Schlacht an der Somme

Schlacht an der Somme
Schlacht an der Somme
Teil von: Erster Weltkrieg
Karte des Schlachtfelds
Karte des Schlachtfelds
Datum 1. Juli18. November 1916
Ort An der Somme, Frankreich
Ausgang Einstellung der Offensive/Unentschieden
Konfliktparteien
Deutsches ReichDeutsches Reich
Deutsches Reich
FrankreichFrankreich Vereinigtes Konigreich 1801Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland
Entente
Befehlshaber
Erich von Falkenhayn
Erich Ludendorff
Douglas Haig
Launcelot E. Kiggell
Truppenstärke
ca. 50 Divisionen ca. 104 Divisionen mit 2,5 Mio. Truppen [1]
Verluste
429.313 [Belegstelle fehlt] 419.654 Briten [Belegstelle fehlt]/194.451 Franzosen [Belegstelle fehlt]

Die Schlacht an der Somme begann am 1. Juli 1916 im Rahmen einer britisch-französischen Großoffensive gegen die deutschen Stellungen. Sie wurde am 18. November desselben Jahres abgebrochen, ohne eine militärische Entscheidung herbeigeführt zu haben. Mit über 1 Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten handelt es sich um die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die militärischen Befehlshaber der vier Alliierten hatten bei der Konferenz in Chantilly im Dezember 1915 eine weitere Großoffensive gegen die deutschen Stellungen in Frankreich beschlossen und gleichzeitig entschieden, an drei Fronten große, gezielte Offensiven zu eröffnen – an der westlichen, der östlichen und an der italienischen. Diese Entscheidung war für General Joseph Joffre, den Oberbefehlshaber des Grand Quartier Général (GQG) eine Genugtuung, hatte er doch die verfehlte Offensive der Westalliierten bei Gallipoli (Schlacht von Gallipoli) von Anfang an als einen unwichtigen Nebenschauplatz bezeichnet, der Kräfte von der aus seiner Sicht kriegsentscheidenden Westfront abzog.

In einer Besprechung mit General Douglas Haig, dem neuen Befehlshaber der britischen Expeditionsstreitkräfte in Frankreich, Ende Dezember 1915 diskutierte man die beschlossene Offensive an der Westfront. Haig befürwortete einen weiteren Großangriff in Flandern, um das deutsche Heer zu flankieren, doch willigte er in den Vorschlag Joffres ein. Wahrscheinlich ist, dass er dies aufgrund der Anweisung des britischen Generalstabs tat, die militärische Zusammenarbeit zwischen Briten und Franzosen durch größtmögliche Kooperationsbereitschaft zu festigen. Es wurde beschlossen, die geplante Offensive an dem Berührungspunkt der beiden Heeresgruppen zu starten: am Fluss Somme. Durch die vom deutschen Heer im Februar 1916 begonnene Schlacht um Verdun wurde die französische Armee stark geschwächt, so dass die britischen Streitkräfte durch die Offensive an der Somme eine Entlastung für ihre Verbündeten herbeiführen sollten. Haig wollte nicht nur einen tiefen Einbruch in die deutschen Stellungen erzielen, sondern das deutsche Heer materiell und personell komplett erschöpfen. Er verfolgte damit das Konzept der Abnutzungsschlacht, welches der Chef des deutschen Generalstabs – Erich von Falkenhayn – bereits mit der Offensive vor Verdun aufgegriffen hatte. Die britischen Truppen konnten entgegen ursprünglichen Planungen nur mit minimaler französischer Unterstützung rechnen, da die Kämpfe vor Verdun für Frankreich Priorität besaßen. Auch befanden sich unter ihren Soldaten zahlreiche unerfahrene Freiwillige. Trotzdem ordnete Haig einen massiven Infanterieangriff auf großer Breite an. Er bot 20 Divisionen zum Angriff zwischen dem Ancre-Bach und der Somme auf, darunter viele neu gegründete Kitchener-Divisionen. Weitere sieben französische Divisionen kamen im Bereich der Somme zum Einsatz. Ihnen standen 11 kampferfahrene deutsche Divisionen gegenüber.

Verlauf

Britischer Angriffsplan für den ersten Tag der Sommeschlacht

Der Plan sah vor, so viele Geschütze wie möglich auf einen bestimmten Frontabschnitt zu konzentrieren, um die deutschen Schützengräben durch schwerstes Artilleriefeuer zu zerstören und den deutschen Fronttruppen maximale Verluste zuzufügen. Auf den Beschuss sollte dann ein massiver Infanterieangriff auf breiter Front folgen. Die Soldaten sollten das Niemandsland zwischen den Gräben nur mit dem "Spazierstock" bewaffnet überqueren können. Die britischen Streitkräfte zogen im vorgesehenen Kampfgebiet 1437 Geschütze zusammen, die am 24. Juni 1916 das Feuer auf die deutschen Stellungen eröffneten. Innerhalb von sieben Tagen und Nächten wurden etwa anderthalb Millionen Geschützgranaten abgefeuert. Zusätzlich wurden Abschnitte der deutschen Front unterminiert und in die Luft gesprengt, z. B. bei dem Dorf La Boisselle, wo noch heute der riesige Krater der Sprengung zu besichtigen ist (50° 0′ 55,9″ N, 2° 41′ 50,7″ O50.0155352.697419110). Danach gingen am 1. Juli auf einer Breite von fast 30 Kilometern 14 Divisionen zum Angriff über. Da man auf britischer Seite davon überzeugt war, dass die deutschen Stellungen durch das immense Geschützfeuer vernichtet worden waren, ließ man die Angriffstruppen in dichten Schützenreihen im Marschtempo vorrücken. Die britischen Soldaten führten zudem schweres Schanzwerkzeug mit sich, um die zerbombten deutschen Schützengräben ausbauen und somit sichern zu können. Die deutsche Stellung südlich der Ancre bestand aus drei gut ausgebauten Gräben mit 150 bis 200 m Abstand. Hinter dem zerschossenen Dorf Beaumont, am Wege nach diesem Dorfe der Stützpunkt der "Grallsberg" (genannt nach dem Kommandeur Reserve-Infanterie-Regiments 99), auf dem linken Flügel das "Wundt-Werk" (genannt nach Generalleutnant v. Wundt, Kommandeur der 51. Reserve-Infanterie-Brigade), das die Engländer als "Wunderwerk" bezeichneten.

Hinter der 26. Reserve-Division war rechtzeitig die zusammengestellte Division Burkhardt herangezogen, die mit dem Regiment 99 die Besetzung von Thiepval übernahm, das die Alliierten richtig als den Stützpunkt des Angriffs erkannt, aber zunächst für den Angriff noch ausgespart hatten. Eine Angriffswoge wurde von Anthuille gegen die völlig zerschossene, vorspringende Ecke östlich des Dorfes und gegen Höhe 141 angesetzt. Der Nordangriff richtete sich, St. Pierre Divion freilassend, gegen den Hauptstützpunkt, die "Schwabenseite" nördlich Thiepval. Kräftige, tief gegliederte Angriffsstöße wurden nach einer Minensprengung gegen 9./Regiments 99 gegen Beaumont, dann südlich gegen das von Teilen des Infanterie-Regiments 180 kraftvoll verteidigte Ovillers geführt. Bis auf die nördlich und südlich von Thiepval gerichteten Angriffe wurde der Einbruch abgewiesen oder durch Gegenstöße den zähe aushaltenden Abteilungen wieder Luft gemacht. Im Nordangriff von Thiepval war es den Engländern gelungen, die Feste "Schwaben" zu nehmen. Der hier befehligende Brigadekommandeur, General v. Auwärter, wollte von drei Seiten, von Norden, Nordosten und Südosten, zum Gegenstoß ansetzen. Befehlserteilung und Bereitstellung verzögerten sich von 11 bis um 3 Uhr, während noch einmal südlich von Thiepval die Engländer zum Sturm gegen Höhe 141 antraten. Vor der "Schwabenfeste" kam der deutsche Gegenangriff zum Stehen; erst nach noch einmal zusammengefaßtem Artilleriefeuer brach ein zweiter Sturm los, der den Stützpunkt wieder in deutsche Hand brachte; die stark zerpflückte Ulster-Division kam zum Zurückfluten. In der Nacht wurden die Kämpfe bei Thiepval fortgesetzt, bei Ovillers die englische 8. durch die 12. Infanterie-Division abgelöst. Aber die deutsche Linie hielt. Im Abenddunkel entstand ein Engländernest im "Granatloch" südwestlich Thiepval, dessen Ausbau in der Nacht gelang. Am 2. ließen die Kämpfe nach, so daß mehrfach die Artillerie der Division dem linken Nachbar helfen konnte. Ein Vermischen der deutschen Verbände war unvermeidlich gewesen.

Gegen die 9 km breite Stellung der 28. Reserve-Division richtete sich der Angriff von sechs englischen Divisionen (9 deutsche gegen 72 englische Bataillone). Wohl war die deutsche erheblich durch Artillerie verstärkt, aber was wollte das bei der Größe des Abschnitts (Sperrfeuerabschnitte 500 bis 600 m) und der gewaltigen Überlegenheit des Feindes bedeuten! Südlich der Straße Albert - Bapaume entstand gleich beim ersten Sturm ein Engländernest von 1600 m Breite und 400 m Tiefe. Das tiefgelegene und über ein Jahr lang heiß umstrittene Boisselle wurde vorübergehend genommen, die letzten Verteidiger vermochten aber im hin und her wogenden Kampfe noch bis zum 6. Juli auszuhalten. Die rechts anschließende 26. Reserve-Division zog ihre noch verfügbaren Reserven hinter den bedrohten linken Flügel und war entschlossen, auszuhalten, selbst, wenn der Feind versuchen würde, seinen Einbruch in Richtung auf Pozières zu erweitern. Eine schwere Lage entstand für die drei Kompagnien Regiments Nr. 111, die das dicht hinter dem vorderen Graben liegende Fricourt verteidigten. Der Angriff kam aber an dieser Stelle überhaupt nicht vorwärts. Der Ort war völlig zusammengeschossen, doch gewährten die Unterstände selbst gegen den Einschlag von 24-cm-Granaten Schutz. Zwei an der Nordseite des Ortes eingebaute Sturmabwehrgeschütze verhinderten das Vorgehen des Feindes aus dem Engländernest und unterstützten wirksam die Verteidigung einer von nur zwei Kompagnien schwach besetzten Riegelstellung auf den Höhen südlich Contalmaison östlich Boisselle.

Nicht so günstig verlief die Verteidigung des Reserve-Infanterie-Regiments 110 und der links anschließenden 12. Infanterie-Division. Hier gelang ein Einbruch bis zu den weithin sichtbaren Dörfern Mametz und Montauban, die unter den feindlichen Granaten ihre Widerstandsfähigkeit verloren hatten. Die Verstärkung des Regimentsabschnitts durch Infanterie-Regiment 190 kam jedenfalls nicht mehr rechtzeitig genug. Die nördlich der Dörfer in den Mulden eingebaute deutsche Artillerie wurde mit dem größten Teil ihrer Munition vernichtet, nur wenige Geschütze konnten schließlich in eine zweite Stellung zurückgeführt werden. Am Nachmittag gelang es den Engländern, eine östlich Fricourt heldenhaft aushaltende Gefechtsgruppe einzuschließen, die aber ihren Widerstand weiter fortsetzte. Trotzdem eine englische Batterie bis in die Gegend von Mametz vorgezogen wurde und obwohl im Süden und im Norden die Verteidiger von Fricourt schwer bedrängt wurden, hielt die Dorfbesatzung dennoch weiter aus. Weiter östlich hatten (noch auf dem Nordufer der Somme) die Franzosen sich in den Besitz von Curlu (an der Straße Albert - Péronne) gesetzt, wurden aber durch deutsche Gegenstöße zur Abwehr gezwungen.

In den späten Nachmittagsstunden versuchte der Feind, aus dem Engländernest mit stärkeren Kräften gegen die Höhe an dem Wege Fricourt - Contalmaison vorzustoßen; zweimal vermochten zwei schwache Kompagnien, unterstützt durch die beiden Sturmabwehrgeschütze, diesen Angriff bei Fricourt abzuwehren. Die Verbindung der 111er mit den beiden Nachbarregimentern war schon seit Stunden verloren gegangen. Die Verluste im zehnstündigen Nahkampf waren sehr schwer, Mangel an Munition und Handgranaten machte sich empfindlich fühlbar. Der Regimentskommandeur beschloß, in der Dunkelheit Fricourt zu räumen, im Anschluß an die beiden Kompagnien, die noch immer aushielten, die Trümmer des in 3 km Breite ringenden Regiments am Rande des Wäldchens von Mametz zusammenzufassen. Es war höchst Zeit, denn schon hatten die Engländer die Höhe nördlich des Ortes Fricourt genommen. Nur ein schmaler Streifen war noch für den Rückzug frei. Die Räumung der vorderen Stellung gelang, in Fricourt aber hielten sich noch immer Versprengte; erst am Nachmittag des 3. gelangten die Engländer in den Besitz des Ortes. Das bayerische Infanterie-Regiment 16, das schon vor der Schlacht zu Arbeitszwecken der 28. Reserve-Division unterstellt gewesen war, besetzte mit einem Bataillon Groß-Bazentin und Longueval; der Kommandeur erhielt dann Befehl, im Anschluß an die 12. Infanterie-Division zum Nachtangriff gegen die Höhe westlich Montauban vorzugehen. Der Anschluß konnte aber nicht hergestellt werden; als das Regiment im Morgengrauen allein antrat, geriet es in heftiges Artilleriefeuer, wurde dann in Einzelkämpfe verwickelt, so daß es erst in der Dunkelheit die noch ganz unzureichend mit einem einzigen Graben ausgebaute zweite Stellung wieder erreichen konnte. Ein in der Nacht auf Montauban unternommener Gegenstoß des II./Infanterie-Regiments 16 wurde abgewiesen, die Truppe für die nächsten Tage in die Abwehrkämpfe um Bazentin verwickelt.

Am 1. Juli wurde im Anschluß an die 12. Infanterie-Division zunächst die 12., dann auch die 11. Reserve-Division vorgezogen, die während des Kampfes ihre Stellungen übernahmen. Am 3. abends übernahm der General v. Goßler den Befehl über die drei Divisionen. Das VI. Reservekorps konnte, da die erste Stellung vom Feinde genommen war, nur noch die zweite verteidigen (Nordspitze des Trônes-Waldes) über Hardecourt bis zum Westausgang von Hem, dann über Cléry bis Halle. Mit Ausnahme eines kleinen Stücks nördlich der Hem Ferme befand sich die ganze Infanterie des Korps in einem einzigen flachen Graben, der noch dazu erst im Entstehen war. Mit Ausnahme eines von Guillemont und Maurepas führenden Annäherungsgrabens fehlte jede Verteidigung nach rückwärts. Die Stellungen lagen auf dem vorderen Hange. Es fehlte an Maschinengewehrständen im Zwischengelände und Unterständen. Für rückwärtige Reserven war keine Unterbringung vorgesehen. Die dritte Stellung war erst in den Anfängen des Ausbaues. Die eigene schwere Artillerie war noch zu schwach, um nur annähernd mitsprechen zu können; man hatte sich zunächst nur mit einer Verstärkung durch Feldartillerie begnügt. Trotz des schweren Trommelfeuers waren zahlreiche Stacheldrahtverhaue und Unterstände auf deutscher Seite intakt geblieben. Nachdem die britische Artillerie ihr Feuer eingestellt hatte, verließen die deutschen Soldaten ihre Unterstände und machten ihre Maschinengewehre einsatzbereit. Die unvorbereiteten britischen Truppen gerieten in schweres MG-Feuer und mussten hohe Verluste hinnehmen. Nur an wenigen Stellen gelang ihnen die Einnahme vorderster deutscher Schützengräben, die nach kurzer Zeit wieder aufgegeben werden mussten. Von den etwa 120.000 britischen Soldaten, die am ersten Tag der Somme-Schlacht die deutschen Stellungen angriffen, wurden über 19.000 getötet, davon alleine 8.000 in der ersten halben Stunde, und fast 36.000 verwundet. Zusätzlich wurden etwa 2100 Mann als vermisst gemeldet. Einzelne Regimenter verloren weit über die Hälfte ihrer Soldaten, ganze Divisionen galten als nicht mehr existent. Der erste Tag der Schlacht an der Somme wurde wegen der hohen Verluste „schwärzester Tag der britischen Militärgeschichte“ genannt.[2]

Trotz dieser enormen Verluste ließ Haig die Offensive weiterführen, wobei man auf britischer Seite eine Änderung der Strategie vornahm. Überraschungsangriffe an begrenzten Frontabschnitten sollten nun für den militärischen Erfolg sorgen, den der massive Einsatz von Geschützen und Soldaten auf großer Breite nicht gebracht hatte. Dabei stiegen auch auf deutscher Seite die Verluste, da Falkenhayn die Aufgabe von Frontabschnitten, unabhängig von ihrer strategischen Bedeutung, untersagte. Zudem waren die vordersten deutschen Gräben stets voll besetzt, was bei Geschützfeuer zahlreiche Todesopfer forderte. Nach dem Verlust eines Grabenabschnitts gingen die deutschen Truppen nach Möglichkeit sofort zu einem Gegenangriff über, wodurch sich die hohen Verluste auf beiden Seiten anglichen.Noch am 3. Juli waren bei der 12. Reserve-Division nur vier 12-cm-Kanonen und sieben schwere Feldhaubitzen vorhanden. Für den Einsatz der Verstärkungsartillerie war sehr wenig vorbereitet. Erst am 4. Juli wurde die 12. Infanterie-Division durch die 11. Reserve-Division abgelöst.

Bereits am 14. Juli gelang der 4. Britischen Armee unter Sir Henry Rawlinson ein tiefer Einbruch in die deutschen Stellungen. Im Morgengrauen überrumpelten 22.000 britische Soldaten die deutschen Fronttruppen und drangen fast 6 Kilometer tief in das gegnerische Grabensystem ein. Durch das zu langsame Vorrücken der britischen Reserven wurde ein Durchbruch verhindert, so dass man auf deutscher Seite die Front wieder stabilisieren konnte.

Die verlustreichen Kämpfe an der Somme führten das deutsche Heer an den Rand der Erschöpfung, zumal auch die seit Februar geführte Schlacht um Verdun und die im Juni begonnene Brussilow-Offensive der russischen Armee hohe Verluste forderten. Kurz nach Beginn der Somme-Schlacht ging man auf deutscher Seite bei Verdun in die Defensive über, um Truppen von dort abziehen zu können. Im August wurde Erich von Falkenhayn durch Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff abgelöst. Ludendorff entwickelte sich schnell zum alleinigen Entscheidungsträger der Obersten Heeresleitung und begab sich an die Somme, um vor Ort einen Eindruck von der militärischen Lage zu gewinnen. Er erkannte, dass die Taktik des deutschen Heeres zu äußerst hohen Verlusten führte und beauftragte eine Gruppe von Offizieren mit der Ausarbeitung einer neuen taktischen Doktrin. Die vordersten Frontabschnitte wurden nicht mehr aus voll besetzten (und immer wieder aufzufüllenden) Schützengräben gebildet, sondern durch eine dünne, aber effektivere und flexiblere Linie schachbrettartig angeordneter Maschinengewehrnester ersetzt. Diese Maßnahme reduzierte die Verluste bei gegnerischem Trommelfeuer und gegnerischen Angriffen. Die deutsche Abkehr von einer starren Verteidigung sämtlicher Frontabschnitte erfolgte jedoch zu spät, um den Verlauf der Somme-Schlacht noch beeinflussen zu können.

Die britische Armee führte ihre Offensive mit französischer Unterstützung auch im August und September fort und erreichte dabei geringe Geländegewinne, die stets mit enormen Verlusten auf beiden Seiten verbunden waren. Um eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, entschlossen sich die Briten zum erstmaligen Kriegseinsatz von Panzern. Von ursprünglich 49 Panzern, die man in beabsichtigter Irreführung als „Tanks” bezeichnete, blieben 17 mit technischen Problemen auf dem Weg zur Front stehen. Die verbliebenen 32 Panzer vom Typ Mark I gingen am frühen Morgen des 15. September beim Dorf Flers zum Angriff über. Der Anblick dieser neuartigen Kriegsgeräte verursachte bei vielen deutschen Soldaten Panik, doch fielen noch am selben Tag weitere Panzer mit technischen Defekten aus, während andere von der deutschen Artillerie zerstört wurden.

Da auch die technisch noch unausgereiften Panzer nicht den auf alliierter Seite erhofften Durchbruch herbeiführten, wurde die Somme-Schlacht als verlustreicher Kampf um einzelne Grabenabschnitte weitergeführt. Nachdem bei relativ geringen Gebietsgewinnen bereits mehrere hunderttausend Soldaten getötet oder verwundet worden waren, ließ Douglas Haig die Somme-Schlacht am 18. November 1916 abbrechen.

Resultat

Die Schlacht an der Somme war die verlustreichste Einzelschlacht des Ersten Weltkriegs. Über 400.000 Soldaten des britischen Empires und etwa 200.000 Franzosen wurden in der Schlacht getötet oder verwundet. Die Verluste auf deutscher Seite betrugen ca. 430.000 Mann. Es kam nicht zu der von Haig erhofften völligen Zermürbung des deutschen Heeres. Allerdings kamen auf Seiten der deutschen Führung und Truppe erstmals wegen der nun fühlbaren Überanstrengung der Truppen und des mittlerweile deutlichen Mangels an erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren Zweifel am siegreichen Ausgang des Krieges auf. Die deutsche Front wurde an der Somme um mehrere Kilometer eingedrückt, doch konnten die Alliierten das von ihnen eroberte Gebiet nicht als Ausgangspunkt für weitere Offensiven nutzen. Anfang 1917 zogen sich die deutschen Truppen bis vor Cambrai und St. Quentin in die stark ausgebaute Siegfriedstellung zurück und verminten dabei das von ihnen freigegebene Gebiet.

Die schwer zerschossene Straße nach Bapaume durch Pozières. Zu sehen sind ein Verbindungsgraben und die zerschossenen Bäume.

Die Materialschlachten des Kriegsjahres 1916 führten dazu, dass die deutsche Armee an der Westfront sich auf die Defensive beschränken musste. Dagegen konnte durch eine Offensive der Mittelmächte von Spätsommer bis Ende 1916 das neu auf Seiten der Alliierten in den Krieg eingetretene Rumänien zum größten Teil erobert werden. Dies trug zur weiteren Schwächung Russlands bei, das ebenfalls an der rumänischen Front eingreifen musste. Die Alliierten waren auch 1917 in der Lage, mehrere Offensiven an der deutschen Westfront durchzuführen. Aufgrund ihrer Erfahrungen in der Somme-Schlacht war die deutsche Armee dazu übergegangen, ihre vordersten Frontlinien schwächer zu besetzen und bei Angriffen auch Frontabschnitte aufzugeben, um die gegnerischen Truppen tiefer in das eigene Grabensystem zu locken. Es erfolgte dann ein Gegenangriff deutscher Eingreiftruppen. Diese neue Taktik verursachte die schwere französische Niederlage in der Schlacht an der Aisne.

Der 1. Juli 1916 ist der verlustreichste Tag in der britischen Militärgeschichte, was bis heute eine gewisse Bedeutung im Vereinigten Königreich besitzt. Nordirische Protestanten betrachten den ersten Tag der Somme-Schlacht als Opfergang für das Vereinigte Königreich, da die Ulster Division über die Hälfte ihrer Soldaten verlor. Charakteristisch für beide Schlachten war nicht nur der enorme personelle und materielle Aufwand, sondern vor allem der äußerst bedenkenlose Umgang mit Menschenleben. Der bekannte britische Militärhistoriker Basil Liddell Hart fasste die Schlachten des Ersten Weltkriegs mit den lapidaren Worten: “nothing but stupid mutual mass-slaughter” (deutsch: „Nichts anderes als dummes, massenweises gegenseitiges Abschlachten“) zusammen. An der ehemaligen Frontlinie erinnert heute das Thiepval-Denkmal an die britischen Gefallenen.

Literatur

  • Arthur Banks: A military Atlas of the First World War. Heinemann Educational Books Ltd, 1975, ISBN 0-85052-791-0.
  • Jean-Jacques Becker/Gerd Krumeich: Der Große Krieg. Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0171-1.
  • Gerhard Hirschfeld/Gerd Krumeich/Irina Renz (Hg.): Die Deutschen an der Somme. Krieg, Besatzung, Verbrannte Erde. Klartext Verlag, Essen 2006, ISBN 3-89861-567-7.
  • Gerhard Hirschfeld/Gerd Krumeich/Irina Renz (Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Schöningh, 2. Aufl., Paderborn u.a. 2004, ISBN 3-506-73913-1.
  • John Keegan: Das Antlitz des Krieges. Campus, Frankfurt a.M./New York 1991, ISBN 3-593-34513-7.
  • Jack Sheldon: The German Army on the Somme 1914–1916. Pen & Sword Books, 2005, ISBN 1-84415-269-3.
  • Peter Liddle: The 1916 Battle of the Somme: A Reappraisal (Wordsworth Military Library). Wordsworth Editions Ltd., 2001, ISBN 1-84022-240-9.
  • Basil Liddell Hart: The real War. Boston 1964, S. 227–248.
  • Paul Reed: Walking the Somme (Battleground Europe). Pen & Sword Books, 1997, ISBN 0-85052-567-5.
  • William Philpott: Bloody Victory. The Sacrifice on the Somme. Abacus, London 2010.
  • Joachim von der Goltz: Der Baum von Cléry. Langen-Müller, München 1934.
  • Robin Prior/Wilson: The Somme. Yale University Press 2005.

Filmmaterial

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. [1].Seite von DHM.Abgerufen am 26.März 2010 um 17:05.
  2. Geoffrey Regan, Militärische Blindgänger und ihre größten Schlachten, Komet Verlag, Köln ISBN 3-89836-538-7, S. 171.

Weblinks

 Commons: Schlacht an der Somme – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien



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