Kriegsstraßenbahnwagen

Kriegsstraßenbahnwagen
Kriegsstraßenbahnwagen (KSW)
In Wien erhielten die Kriegsstraßenbahnwagen die Bezeichnung A, hier A 25 mit einem älteren Beiwagen
Anzahl: 148 Tw, 313 Bw
Hersteller: Fuchs, Düwag, Siemens, BBC, AEG
Baujahr(e): 1943–1950
Achsformel: Bo (Tw), 2 (Bw)
Stundenleistung: 120 kW
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 2
Bauart Fahrstufenschalter: VNFB 3.85
Sitzplätze: 12
Stehplätze: 50

Der Kriegsstraßenbahnwagen (KSW) ist ein Straßenbahn-Einheitstyp. Im Zweiten Weltkrieg wurde 1942 aufgrund einer Intervention des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition der Bau konventioneller Straßenbahnwagen eingestellt. Um gleichzeitig das steigende Fahrgastaufkommen zu bewältigen und Kriegsschäden zu beheben, wurde unter Leitung der Düsseldorfer Waggonfabrik ein stark vereinfachter Wagentyp konzipiert, dessen Herstellung weniger Material verbrauchte und der bei vermindertem Komfort mehr Fahrgäste transportieren konnte als zu Friedenszeiten konzipierte Wagen.

Technik

KSW 506 in Augsburg

Die KSW wiesen eine ähnliche Länge auf wie typische noch zu Friedenszeiten gebaute zweiachsige Wagen im Deutschen Reich. Der Achsstand war mit 2,9 bis 3,0 Metern durchaus nicht ungewöhnlich. Durch eine Veränderung der Raumaufteilung konnte aber ein erstaunlich großes Fassungsvermögen von 89 Plätzen erreicht werden. Dies wurde möglich, indem man den Innenraum nur circa 4,3 Meter lang ausführte, die Gesamtlänge betrug 10,4 Meter. Der Innenraum verfügte über drei Gruppen von je vier in Abteilform angeordneten Sitzen, es waren also an jeder Seitenwand sechs Sitze in Querrichtung angebracht. Somit konnten zwar nur zwölf Fahrgäste einen Sitzplatz finden, es wurden jedoch 77 Stehplätze möglich. Das Fehlen von inneren Trennwänden begünstigte den Fahrgaststrom und ermöglichte es, trotz der vielen Plätze akzeptable Aufenthaltszeiten an den Haltestellen zu erzielen. Eine große Schiebetür an jeder Plattformseite ermöglichte ebenfalls einen schnellen Fahrgastwechsel.

Die Wagen wurden in späteren Jahren häufig modernisiert. Hierbei wurden beispielsweise Kleinspannungsanlagen, Druckluftbremsen, teilweise sogar automatische Türen nachgerüstet. Zum Teil wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren die Triebwagen als Sichtkarten-Wagen ohne Schaffner eingesetzt, während der Beiwagen mit einem Schaffner besetzt wurde, es gab aber auch schaffnerlose Beiwagen mit Fahrgastselbstbedienung. Ein Teil der Wagen wurde zu Gelenktriebwagen verschiedenster Bauarten umgebaut, um dem Personalmangel der Nachkriegszeit abzuhelfen.

Die Triebwagen besitzen im ursprünglichen Zustand ein Leergewicht von 10,4 Tonnen, die Beiwagen ein Gewicht von 6,5 Tonnen. In der Regel wurden die KSW von der Heidelberger Firma Fuchs geliefert, die Beiwagen wurden von der Uerdinger Waggonfabrik geliefert. Elektrisch wurden die Triebwagen von Siemens und BBC ausgestattet. Die Trieb- und Beiwagen sind jeweils mit zwei Magnetschienenbremsen ausgestattet.

Geschichte

Die Kriegsstraßenbahnwagen sollten die zahlreichen Straßenbahnwagen ersetzen, die während des Zweiten Weltkriegs durch Kampfhandlungen zerstört wurden. Entsprechend materialsparend, einfach und robust sind diese Fahrzeuge ausgerüstet, mit wenigen Sitzplätzen aus Holz. Noch während des Krieges erhielten die Straßenbahnbetriebe von München, Danzig, Dresden, Duisburg, Frankfurt am Main, Kattowitz, Köln, Wien und Berlin (Prototyp) die ersten Serien dieser Fahrzeuge. Der Großteil der Fahrzeuge wurde jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut und ausgeliefert. Die Stückzahl beläuft sich auf 148 Trieb- und 313 Beiwagen. Ausgeliefert wurden diese Fahrzeuge in den Jahren 1946 bis 1950. Sie waren bei der Auslieferung äußerst spartanisch ausgestattet.

Aus dem KSW entwickelte der polnische Schienenfahrzeughersteller Konstal den Standardwagen N mit Schiebefenstern und 16 Sitzplätzen.

Heute werden die noch zahlreich vorhandenen KSW bei verschiedenen Betrieben als Museumsfahrzeuge eingesetzt. Darunter auch der Prototyp, der seit 1944 bei der Woltersdorfer Straßenbahn beheimatet ist.

Weblinks

 Commons: Kriegsstraßenbahnwagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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