Werner Abel

Werner Abel

Werner Abel (* 6. April 1902 in Kiel; † 15. Oktober 1935 im KZ Dachau) war ein deutscher Journalist.

Leben und Wirken

Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Freiwilliger teilnahm, betätigte Abel sich als Journalist und Nachrichtenmann. 1920 wurde er in diesem Zusammenhang vom Landgericht Tilsit wegen Betruges zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt. Anschließend ging er nach Süddeutschland, wo er in Kontakt mit Kreisen der extremen politischen Rechten kam. So gehörte er in den frühen 1920er Jahren dem terroristischen Geheimbund Organisation Consul an. Um 1922/1923 war er zudem vorübergehend in der NSDAP aktiv. In München war er zu dieser Zeit unter dem Decknamen Prinz Ysenburg bekannt.

Im späteren Verlauf der 1920er Jahre rückte Abel politisch immer weiter nach Links, so dass er schließlich im sozialdemokratischen bis kommunistischen Lager stand. Am 20. Mai 1928 schlug er anlässlich der Reichstagswahlen dieses Jahres ein Plakat an, in dem er sich gegen die Südtirol-Politik und die Geldquellen der NSDAP wandte. Unter anderem behauptete Abel, dass er im Herbst 1923 als Verbindungsmann des „Ostpreußischen Vaterländischen Kartells“ und Münchener Rechtskreise zwischen einem italienischen Agenten namens Giuseppe Migliorati und Adolf Hitler vermittelt habe. Hitler habe damals wie die Führer anderer rechtsstehender Wehrverbände über Migliorati italienische Gelder erhalten, um sich nicht an der Südtirolpropaganda der Nationalisten zu beteiligen. Nachdem Abel diesen Vorwurf als Zeuge bei einem Prozess, den Hitler im Februar 1930 vor dem Landgericht in München gegen Alfred Graefe, Ludwig Zerfass und einige andere führte, wiederholte, erstattete Hitler Anzeige gegen ihn wegen Meineides.

Das Meineids-Verfahren gegen Abel zog sich schließlich bis 1932 durch mehrere Instanzen. Im Juni 1932 wurde Abel schließlich in letzter Instanz vom Landgericht München I schuldig befunden und zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt.

Auf Seiten der Nationalsozialisten machte man die Anschuldigungen Abels, die in dem Verfahren von 1932 den Höhepunkt ihrer Publizität erreichten, mit dafür verantwortlich, dass Hitler bei der Reichspräsidentenwahl 1932 gegen Hindenburg unterlag. Für Hitler war die Frage der Finanzierung der NSDAP durch ausländische Geldquellen zudem ein persönlich sensibler Punkt: Hermann Lutz kolportiert, dass er während des Verfahrens „außer Rand und Band“ geraten sei und einen „Tobsuchtsanfall (mit Schaum vor dem Munde)“ aufgeführt habe, weswegen er zu einer Geldstrafe von 1.000 RM wegen Ungebühr vor Gericht verurteilt worden sei.[1]

Abel starb 1935 im KZ Dachau; offiziell durch Suizid. Der starke Eindruck, den die Angelegenheit Abel auf Hitler gemacht hatte, zeigt sich unter anderem darin, dass sich Hitler noch 1940 in einem Gespräch mit Joseph Goebbels, das dieser in seinem Tagebuch festhielt, ausführlich zu Abel äußerte.

Literatur

  • Martin Broszat: Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt, (= Bayern in der NS-Zeit Bd. II), 1979.
  • Othmar Plöckinger: Mein Kampf. Geschichte eines Buches, 2006.

Einzelnachweise

  1. Hermann Lutz: Verbrecher-Volk im Herzen Europa, 1959, S. 144.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Abel (Familienname) — Relative Häufigkeit des Namens Abel in Deutschland (Stand: Juni 2010) Abel ist ein deutscher, englischer und französischer Familienname. Inhaltsverzeichnis A B C D E …   Deutsch Wikipedia

  • Abel Ferrara — (* 19. Juli 1951 in New York, New York) ist ein US amerikanischer Drehbuchautor und Regisseur. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Werner Sanß — (* 27. April 1913 in Münster; † 5. Mai 2004 in Selm) war Theologe, Friedensaktivist und der erste Träger des Aachener Friedenspreises. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Erinnerungen 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Werner Eichberg — (* 1910 in Berlin; † 1985 in München) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer. Erweiterungsbau der Sparkasse im Tal in München …   Deutsch Wikipedia

  • Abel Douay — Anton von Werner (1888): „Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leiche des Generals Abel Douay“ …   Deutsch Wikipedia

  • Abel (Bad Aibling) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Abel Douay — Le prince Frédéric Guillaume contemplant le corps du général Abel Douay, par Anton von Werner, 1888 …   Wikipédia en Français

  • Werner von Oberwesel — Rheinromantische Wernerkapelle zu Bacharach ab 1289 …   Deutsch Wikipedia

  • Werner von Womrath — Rheinromantische Wernerkapelle zu Bacharach ab 1289 Werner von Oberwesel (auch Werner von Bacharach oder Werner von Womrath); * 1271 in Womrath, Hunsrück; † 1287) war ein Taglöhner, dessen ungeklärter Tod Juden angelastet wurde und zu einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Charles Abel Douay — Anton von Werner (1888): „Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leiche des Generals Abel Douay“ General Abel Douay Abel Douay (* 2. März …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”