VBK 119–141

VBK 119–141
VBK 119-141, 307-316
T4/B4 in Karlsruhe
Nummerierung: 119-141 (T4), 307-316 (B4)
Anzahl: 23 T4, 10 B4
Hersteller: Waggonfabrik Rastatt/BBC
Baujahr(e): 1954–1961
Ausmusterung: 1977–1994
Achsformel: B'B' (T4), 2'2' (B4)
Bauart: Vierachsige Großraumtriebwagen (T4), vierachsige Großraumbeiwagen (B4)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 14.525mm (119-133, 307-308), 14.960 mm (134-141, 309-316)
Breite: 2174 mm (119-133, 307-308), 2374 mm (134-141, 309-316)
Drehzapfenabstand: 6000 mm
Drehgestellachsstand: 1800 mm
Leermasse: 17,68 t (119-133), 18,4 t (134-141), 12,12 t (307-308), 12,5 t (309-316)
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Stundenleistung: 2 × 95 kW (119-133), 2 × 110 kW (134-141)
Stromsystem: 750 V DC
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: zwei
Antrieb: Gleichstrommotor (nur T4)
Bremse: Widerstandsbremse, Druckluftfederspeicherbremse, Gliedermagnet-Schienenbremse
Zugheizung: elektrisch
Steuerung: Nockenfahrschalter (119-133), elektropneumatisch (134-141)
Kupplungstyp: BSI-Kompaktkupplung
Sitzplätze: 32 (119-133), 29 (134-141), 32 (307-308), 30 (309-316)
Stehplätze: 37 (119-133), 64 (134-141), 43 (307-308), 70 (309-316)

Die Straßenbahntriebwagen 119 bis 141 und die Beiwagen 307 bis 316 der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) sind eine Serie von 23 Großraumtrieb- und 10 -beiwagen, die in den Jahren 1954 bis 1961 von der Waggonfabrik Rastatt an die VBK zum Einsatz im Karlsruher Straßenbahnnetz geliefert wurden. Die Fahrzeuge standen bis in die 1980er Jahre im Fahrgasteinsatz. Einige Wagen wurden anschließend zu Sonderfahrzeugen umgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Aufbau

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um vierachsige Einrichtungs-Großraumwagen. Die Wagen besitzen konventionelle Drehgestelle. Die Wagenkästen sind geschweißte Stahlkonstruktionen. Sie verfügen über Doppelfalttüren der Düwag-Bauart in der Fahrzeugmitte und am Heck und eine Einfachfalttür am Bug. Die Fenster sind geteilt, der obere Teil ist als Ausstellfenster ausgeführt.

Die Fahrzeuge der Lieferserien unterschieden sich hinsichtlich ihrer Fahrzeugbreite. Blieb man bei der ersten Serie bei der gewohnten Breite von 2,2 m, so vergrößerte man die Fahrzeugbreite um 20 cm bei der zweiten Serie. Dadurch veränderte sich auch die Stirnfront der Fahrzeuge. Trugen die Triebwagen der ersten Lieferserie noch zwei Frontscheinwerfer übereinander, so waren diese bei den später gelieferten Fahrzeugen nebeneinander angeordnet.

Die beiden Triebdrehgestelle der Triebwagen sind mit einem Düwag-Tandemantrieb ausgestattet. Die beiden Fahrmotoren leisten je 95 kW (erste Lieferserie) bzw. 110 kW (zweite Serie). Die Fahrzeuge der ersten Serie verfügen über einen hebelbetätigten Unterflur-Nockenfahrschalter, die Fahrzeuge der zweiten Serie hingegen über eine elektropneumatische Steuerung, die Mehrfachtraktionsfahrten untereinander und mit den Gelenktriebwagen der AVG ermöglicht. Die Stromzuführung erfolgt über Scherenstromabnehmer. Die Fahrzeuge sind mit Widerstands-, Druckluft-Federspeicher- und Magnetschienenbremse ausgestattet. Zur Verbindung von Trieb- und Beiwagen dienen BSI-Kompaktkupplungen, wobei die elektrische Verbindung durch ein gesondertes Kabel hergestellt wird.

Der Innenraum weist eine 2+1 Reihenbestuhlung mit Stahlrohrstühlen und hölzernen Sitzflächen und Rückenlehnen auf. Neben dem voll ausgestattet Fahrerplatz im Bug der Triebwagen befindet sich im Heck der Triebwagen als auch der Beiwagen ein Rangierfahrpult, das in einen Schaltschrank eingebaut ist. Im Heck der Fahrzeuge befand sich bis Ende der 1960er Jahre ein Schaffnerplatz. Nach Einführung des Einmannbetriebs wurde dieser entfernt. Für den Einmannbetrieb wurden Fahrscheinentwerter in der Nähe der Türen eingebaut. Der Fahrgastinformation dienen Liniennummernkästen am Bug und Heck der Fahrzeuge, eine Zielfilmanzeige am Bug des Triebwagens sowie Seitenschilderkästen.

Lackierung

Die Fahrzeuge waren bereits bei Anlieferung in den Karlsruher Stadtfarben gelb mit umlaufender breiter roter Zierlinie unterhalb der Fenster lackiert. Mehrere Aluminiumzierleisten verliefen um das Fahrzeug herum. Dieser Anstrich wurde in den 1970er Jahren leicht verändert, indem die rote Zierlinie durch eine zweite, dünne Zierlinie ergänzt und die Schürze des Wagenkastens ebenfalls rot lackiert wurde. Die Aluminiumzierleisten entfielen. Den Bereich unterhalb der Fenster zierte anfangs das Karlsruher Stadtwappen. Nach Einführung der Seitenwandreklame entfiel dieses.

Geschichte

Beschaffung

Museumsgarnitur 139+439 am Rondellplatz

Anfang der 1950er Jahre bestand der Fahrzeugpark der Karlsruher Straßenbahn ausschließlich aus zweiachsigen Trieb- und Beiwagen. Die meisten Wagen stammten noch aus der Zeit zwischen 1899 und 1913. Außer den fünf Kriegsstraßenbahnwagen besaßen alle Wagen hölzerne Aufbauten. Eine Ersatzbeschaffung war daher dringend erforderlich.

In den Jahren 1954 und 1955 beschafften die Karlsruher Verkehrsbetriebe von der Waggonfabrik Rastatt 15 vierachsige Großraumtriebwagen und zwei Großraumbeiwagen. Die elektrische Ausstattung stammte von BBC. Die Fahrzeuge brachen mit den Konstruktionsprinzipien der Vorkriegswagen und wiesen eine große Anzahl Neuerungen auf. So war ihre Ausführung als vierachsige Großraumwagen genauso neu wie ihre Auslegung als Einrichtungswagen mit nur einseitigen Türen und Fahrerplatz. Ebenso hoben sich die Wagen durch ihre Wagenkästen in Ganzstahlbauweise mit glatten Seitenflächen und runder Bug- und Heckpartie von den älteren Wagen ab. Der Übergang von zweiachsigen, festen Fahrgestellen zu Drehgestellen wirkte sich in einem höheren Fahrkomfort sowie einem geringeren Verschleiß an Rad und Schiene aus. Viele technische Neuerungen erleichterten den Dienst des Personals, unter anderem der Fahrerplatz mit fest eingebautem Fahrersitz, Winkelfahrschalter statt Kurbelfahrschalter, Druckluft-Federspeicherbremse statt Handbremse, elektromotorisch bediente Scheibenwischer statt handbetätigter, automatische Falttüren sowie der fest eingebaute Schaffnersitzplatz im Heck, der zur Einführung des Fahrgastflusses von hinten nach vorne führte. Statt mit Längssitzen an den Seitenwänden wurden die Wagen mit Stahlrohrstühlen in Reihenbestuhlung ausgestattet.

In einer zweiten Lieferserie beschafften die Verkehrsbetriebe Karlsruhe nochmals 8 Trieb- und ebenso viele Beiwagen. Diese Wagen waren 20 cm breiter als die Wagen der ersten Lieferserie und unterschieden sich in der elektrischen Ausrüstung. Obwohl sich die Fahrzeuge bewährten, wurde auf eine Weiterbeschaffung zugunsten der größeren Gelenktriebwagen verzichtet. Eine Übersicht über die Lieferserien bietet die nachstehende Tabelle.

Lieferserie Wagen Baujahr Anzahl Bauart
1 119–125 1954 7 T4
1 126–133 1955 8 T4
1 307–308 1954 2 B4
2 134–141 1958 8 T4
2 309–316 1961 8 B4

Einsatzgeschichte

Die Fahrzeuge kamen im Laufe ihres Einsatzes nahezu auf allen Linien des Karlsruher Straßenbahnnetzes zum Einsatz, nachdem an den Linienendpunkten Wendeschleifen geschaffen worden waren. Die Triebwagen der ersten Lieferserie fuhren einzeln oder als Zweiwagenzug mit einem zwei- oder vierachsigen Beiwagen behängt. Mit der Ausmusterung der zweiachsigen Beiwagen bis 1972 schränkte sich der Einsatzbereich der Wagen wegen ihrer im Vergleich mit den Gelenktriebwagen kleineren Kapazität auf die schwächer frequentierten Linien und auf Einsatzwagenkurse ein. Ihre Ausmusterung erfolgte zwischen 1977 und 1982.

Die Triebwagen der zweiten Lieferserie verkehrten in der Regel im Zweiwagenzug mit den passenden vierachsigen Beiwagen. Zumindest in den letzten Jahren ihres Einsatzes wurden sie in festen Kompositionen eingesetzt. Nach Umzeichnung der Beiwagen 309–316 in 434–441 war ab 1982 die Zuordnung von Trieb- und Beiwagen auch anhand der um 300 höheren Betriebsnummer erkennbar. Die letzte Stammlinie der Wagen war bis 1983 die Linie 2 (Durlach–Neureuter Straße). Nach Umstellung des Liniennetzes und Lieferung der Stadtbahnwagen vom Typ GT6-80C wurden die Vierachserzüge aus dem Verkehr gezogen.

Verbleib

Bahnmeistereitriebwagen 492 (ex 136) im Betriebshof Tullastraße

Mit Ausnahme des Triebwagens 119 und des Beiwagens 307 wurden sämtliche Fahrzeuge der ersten Serie zwischen 1977 und 1982 verschrottet. Die verbleibende Garnitur wurde im Betriebshof West der Verkehrsbetriebe Karlsruhe als Denkmal aufgestellt. Mit der Erweiterung der Gleisanlagen im Betriebshof West wurde das Denkmal 1994 geräumt und die beiden Wagen verschrottet.

Von den Fahrzeugen der zweiten Serie wurden zwei Triebwagen und sieben Beiwagen Mitte der 1980er Jahre verschrottet, während die Garnitur aus Triebwagen 139 und Beiwagen 439 (ehemals 314) als fahrfähige Museumswagen erhalten blieben. Zwei Triebwagen wurden zu Partywagen umgebaut und erhielten dazu eine Innenausstattung mit Polsterecken sowie eine auffällige, rot-weiße Lackierung. Um die Fahrzeuge auch im Winterdienst einsetzen zu können, erhielten sie einen zweiten Stromabnehmer mit Kupferschleifleiste, der das Freikratzen vereister Oberleitungen ermöglicht. Drei Triebwagen wurden zu Schlepptriebwagen der Bahnmeisterei umgerüstet, die diese zum Transport von Baumaterial an Gleisbaustellen nutzt. Inzwischen wurde einer der Partywagen abgestellt sowie zwei der Bahnmeistereiwagen verschrottet.

Wagen Weiternutzung Verschrottung
119, 307 Denkmal Betriebshof West 1994
120, 123, 126–128, 130, 131, 308 1977
121, 122, 124, 125, 129, 132, 133 1982
134 Partywagen 490 seit 1987
135 Schlepptriebwagen 494 seit 1986
136 Schlepptriebwagen 492 seit 1985 2011
137 Schlepptriebwagen 493 seit 1985 1994
138, 312, 315 1987
139, 314 Museumswagen seit 1985
140, 313, 316 1985
141 Partywagen 491 seit 1989, z. Z. abgestellt
309–311 1986

Literatur

  • Manfred Koch (Hrsg.): Unter Strom. Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe. Badenia Verlag, Karlsruhe 2000, ISBN 3-7617-0324-4 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs 20).
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 6: Baden. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1999, ISBN 3-88255-337-5.
  • Martin Pabst: Taschenbuch Deutsche Straßenbahn-Triebwagen. Band 2: Elektro-Triebwagen 1931 – heute. Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-05043-2.

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