Unternehmen Cäsar

Unternehmen Cäsar
Nordmeer
Teil von: U-Boot-Krieg (Zweiter Weltkrieg)
Die Archangelsk war das einzige Ziel der K-Verbände im Nordmeer
Die Archangelsk war das einzige Ziel der K-Verbände im Nordmeer
Datum August 1944Mai 1945
Ort Nordmeer
Ausgang Abbruch der Operation
Konfliktparteien
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich Sowjetunion 1923UdSSR UdSSR
Befehlshaber
Albrecht Brandi
Verluste
keine keine

Das Unternehmen Cäsar war der Deckname einer Kommandoaktion der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine während des Zweiten Weltkrieges in der Zeit vom 5. bis 8. Januar 1945. Ihr Ziel war die Versenkung des sowjetischen Schlachtschiffes Archangelsk in der Kola-Bucht vor Murmansk. Der Einsatz misslang jedoch aufgrund technischer Unzulänglichkeiten der eingesetzten Biber.

Ablauf des Unternehmens

Ende Dezember 1944 meldete der deutsche Geheimdienst, dass ein sowjetisches Schlachtschiff, möglicherweise nicht einsatzfähig, als schwimmende Festung die Kola-Bucht und den strategisch günstig gelegenen Hafen von Murmansk bewache. Das Schlachtschiff erwies sich dabei als das ehemalige britische Schlachtschiff HMS Royal Sovereign, nunmehr unter sowjetischer Flagge und Bezeichnung Archangelsk. Zwei Versuche, das Schiff durch konventionelle U-Boote zu versenken, scheiterten an dessen ausgelegten Torpedonetzsperren. Der Zufall kam den Deutschen zu Hilfe, als U 995 am 24. Dezember 1944 zwei Sowjetsoldaten an Bord nahm, die als einzige den Untergang ihrer Schiffe überlebt hatten. Es handelte sich bei den torpedierten Schiffen um einen russischen Fischkutter und einen Trawler.[1] Die Gefangenen gaben in ihrer Vernehmung wichtige Einzelheiten über die Verteidigungsanlagen, der Netzsperre sowie der U-Abwehrpatrouille der Archangelsk bekannt. Fregattenkapitän Reinhard Suhren, (Spitzname Teddy) Führer der U-Boote (FdU) im Nordmeer, schlug der Seekriegsleitung (SKL) daher den Einsatz von K-Verbänden vor, und die SKL stimmte seiner Bitte zu. Am 1. Januar 1945 unterrichteten Dönitz und Konteradmiral Gerhard Wagner Hitler in dessen Führerhauptquartier Adlerhorst über den geplanten Einsatz von sechs Bibern gegen das sowjetische Schlachtschiff. Hitler stimmte zu.

Die Biber für das „Unternehmen Cäsar“ wurden von der K-Flottille 265 gestellt.[2][3][4] Andere Quellen benennen hier die K-Flottille 264. Um sie in die Kola-Bucht bringen zu können, wurden die U-Boote U 295, U 716 und U 719 alle der 13. U-Flottille (Narvik) zugehörig, zu Trägerbooten umgerüstet, so dass jedes von ihnen je zwei Biber auf dem Oberdeck transportieren konnte. Andere Quellen benennen anstatt U 719 jedoch U 318.[5] bzw. U 739. Diese Transportvariante war unter Gefechtsbedingungen noch nicht erprobt worden. Die ersten Versuche verliefen erfolgreich, dennoch zeigte sich, dass die sehr empfindlichen Biber durch die Vibrationen des Dieselmotors geschädigt werden konnten. Die registrierten Schäden reichten von Rumpfrissen bis zu Brüchen verschiedener Versorgungsleitungen. Dennoch entschied man sich für einen Angriff in der Nacht des 8. Januar 1945. Am 5. Januar 1945 liefen die Trägerboote von Harstad (Black Watch)[6] aus. Während des dreitägigen Überwasseranmarsches, der die U-Boote bis auf 65 Seemeilen an ihr Ziel herangebracht hatte, wurden zahlreiche Defekte an den Bibern festgestellt, die wie erwartet, durch die Motorvibrationen der Träger U-Boote verursacht waren. Hinzu kamen andere Schäden, die durch den schweren Seegang an den Rümpfen der Kleinst-U-Boote aufgetreten waren. Je näher sich die U-Boote ihren Ziel näherten, umso gravierender wurden die gemeldeten Biberschäden, so dass die drei U-Boot Kommandanten Günter Wieboldt (U 295), Friedrich-August Gréus (U 716) und Klaus-Dietrich Steffens (U 719)[7] Suhren zum Abbruch der Operation rieten, welcher ihnen zustimmte.[8] Wenig später liefen die Träger U-Boote wieder in Harstad ein.[A 1] Eine ähnlich gelagerte Mission sollte mit der verbesserten Bibervariante Biber II im Herbst 1945 wiederholt werden. Dazu kam es aufgrund des Kriegsendes nicht mehr.

Einzelnachweise

  1. Hans Georg Hess: Die Männer von U 995, Selbstverlag 1999, ISBN 3-7979-1507-1, S. 16
  2. Lawrence Paterson: Waffen der Verzweiflung. Deutsche Kampfschwimmer und Kleinst-U-Boote im Zweiten Weltkrieg. Ullstein Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-26887-3, S. 239f
  3. Cajus Bekker: Kampf und Untergang der Kriegsmarine. Sponholtz Verlag, Hannover 1953, S. 168
  4. Cajus Bekker: … und liebten doch das Leben. 8. Auflage. Adolf Sponholtz Verlag, Hannover 1980, ISBN 3-453-00009-9, S. 136
  5. Helmut Blocksdorf: Das Kommando Kleinkampfverbände der Kriegsmarine. Die „Sturmwikinger“. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02330-X, S. 86
  6. Harald Fock: Marine-Kleinkampfmittel. Bemannte Torpedos, Klein-U-Boote, Kleine Schnellboote, Sprengboote gestern – heute – morgen. Nikol Verlagsvertretungen, Hamburg 1997, ISBN 3-930656-34-5, S. 167
  7. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg. Band 1: Die deutschen U-Boot-Kommandanten. Verlag Mittler & Sohn, Hamburg u. a. 1996, ISBN 3-8132-0490-1, S. 315, 326, 327
  8. Lawrence Paterson: Waffen der Verzweiflung. Deutsche Kampfschwimmer und Kleinst-U-Boote im Zweiten Weltkrieg. Ullstein Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-26887-3, S. 240

Anmerkungen

  1. Selbst wenn die Biber erfolgreich von ihren Trägerschiffen losgemacht worden wären, so hätten die Biberpiloten nur eine leere Kola-Bucht vorgefunden, da die Archangelsk am 8. Januar nicht dort ankerte und im Weißen Meer patrouillierte.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Unternehmen Doppelkopf — war im Zweiten Weltkrieg der Deckname einer vom 16. bis 20. August 1944 stattfindenden Offensive der Wehrmacht. Sie hatte das Ziel, die durch die Rote Armee unterbrochene Landverbindung zwischen der abgeschnittenen Heeresgruppe Nord auf dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Denner (Unternehmen) — Denner AG Rechtsform Aktiengesellschaft Sitz Zürich, Schw …   Deutsch Wikipedia

  • Caius Julius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • G. Julius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Gaius Iulius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Gaius Julius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Gajus Iulius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Gajus Julius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Julius Cäsar — Gaius Iulius Caesar (Porträtkopf, Antikensammlung Berlin) Gaius Iulius Caesar (deutsch: Julius Cäsar; * 13. Juli[1] 100 v. Chr. in Rom; † 15. März 44 v. Chr. in Rom) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • August Förster (Unternehmen) — Klavier von August Förster, Kgl. Hof Pianoforte Fabrik Die August Förster GmbH ist eine deutsche Klavierfabrik. Der in Familienbesitz befindliche Betrieb ist ein Hersteller von Instrumenten hoher Qualität. Geschichte Sie wurde 1859 in Löbau,… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”