Werftenkrise

Werftenkrise

Als Werftenkrise wird eine Strukturkrise im Bereich des Schiffbaus bezeichnet. Eine solche Krise ist meist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen bis hin zur Schließung von ganzen Werften verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Werftenkrisen

Im Laufe der Geschichte kam es in Deutschland und anderen Teilen der Welt immer wieder zu schwereren Werftenkrisen:

1970er- bis 1990er-Jahre

Ab den 1970er-Jahren waren die Auftragszahlen für den Schiffbau weltweit, insbesondere aber in den westlichen Industrienationen, stark rückläufig. In Asien (Japan, Südkorea, …), wo kostengünstiger produziert werden konnte, war hingegen sogar ein Aufbau von Werftkapazitäten zu verzeichnen. Die Krise erreichte ihren Höhepunkt in den späten 1980er-Jahren, dauerte aber noch bis in die 1990er-Jahre an, bevor Ende der 1990er ein deutlicher Aufschwung zu verzeichnen war.[1]

Bekannte „Opfer“ dieser Krise in Deutschland waren der Bremer Vulkan (Konkurs 1995), AG Weser (Schließung 1983), Schichau (Konkurs 1996), die Rolandwerft in Bremen (Konkurs 1972), die Deutsche Werft in Hamburg (Schließung 1973), die Büsumer Werft (Schließung 1986),[2] die Kremer Werft in Elmshorn (Konkurs 1978), die Elbewerft in Boizenburg (Insolvenz 1997), u. a. Andere entkamen nur knapp dem Untergang, z. B. die Flender-Werke in Lübeck, die Lloyd-Werft in Bremerhaven. Große noch bestehende Werften in Deutschland sind Lloyd Werft Bremerhaven, MWB Motorenwerke Bremerhaven AG, Schichau Seebeck Shipyard GmbH, Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG Bremen, Blohm + Voss, Aker MTW Werft GmbH in Wismar sowie Abeking & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft GmbH & Co. KG in Lemwerder.

In Deutschland schloss sich an die allgemeine Werftenkrise noch die Mecklenburger Werftenkrise an, da in Folge der Wiedervereinigung für die maroden DDR-Schiffbauunternehmen (Volkswerft Stralsund, Neptun-Werft und Warnow-Werft Rostock, MTW in Wismar, …) der Weg aus der Planwirtschaft in die Privatisierung mit erheblichen Einschnitten verbunden war.

Seit 2009

In der weltweiten Wirtschaftskrise 2009 / 2010 wurden kaum neue Aufträge erteilt. Die Auftragslage vieler Werften ist deshalb (noch) schlecht. In den kommenden 20 Jahren sollen bis zu 5000 Großwindräder in offshore Windparks in der Deutschen Bucht entstehen; hunderte weitere zudem vor der belgischen, britischen und dänischen Küste. Eine Studie der Beratungsgesellschaft KPMG (Mai 2011) sieht darin eine Riesenchance für die deutschen Werften: Die Offshore-Industrie könnte ihnen in den kommenden acht Jahren Umsätze von bis zu 18 Milliarden € bescheren und bis zu 6000 Arbeitsplätze sichern. Die Werften an Nord- und Ostsee durchleben derzeit den stärksten Strukturwandel in ihrer Geschichte und suchen nach dem Ende des Containerschiffbaus dringend neue Beschäftigungsfelder.[3]

Vereinigtes Königreich

Im März 1966 beschrieb der Geddes-Report die Situation der britischen Schiffbauindustrie.

1967 führten eine Abwertung des Britisches Pfund und eine Aufwertung der D-Mark dazu, dass internationale Reeder die Auftragsbücher der britischen Reedereien vorübergehend füllten.[4]

Von 1977 bis 1983 existierte die British Shipbuilders Corporation. Diese öffentlich-rechtliche Körperschaft besaß und leitete in dieser Zeit fast alle britische Schiffbauunternehmen sowie die Belfaster Werft Harland & Wolff.

Einzelnachweise

  1. IG Metall – Bezirk Küste – Universität Bremen: Beschäftigung, Auftragslage, Perspektiven im deutschen Schiffbau, Umfrageergebnisse 1998 auf uni-bremen.de
  2. Die Geschichte der Büsumer Werft(en) auf werftarchiv.de
  3. VDI-Nachrichten 27. Mai 2011 präsentiert am 26. Mai zur Maritimen Konferenz des Bundes in Wilhelmshaven
  4. Inflation ist schneller – Hoffnung auf die Mark-Aufwertung war trügerisch. In: Die Zeit, Nr. 18/1970

Weblinks


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