Wilhelm Seelmann

Wilhelm Seelmann

Wilhelm Seelmann, eigentlich Wilhelm Seelmann-Eggebert (* 20. Januar 1849 in Oschersleben; † 5. Mai 1940 in Berlin; vollständiger Name: Wilhelm Emil Seelmann-Eggebert) war Professor Dr. phil., Bibliothekar, Philologe und Germanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Seelmann-Eggebert wurde 1849 als Sohn des Lohgerbermeisters Gotthelf Seelmann-Eggebert in Oschersleben geboren und war der ältere Bruder des Philologen Emil Paul Seelmann-Eggebert (* 1859; † 1915). Er besuchte bis 1862 die Volksschule in Oschersleben und danach das Gymnasium in Quedlinburg. Nach dem Abitur 1871 nahm Seelmann-Eggebert bis 1874 das Studium der Klassischen und Germanischen Philologie an der Universität Berlin auf. 1875 promovierte er an der Universität Halle.

Von 1874 an war Wilhelm Seelmann-Eggebert als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Berlin und von 1901 als Oberbibliothekar an der Preußischen Staatsbibliothek tätig. 1920 trat er in den Ruhestand.

Forschung

Seelmann-Eggebert wandte sich neben seiner beruflichen Tätigkeit besonders der Erforschung der mittel- und neuniederdeutschen Mundarten zu. Er war bestrebt, die erzielten Ergebnisse für Forschungen auf dem Gebiet der deutschen Altertumskunde und der vergleichenden Literaturgeschichte nutzbar zu machen. 1877 trat Wilhelm Seelmann-Eggebert dem Verein für niederdeutsche Sprachforschung bei und war von 1909 bis 1923 dessen Vorsitzender. 1884 bis 1924 redigierte der Philologe das Jahrbuch für niederdeutsche Sprachforschung und gab den Deutschen Universitäts-Kalender (1873–1877), die Jahresberichte über die Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen Philologie (Jahrgänge 1879–1881, 1892–1903), sowie die Jahrgänge 1905–1920 zur Niederdeutschen, die Jahrgänge 1879–1881 und 1892–1898 zur Niederländischen und die Jahrgänge 1896–98 zur Deutschen Mundartenforschung heraus. Wilhelm Seelmann-Eggebert begründete die Reihe Drucke des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, in der er zahlreiche ältere mittelniederdeutsche Dichtungen herausgab und publizierte mit Ernst Brandes und Conrad Borchling 1905 bis 1906 eine siebenbändige Ausgabe der Werke Fritz Reuters. Er veröffentlichte zudem in Buchform und in Zeitschriften zahlreiche sprachwissenschaftliche Arbeiten und machte sich um die niederdeutsche Sprache und Literatur sehr verdient. Der Philologe und Germanist erhielt 1940 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Werke

  • Gerhard von Minden, 1878
  • Valentin und Namelos, 1884
  • Mittelniederdeutsche Fastnachtsspiele, 1885
  • Niederdeutsche Reimbüchlein, 1885
  • Nordthüringen. Zur Geschichte der deutschen Volksstämme Norddeutschlands und Dänemarks im Altertum und Mittelalter, 1887
  • Die Totentänze des Mittelalters. Untersuchungen nebst Litteratur- und Denkmälerübersicht, 1893
  • Niederdeutsche Schauspiele älterer Zeit, 1895 (mit Johannes Bolte)
  • Die plattdeutsche Litteratur des 19. Jahrhunderts, in: Jahrbuch für niederdeutsche Sprachforschung 22, 1897; ebd. 28, 1902; ebd. 41, 1915
  • Niederdeutsche Ergebnisse der germanistischen Wissenschaft 1902
  • Reuter-Forschungen, 1910
  • Die ältesten Flußnamen des Harzes, in: Zeitschrift für Ortsnamenkunde, 1935, 11 f.

Literatur

  • Rudolf Eckart, Handbuch zur Geschichte der plattdeutschen Literatur, 1911, S. 414 ff.
  • Conrad Borchling, Zum 70. Geburtstag Wilhelm Seelmann-Eggeberts, in: Korrespondenzblatt für niederdeutsche Sprache 37, 1919, S. 1–7
  • Erich Seelmann-Eggebert, Verzeichnis der Schriften Wilhelm Seelmann-Eggeberts, in: Jahrbuch für niederdeutsche Sprachforschung 54, 1929, S. 136–138
  • Conrad Borchling, Wilhelm Seelmann-Eggebert und der Verein für niederdeutsche Sprachforschung, in: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 65/66, 1939/1940, S. 1–13
  • Andrea Habermann u. a. (Hg.), Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925–1980, 1985, S. 326

Weblinks


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