Vereinigung gegen mediale Gewalt

Vereinigung gegen mediale Gewalt

Die Vereinigung gegen mediale Gewalt (VGMG) wurde am 28.April 2009 in Bern (Schweiz) gegründet[1], hat ihren Sitz in Muri bei Bern und sieht sich als gesamtschweizerischer Verein. Erste Co-Präsidenten seit der Gründung waren Ursula E.Brunner und Roland Näf.

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeiten und Ziele

Hauptanliegen der VGMG ist die Bekämpfung von Unterhaltungsmedien, insbesondere von Computerspielen, in denen erhebliche Gewaltdarstellungen vorkommen. Der Verein sieht sich als politisch und religiös neutral und verfügt über Mitglieder aus verschiedenen politischen Parteien und gesellschaftlichen Richtungen. Wesentliche Ziele sind die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und politischer Entscheidungsträger im Sinne der Vereinssicht, angeblich nötiger Schutz von Kindern und Jugendlichen, die Durchsetzung und weitere Verschärfung staatlicher Verbote, die Koordination der gesellschaftlichen Arbeit gegen mediale Gewalt, sowie die Zugangsvermittlung zu ausgewählten Forschungsergebnissen beim Thema Mediengewalt[2].

Der Verein behauptet einen ursächlichen Zusammenhang zwischen spektakulären Straftaten und "Killergames", sowie Gewalt in anderen Medien. Eine Trennung zwischen den in Spielwelten vorherrschenden Wertvorstellungen und Handlungen einerseits und Werten und Handlungsweisen im realen Leben andererseits wird abgelehnt; es wird behauptet, Computerspiele mit amoralischen Handlungen und Wertesystemen lehren diese auch für das wirkliche Leben[3]. Außerdem behauptet der Verein, die betreffenden Spiele trainierten Handlungsmuster für reale Gewalttaten. Seine Verbotsziele sind daher gesamtgesellschaftlich, auch gegen erwachsene Nutzer solcher Medien, ausgerichtet; eine Beschränkung auf Jugendschutz wird abgelehnt. Er verbreitet Studien, mit denen diese Ansichten bestätigt werden sollen [4].

Vorfeldaktivitäten und Gründung

Hauptinitiator war der Berner SP-Kantonsrat und Lehrer Roland Näf. Dieser war schon vorher mit intensiven Bemühungen, Verbote gewalthaltiger Computerspiele auf Basis bestehender Gesetze durchzusetzen, in Erscheinung getreten[5][6]. Hierbei handelte es sich um Strafanzeigen gegen Händler, welche die Spiele Stranglehold und Manhunt 2 vertrieben; die ersten Anzeigen endeten mit Freisprüchen gegen die Angeklagten, letztere mit Verfahrenseinstellung. Daher behaupteten die Initiatoren des Vereins, der bestehende Artikel 135 des Schweizer Strafgesetzbuches reiche nicht aus.

Aktionen und Vorstöße gegen gewalthaltige Medien

Zum Begriff der Motion in der Schweiz siehe Motion (Schweiz)

Motion gegen gewalthaltige Medien in Strafanstalten, Kanton Bern

Im Jahre 2009 setzte die VGMG im Kanton Bern ein Verbot Gewalt darstellender Spiele und Filme in Erziehungs- und Strafanstalten durch [7] und forderte die anderen Kantone auf, entsprechend zu handeln [8].

Motion gegen gewalthaltige Computerspiele auf Bundesebene

Die SP-Politikerin und VGMG-Vorstandsmitglied Evi Allemann brachte auf Bundesebene eine Motion ein, welche die Schaffung eines verschärften Gesetzes gegen gewalthaltige Computerspiele forderte, das auch den Verkauf an erwachsene Nutzer unter Strafe stellt. Die Motion wurde am 3. Juni 2009 vom Nationalrat und am 18. März 2010 vom Ständerat angenommen[9]. Damit ist zwar noch kein Verbot eingeführt, aber ein entsprechender Gesetzesentwurf beauftragt.

Verbindungen zum ehemaligen Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM)

Im Frühjahr 2010 wurde bekannt[10][11][12], dass unter den Gründungsmitgliedern der VGMG rund ein Dutzend Anhänger des früheren Vereins zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) waren. Diese Vereinigung war in der Vergangenheit wiederholt als autoritär und sektenartig kritisiert[13] worden und hatte sich 2002 offiziell aufgelöst; viele frühere Mitglieder sind aber weiterhin aktiv. Die VGMG verlinkte in der Rubrik "bewährte Links" Seiten aus dem Umfeld der ehemaligen Gruppierung und veröffentlichte auf ihrer Titelseite Texte VPM-naher Personen. Nach Bekanntwerden wurden laut Verein die betreffenden Personen zum Austritt aufgefordert und die betreffenden Links und Texte auf der Webseite gelöscht[14], um Nachteile für die Vereinsarbeit zu vermeiden.

Kritik

Die VGMG trifft konkret jene Kritik, die auch generell gegen Verbotsabsichten gegen "Killerspiele" geäußert wird[15]. Darin wird der VGMG eine illegitime Bevormundung erwachsener Spieler vorgeworfen; die Behauptungen schädlicher Wirkungen von gewalthaltigen Spielen seien nicht stichhaltig und rechtfertigten in keinem Fall Totalverbote.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Gruppe gegen Killerspiele gegründet, 20min online, 28. April 2009
  2. VGMG-Webseite, dort bei "Über uns"
  3. Killergames – von der virtuellen zur realen Gewalt, Roland Näf auf der VGMG-Webseite
  4. VGMG-Webseite, dort unter "Forschung"
  5. Killer-Game: Freispruch für Mediamarkt-Chef, Blick, 9. Juni 2008
  6. Anzeige gegen Schweizer Händler von Killer-Game, NZZ, 7. April 2009
  7. Großer Rat gegen Killergames in Strafanstalten Berner Zeitung, 19. November 2009
  8. Schluss mit Killergames in Strafanstalten Roland Näf auf www.vgmg.ch
  9. Verkauf von Killerspielen einschränken NZZ Online, 18. März 2010
  10. VPM-Anhänger mischen mit Hugo Stamm, Tagesanzeiger, 19. März 2010
  11. Psychosekte mischelt bei Game-Verbot mit Lukas Mäder, 20min, 19. März 2010
  12. "Killerspiel"-Verbot in der Schweiz Bastian Birke, Telepolis, 13. März 2010
  13. VPM auf AGPF
  14. VGMG Jahresbericht 2009
  15. Titelseite Pro Jugendkultur

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