Walter Lehmann (Altamerikanist)

Walter Lehmann (Altamerikanist)

Walter Lehmann (* 16. September 1878 in Berlin; † 7. Februar 1939 ebenda) war ein deutscher Altamerikanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Walter Lehmann wurde als Sohn des Geheimen Justizrats Gustav Lehmann und der Johanna Wetzel geboren. Er studierte ab 1898 Naturwissenschaften und Medizin und wurde 1903 zum Dr. med. promoviert. 1903 wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter von Eduard Seler am Völkerkunde-Museum in Berlin. Von 1907 bis 1909 reiste er im Auftrag des Museums von Panama nach Mexiko, machte Sprachaufnahmen und ethnographische Beobachtungen. 1910 wurde er Kustos am Völkerkunde-Museum in München. Dort wurde er 1913 in Völkerkunde promoviert und habilitierte sich 1915 im Fach Amerikanische Sprach-, Volks- und Altertumsstudien. Er wurde 1915 Privatdozent und 1920 außerordentlicher Professor an der Universität München. 1921 wechselte er als Direktor an das Ethnologische Forschungs- und Lehrinstitut des Museums für Völkerkunde in Berlin-Dahlem. Nach einer Forschungsreise nach Mexiko und Guatemala 1925 und 1926 war er ab 1927 Direktor der afrikanischen, ozeanischen und amerikanische Sammlungen des Berliner Völkerkunde-Museums. Daneben war er Privatdozent an der Universität, wurde aber 1934 vorzeitig pensioniert. 1934 bis 1936 war er Gastprofessor in Madrid und betrieb dort Archivstudien. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland bereitete er die Herausgabe aztekischer Texte vor, von denen viele allerdings erst posthum aus seinem Nachlass veröffentlicht wurden.

Lehmann forschte auf den Gebieten indigene Sprachen, Archäologie und Ethnologie Zentralamerikas. 1920 identifizierte er als erster den Tlapanec[1]-Sprachenzusammenhang korrekt. Er war Mitautor der Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas. Ein Teilnachlass von ihm befindet sich im Ibero-Amerikanisches Institut.[2]

Veröffentlichungen

  • Die Ueberlagerung der Leber durch das Colon transversum. B. Georgi, Leipzig 1903, zugleich: Dissertation, Leipzig 1903
  • Vokabular der Rama-Sprache nebst grammatischem Abriss. Straub, München 1914, zugleich: Dissertation, München 1913
  • Über die Stellung und Verwandtschaft der Subtiaba-Sprache der Pazifischen Küste Nicaraguas und über die Sprache von Tapachula in Südchiapas: Unger, Berlin 1915; zugleich: Habilitationsschrift, München 1915
  • Ergebnisse einer Forschungsreise in Mittelamerika und Mexico, 1907–1909. In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 42, S. 687–749, Berlin
  • Zentral-Amerika. Band 1: Die Sprachen Zentral-Amerikas in ihren Beziehungen zu einander sowie zu Süd-Amerika und Mexiko. 2 Teilbände, Reimer, Berlin 1920
  • mit Heinrich Doering: Kunstgeschichte des alten Peru. Wasmuth, Berlin 1924
  • Ausstellung altamerikanischer Kunst. Veranstaltet von den Staatlichen Museen in Gemeinschaft mit der Preussischen Akademie der Künste und dem Ibero-Amerikanischen Institut [Dezember 1931 bis Januar 1932]. Schaal, Berlin 1931
  • Aus den Pyramidenstädten in Alt-Mexiko. Hobbing, Berlin 1933
  • Die Geschichte der Königreiche von Colhuacan und Mexico (= Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas, Band 1). Kohlhammer, Stuttgart und Berlin 1938; 2. Auflage herausgegeben von Gerdt Kutscher, Kohlhammer, Stuttgart [u. a.] 1974, ISBN 3-17-228011-X
  • Bernardino de Sahagún; Walter Lehmann (Übersetzung); Gerdt Kutscher (Hrsg.): Sterbende Götter und christliche Heilsbotschaft. Wechselreden indianischer Vornehmer und spanischer Glaubensapostel in Mexiko 1524 (= Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas, Band 3). Kohlhammer, Stuttgart 1949 (mit Porträt)
  • Domingo de San Anton Muñon Chimalpahin Quauhtlehuanitzin; Walter Lehmann und Gerdt Kutscher (Übersetzung): Das Memorial breve acerca de la fundacion de la ciudad de Culhuacan und weitere ausgewählte Teile aus den „Diferentes historias originales“ (Ms. mexicain No. 74, Paris.) (= Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas, aufgezeichnet in den Sprachen der Eingeborenen, Band 7). Kohlhammer, Stuttgart 1958
  • Walter Lehmann und Gerdt Kutscher (Übersetzung und Erläuterung); Günter Vollmer (Einleitung): Geschichte der Azteken. Codex Aubin und verwandte Dokumente (= Quellenwerke zur alten Geschichte Amerikas aufgezeichnet in den Sprachen der Eingeborenen, Band 13). Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-3019-1

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. en:Tlapanec language
  2. Ibero-Amerikanisches Institut, Teilnachlass Walter Lehmann

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Walter Lehmann — ist der Name folgender Personen: Walter Lehmann (Altamerikanist) (1878–1939), deutscher Altamerikanist Walter Lehmann (Filmproduktionsleiter) (1890–1967), deutscher Filmproduktionsleiter Walter Lehmann (Turner) (* 1919), Schweizer Turner Walter… …   Deutsch Wikipedia

  • Lehmann — ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name leitet sich ab von Lehnsmann, Besitzer eines landwirtschaftlichen Lehnguts. Im 18. Jahrhundert tritt er vor allem in zwei mehr oder weniger geschlossenen Verbreitungsgebieten auf.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Dresden — Inhaltsverzeichnis 1 Die folgenden Personen sind in Dresden geboren 1.1 bis 1699 1.2 1700 bis 1799 1.3 1800 bis 1835 …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 2. Quartal 2011 — Nekrolog ◄◄ | ◄ | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 Nekrolog 2011: 1. Quartal | 2. Quartal | 3. Quartal | 4. Quartal Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr 2011 | Literaturjahr 2011… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”