Villa Kahn (Stuttgart)

Villa Kahn (Stuttgart)

Die ehemalige Villa Kahn ist ein Wohnhaus in der Feuerbacher Heide, einer Straße im Stuttgarter Norden, gelegen am Killesberg. Sie wurde für den jüdischen Bankier Richard Kahn erbaut. Zwar verkaufte die Familie Kahn das Haus bereits 1934 wieder, doch trägt es bis heute den Namen in deren Gedenken.

Erbaut wurde die Villa zu Zeiten der Weimarer Republik in den Jahren 1922/1923 vom (später umstrittenen) und 1918 durch Paul Bonatz als Ordinarius (Professor) nach Stuttgart berufenen Architekten Paul Schmitthenner. Schmitthenner galt als bedeutender Vertreter der Stuttgarter Schule, einer Abteilung der Technischen Hochschule Stuttgart. 1926 baute er in der gleichen Straße auch das Wohnhaus Zerweck[1].

Die Villa Kahn spiegelt einen Teil der deutschen Architekturgeschichte wider. Ein hohes, für den Architekten typisches Walmdach verbindet die Gebäudeflügel und ist durch ein schmales Gesims von dem hell verputzten Mauerwerkskörper abgesetzt (Doppelmauereffekt). Dieser kam dadurch zustande, dass eine Mauer mit schmiedeeisernem Tor den Hof zur Straße hin noch abtrennte. Von einer breiten Terrasse führen zwei symmetrisch angeordnete Treppen zu einer tiefer gelegenen Wiesenterrasse. Ein axial angelegter Weg lenkt auf den mittig angeordneten Eingang. Das Haus hatte, wie es damals üblich war, keine Garage sondern lediglich einen Chauffeurhof. So mustergültig ruhig der gesamte Baukörper wirkt, einige aufregende Details sind erkennbar: Spitzbögen aus Sandstein in der Eingangshalle, feingliedrige Schmiedeeisenarbeiten an Fenstergittern, Brüstungen und Geländern, Außenleuchten und Gartentor sowie expressive Stuckdecken, die ursprünglich neben dem Gartensaal auch das Kabinett im Nordflügel zierten[2]. Die historisierenden Formen an den Fassaden und die Eckeinfassungen mit Profilsteinen sowie auch die Fensterbekrönungen stellen Motive aus dem barocken Schlossbau.

Seinem Nutzwert und den hohen an das Haus gesetzten Qualitätsmaßstäben verdankt das Gebäude seinen über die Jahrzehnte weitgehend unveränderten Substanzerhalt.[3]

Während der NS-Zeit wechselte das Anwesen den Besitzer mehrfach. Nach Kriegsende 1945 diente es als Wohnsitz des US-amerikanischen Standortkommandanten. Ab den 1950er-Jahren ging es wieder in Privatbesitz über. Da weiterhin mehrfache Eigentümerwechsel erfolgten, wurde das Gebäude den jeweils besonderen Anforderungen der Besitzer angepasst. Ab Ende 2006 erfolgte eine umfangreiche Sanierung der Villa. Mit der Planung und Sanierung betraut war der Stuttgarter Architekt und Denkmalexperte Sandro Graf von Einsiedel.

Für die Sanierung wurde der Bauherr Wilhelm Rall 2008 mit dem Denkmalschutzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.[4]

Literatur

  • Werner Skrentny, Rolf Schwenker, Sybille Weitz, Ulrich Weitz: Stuttgart zu Fuß. 4. Auflage, Silberburg-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-87407-813-9.
  • Christine Breig: Der Villen- und Landhausbau in Stuttgart 1830–1930. Hohenheim Verlag, Stuttgart und Leipzig 2000, ISBN 3-89850-964-8, S. 142f.

Einzelnachweise

  1. Landeshauptstadt Stuttgart Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung: Liste der Kulturdenkmale pdf-Datei
  2. Außen- wie Innenansichten auf: schroeter-farbgestaltung.de
  3. (1922)-Villa Kahn in Stuttgart auf: baufachinformation.de
  4. Die Preisträger des Denkmalschutzpreises 2008 [1]
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