Deschimag

Deschimag

Die Deutsche Schiff- und Maschinenbau Aktiengesellschaft (Deschimag) war ein Zusammenschluss von acht norddeutschen Werften mit dem Verwaltungshauptsitz in Bremen. Es war der erste Großkonzern der deutschen Schiffbauindustrie. Er entstand – vor dem Hintergrund der damaligen Werftenkrise – auf Betreiben Bremer Kaufleute, Bankiers und Reeder. Eine zentrale Rolle spielte dabei Johann Friedrich Schröder ,Mitinhaber der Bank Schröder, Heye und Weyhausen. Der Zusammenschluss begann 1926, 1941 übernahm Krupp die Aktienmehrheit, 1945 wurde das Unternehmen aufgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensstruktur

Folgende Firmen wurden 1927/28 zur Deschimag zusammengeschlossen:

Das Unternehmen produzierte u. a. Schiffe, Schwimmdocks, Schiffskessel und -Dieselmotoren, Dampfmaschinen und -turbinen, Bagger, hydraulische Kupplungen und Getriebe.

Die DeSchiMAG wurde von Bremer Kaufleuten und Reedern beherrscht, Techniker spielten nur eine Nebenrolle.

Vorstandsvorsitzender (Generaldirektor) war von 1926 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo im Jahr 1944 Franz Stapelfeldt (1877-1954).
Die Vorstandsmitglieder waren:

  • Prof. Dr. G. Bauer (Vulkan-Werke)
  • H. Wallwitz (Vulkan-Werke)
  • H. Claussen (Tecklenborg)
  • Dr.-Ing. H. Wach (Tecklenborg)

Vorsitzender des Aufsichtsrates war der Bankier Johann Friedrich Schröder.
Die Mitglieder des Aufsichtsrats waren u.a.:


Geschichte

In den 1920er Jahren kam es in Deutschland zu einer Werftenkrise: viele Werften hatten von der Aufrüstung der Kaiserlichen Marine profitiert, doch jetzt fehlte es an Aufträgen. Vor diesem Hintergrund trieb (vor allem) der Bremer Bankier Johann Friedrich Schröder die Konzentration der norddeutschen Schiffbauindustrie voran. 1925 erwarb er die Aktienmehrheit der G. Seebeck A.G..

Am 28. Dezember 1926 wurden auf Schröders Betreiben hin die Joh. C. Tecklenborg A.G. in Geestemünde und die Vulkan-Werke Hamburg und Stettin übernommen. Gleichzeitig erfolgte die Umbenennung in Deutsche Schiff- und Maschinenbau AG (Deschimag). Die erste ordentliche Hauptversammlung der Deschimag fand am 24. Mai 1927 im Gebäude der J. F. Schröder Bank K.a.A. in Bremen statt.

Am 24. September 1928 wurde die Tecklenborg-Werft stillgelegt. 2300 Beschäftigte verloren den Arbeitsplatz. Ein Teil der Belegschaft wurde von der G. Seebeck A.G. übernommen. Mit Maschinen und Geräten aus den Beständen der Tecklenborg-Werft konnte die Seebeck-Werft modernisiert und erweitert werden.[1] Am 5. Oktober 1928 wurde die G. Seebeck A.G. in Wesermünde von der Deschimag komplett übernommen. Weiterhin wurde in diesem Jahr die Aktienmehrheit der Actien-Gesellschaft „Neptun" in Rostock und Nüscke & Co. A.G. in Stettin übernommen. Nüscke & Co ging 1928 in Konkurs. Die Abteilung für Lokomotiv-Bau der Vulkan-Werke Stettin wurde an die August Borsig GmbH in Berlin verkauft und die Stettiner Vulkan-Werft 1928 geschlossen. Die Werft Hamburger Vulkan-Werke wurde 1930 von den Kieler Howaldtswerken übernommen und von diesen als Howaldtswerke Hamburg weitergeführt.

In den Jahren 1931-1933 wurden mangels Aufträgen keine neuen Schiffe gebaut. Erst 1934 bekam die Actien-Gesellschaft "Weser" einen Neubauauftrag vom Norddeutschen Lloyd. Im gleichen Jahr wurde die Weser Flugzeugbau GmbH gegründet, um ein weiteres Geschäftsfeld zu erschliessen. Ab 1935 erhielt das Unternehmen dann umfangreiche Aufträge zum Bau von Schiffen für die Kriegsmarine (vor allem Zerstörer und U-Boote), so dass die Produktion bis 1939 komplett auf den Kriegsschiffbau umgestellt wurde.

Erfolgreich vermarktet durch Lizenzverträge wurden die von Dr. Bauer und Dr. Wach entwickelte Bauer-Wach Abdampfturbine sowie die vom österreichen Schiffbau-Ingenieur Maier entwickelte Maierform.

Nach der wirtschaftlichen Stabilisierung erfolgte 1941 die Übernahme der Aktienmehrheit durch den Krupp-Konzern. Durch den Kauf wird das Angebot der Krupp Germaniawerft um größere Schiffe und U-Boote erweitert.[2]

Zu dieser Zeit waren bei der Deschimag fast 20.000 Menschen beschäftigt, davon fast 6.000 Kriegsgefangene und Häftlinge des KZ Neuengamme. Der Anteil der Fremdarbeiter in der Belegschaft betrug 1942 12,7%.[3] Ein Teil der Zwangsarbeiter kam aus dem Anfang 1944 eingerichteten Aussenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in Bremen-Blumenthal.[4] 1945 wurde die Deschimag aufgelöst und wieder in die verbliebenen Einzelunternehmen aufgeteilt, nämlich die ursprüngliche Stammwerft Aktien-Gesellschaft „Weser" (AG Weser) und die Seebeck-Werft.

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die AG Weser bis Mitte 1970er Jahre zum größten Werftunternehmen im Weser-Ems-Gebiet. In der folgenden Werftenkrise mussten viele Unternehmen aufgeben - nach 111 Jahren Schiffbau bei der AG Weser wurde auch diese Werft Ende 1983 geschlossen.

Unternehmenspolitik

Die Konzernpolitik bestand darin, hauptsächlich Aufträge für die Stammwerft Actien-Gesellschaft "Weser" zu beschaffen und in den anderen Betrieben durch Stilllegung und spätere Schliessung Kapazitäten abzubauen.

Diese Werftenkonzentration sorgte für Unruhe bei den Hamburger Schiffbauern und Proteste bei den betroffenen Arbeitern, da die Tecklenborg-Werft (diese Werft hatte einen sehr guten Ruf, neueste Technologie und genügend Aufträge) stillgelegt werden sollte. 1928 wurden zwei Aufträge vom Norddeutschen Lloyd an die Tecklenborg-Werft – vermutlich auf das Betreiben Schröders hin (er hatte grosse Einfluss auf die Reeder) – zurückgezogen, was die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven zu der Aussage veranlaßte, "daß die Unrentabilität der Tecklenborgwerft für die Jahre 1927/28 durch künstliche Maßnahmen der Deschimag bewußt herbeigeführt worden ist". Als Begründung für die Schliessung der Tecklenborg-Werft argumentierte die Deschimag, dass eine Werft an dem Standort (Geestemünde/Wesermünde) genüge und die Seebeck-Werft an der Wesermündung besser gelegen sei.

U-Boot-Bau

Während des Zweiten Weltkriegs war das wichtigste Geschäftsfeld der Deschimag der U-Boot-Bau. Da die Bombardierungen der Werften durch die Alliierten immer grössere Schäden verursachten und so der U-Boot-Bau stark beeinträchtigt wurde, wurden bombensichere Werften in Bunkern geplant. Ab 1942 gab es bei der Kriegsmarine Überlegungen, neben den bestehenden kleineren U-Boot-Bunkern in Hamburg und Kiel grössere bei den Bremer Werften bauen zu lassen. Gegenstand der Überlegungen waren die zum Thyssen-Konzern gehörende Vulkan-Werft und die zum Krupp-Konzern gehörende Deschimag. Der Bunker der Deschimag sollte direkt neben dem bestehenden Werftgelände gebaut werden. Hier sollten U-Boot-Sektionen gebaut werden, die dann in der Bunker-Werft des Thyssen-Konzerns (U-Bootbunker Valentin) verwendet werden sollten.

Schiffe (Auswahl; siehe auch AG Weser)

Zivile Schiffe

  • 1929, Schnelldampfer Bremen für den Norddeutschen Lloyd
  • 1935, Fracht- und Passagierschiffe Scharnhorst und Gneisenau für den Norddeutschen Lloyd
  • 1936, Motor-Tankschiff Friedrich Breme
  • 1936/1937, Walfang-Mutterschiffe Terje Viken und Unitas

Kriegsschiffe

  • Zerstörer 1934A (4 Einheiten bei der AG Weser)
  • Zerstörer 1936/1936 A (18 Einheiten bei der AG Weser)
  • Zerstörer 1936 B (5 Einheiten/davon 2 nicht fertiggestellt bei der AG Weser)
  • U-Boote der Typen IX und XXI (162 Boote bei der AG Weser und Seebeck AG)[5]

Quellen

  1. http://www.janmaat.de/brhvchronik_04.htm
  2. http://www.thyssenkrupp.de/de/konzern/geschichte_chronik_k1941.html
  3. http://www.bremen.de/sixcms/detail.php?id=342818
  4. http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/index.php?id=412&tx_ngaussenlager_pi1%5Baid%5D=177
  5. http://uboat.net/technical/shipyards/ag-weser.htm

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