Wilhelm Jelinek

Wilhelm Jelinek

Wilhelm (Willi) Jelinek (* 25. Dezember 1889 in Ludwigsdorf (poln. Charbielin); † 24. März 1952 im Zuchthaus Bautzen) war ein deutscher Metallarbeiter, Autor, Betriebsratvorsitzender und Vertreter des Anarchosyndikalismus.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Nach dem Ersten Weltkrieg organisierten sich in Deutschland zeitweilig mehr als 150.000 Menschen in der anarchosyndikalistischen und anarchistischen Bewegung. Ab 1933 und nach 1945 hatten es die Anarchisten schwer, ihre Weltanschauung in Wort und Schrift zu verbreiten.
Jelinek spielte eine wichtige Rolle als Anarchosyndikalist bereits während der Zeit der Machtergreifung (1933) durch die Nationalsozialisten in Deutschland und auch später nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1945). 1933 kamen verschiedene anarchistische Aktivisten in „Schutzhaft“, so unter anderem Jelinek, Marie Meier und Martin Küchler. Ein Jahr später wurde eine Gruppe aus dem Umfeld der freiheitlichen Sozialisten in Hagen verhaftet. Martin Küchler wurde mit seiner Ehefrau verurteilt wegen des Hörens von „Feindsendern“.

Wilhelm Jelinek organisierte zusammen mit anderen Anarchisten und Anarchosyndikalisten 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ, später DDR) einen Treffpunkt für freiheitliche Sozialisten, genannt die „Zwickauer Richtung“. In jener Zeit gab er das Rundschreiben Zwickau heraus, das später von Willy Huppertz fortgeführt wurde. Frühere Mitglieder der Anarchistischen Föderation (AF), unter anderem Fritz Heller, beteiligten sich bei der Informationsstelle und dem Rundschreiben. „In Zwickau wurde, so unglaublich es klingt, eine Informationsstelle des gesamtdeutschen Anarchismus gebildet. Sie berief Mitte 1948 nach Leipzig eine geheime Konferenz aller unter sowjetischer Besatzungsmacht lebenden Antiautoritären verschiedener Richtungen ein“.[1] Zwischen 1945 und 1948 waren anarchistische Gruppen in der DDR so gut organisiert, dass sie westdeutschen Anarchisten unter anderem finanzielle Hilfe bieten konnten. Drei Anarchosyndikalisten wurden 1945 verhaftet und im Gefängnis durch Handgranaten zu Tode gebracht.[2] Im November 1948 wurde ein Treffen in Leipzig für libertäre Gruppen organisiert. Jelinek, der die Konferenz mit geplant hatte, wurde, wie alle anderen Teilnehmer, verhaftet.[3] Jelinek beteiligte sich bei der Zeitschrift „Proletarischer Zeitgeist“ als Autor und als Kontaktadresse. Diese „von Arbeitern für Arbeiter geschriebene Zeitung“ (Untertitel) stand anfangs der Allgemeine Arbeiter-Union – Einheitsorganisation (AAU–E) nahe, wandte sich jedoch später von der rätekommunistischen Ausrichtung der AAUE ab.

Unter bislang ungeklärten Umständen starb Wilhelm Jelinek 1952 im Zuchthaus Bautzen. Seine Mitstreiter sprachen von „politischem Mord“.[4].

Weiterführende Literatur

Bücher

Zeitschriften

  • Direkte Aktion, Nr. 157, 2003. Andreas Graf, Knut Bergbauer, Genossen, den Weg weisen müssen wir. Antiautoritäre Arbeiterbewegung in der SBZ: Wilhelm „Willi“ Jelinek und der Zwickauer Kreis.
  • Direkte Aktion, Nr. 78, 1989, Seite 10. Hohnny Schlichting, Willi Jelinek und der Anarchismus in der SBZ 1945–1948.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zitat aus: Günter Bartsch, Anarchismus in Deutschland, 1945–1965. Ebenfalls erschienen in der Zeitschrift Trafik Nr. 12, April 1984. Anarchisten in der DDR
  2. Alternatives Zentrum Zwickau. Abschnitt Anarchismus und libertäre Presse in der SBZ und in der DDR. Abgerufen am 23. Januar 2010
  3. Autor: Bernd Drücke, Anarchy in Eastgermany. In: Graswurzelrevolution Nr. 340, 1989
  4. Zitat aus: Günter Bartsch, Anarchismus in Deutschland, 1945–1965, S. 200

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