche, viele aus Südwest- oder Norddeutschland und etwa 500 Deutsche in den 1860er und 1870er Jahren nach Tasmanien. 1901 zählte man über 1.500 deutsche Einwanderer in Tasmanien.[5]

Bismarck geändert in Collinsvale
German Town geändert in Lilydale

Victoria

Germantown geändert in Grovedale
Hochkirch geändert in Tarrington
Mount Bismarck geändert in Mount Kitchener
Reinholtz's PO geändert in Reynold's PO (geändert am 5. November 1920)[7]

Western Australia

1891 wurden in Western Australia knapp 300 Personen deutscher Herkunft gezählt.[5]

Heidelburg geändert in Bickley
Müller Park geändert in Kitchener Park (seit 1981 wieder Mueller Park)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Information auf www.onomastik.com. Abgerufen am 16. Januar 2011
  2. Information auf www.onomastik.com. Abgerufen am 17. Januar 2011
  3. Premier Postal History: Post Office List nach Country. Abgerufen am 11. Juni 2009.
  4. New south wales auf www.onomastik.com. Abgerufen am 15. Januar 2011
  5. a b c Western Australia, Tasmanien und Northern Territory auf www.onomastik.com. Abgerufen am 15. Januar 2011
  6. South Australia auf onomastik.com. Abgerufen am 15. Januar 2011
  7. Premier Postal History: Post Office List nach Land. Abgerufen am 6. März 2011.

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