Wilhelm Kobelt (Zoologe)

Wilhelm Kobelt (Zoologe)
Wilhelm Kobelt (vor 1916)

Wilhelm Kobelt (* 20. Februar 1840 in Alsfeld; † 16. März 1916 in Schwanheim) war ein deutscher Arzt, Professor, Heimatforscher, Autor und Zoologe, speziell Malakologe. Kobelt war im Jahr 1868 Mitgründer der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft in der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, deren Ehrenmitglied er war.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Wilhelm Kobelt studierte an der Liebig-Universität in Gießen Medizin und promovierte dort im Jahr 1862 mit einer Arbeit über Kardiologie. Neben dem Studium hatte er sich mit biologischen und zoologischen Studien beschäftigt. Seine Tätigkeit als praktizierender Arzt nahm er nach dem Staatsexamen zunächst in der nassauischen Stadt Biedenkopf auf. Mit 29 Jahren zog Kobelt 1869 ins zuvor ebenfalls nassauische Schwanheim, ein Dorf südwestlich von Frankfurt am Main mit etwa 2000 Einwohnern.[1] Dort war er der erste niedergelassene Arzt.[2] Hier erhielt er wegen seines Engagements für die Rechte der Arbeiterklasse die Beinamen „Roter Doktor“ oder „der rote Kobelt“.[3] In Schwanheim gründete er unter anderem einen Arbeiterfortbildungsverein und einen Ausschuss für Volksvorlesungen.[2]

Im Jahr 1881 gab Wilhelm Kobelt seine Arztpraxis auf und beschäftigte sich vermehrt mit naturwissenschaftlichen Studien und mit der Geschichte Schwanheims. 1888 war Kobelt der Herausgeber der ersten Chronik des Dorfes Schwanheim; außerdem ist er der Autor zahlreicher sozialpolitischer und kommunalpolitischer Aufsätze, die in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden.[2]

Wilhelm Kobelt war darüber hinaus ein führendes Mitglied der Frankfurter Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, und 1905 wurde ihm für seine wissenschaftlichen Verdienste der Titel Professor verliehen.[4] Durch den Einsatz Kobelts für das Frankfurter Senckenberg-Museum konnte dieses bis zum frühen 20. Jahrhundert eine Mollusken-Sammlung von internationalem Rang aufbauen. Wilhelm Kobelt starb am 16. März 1916 im Alter von 76 Jahren in Schwanheim. Seine auf internationalen Forschungsreisen zusammengetragenen Tier- und Pflanzensammlungen vermachte er der Senckenbergischen Gesellschaft.[2]

Frankfurter Gedenkstein für Amalie und Wilhelm Kobelt an der Kobeltruhe

Kobelt-Zoo und Kobeltruhe

Noch im Jahr seines Todes wurde seitens seiner Mitarbeiter und Freunde der Verein Biologische Gesellschaft Prof. Dr. Wilhelm Kobelt gegründet, der seit 1954 im Vereinsregister eingetragen ist. Aus dem Verein ging ab 1920 der Frankfurt-Schwanheimer Kobelt-Zoo hervor. Zu Lebzeiten hatte Wilhelm Kobelt sich für die Einrichtung einer öffentlichen Wald-Erholungsstätte an den Schwanheimer Wiesen engagiert.[2] Zum Gedenken an Amalie und Wilhelm Kobelts Wirken befindet sich daher südlich des Kobelt-Zoos im Frankfurter Stadtwald an den Schwanheimer Wiesen ein Gedenkstein auf einem nach dem Ehepaar Kobelt benannten Wald-Rastplatz, der Kobeltruhe.

Weitere Ehrungen

Um an Wilhelm Kobelt und dessen Engagement für Volksbildung und Heimatkunde zu erinnern wurde das ehemalige Schulhaus Alt-Schwanheims, das von 1827 bis 1835 erbaut worden war und das heute das Schwanheimer Heimatmuseum beherbergt, Wilhelm-Kobelt-Haus benannt.[5] Außerdem trägt eine Straße im Stadtteil Schwanheim Kobelts Namen (Wilhelm-Kobelt-Straße).

Werke (Auswahl)

Malakologie

  • Die Gattung Crassatella, Bauer & Raspe, Nürnberg 1886
  • Die Familie Bullidae, Bauer & Raspe, Nürnberg 1896
  • Die Familie der Columbelliden, Bauer & Raspe, Nürnberg 1897
  • Die Gattung Turritella, Bauer & Raspe, Nürnberg 1897
  • Cyclophoridae, Friedländer, Berlin 1902
  • Die Gattung Paludina, Bauer & Raspe, Nürnberg 1909
  • Die Verbreitung der Tierwelt, Tauchnitz, Leipzig 1920
  • Carlo von Erlanger: 1872–1904, Leinpfad-Verlag, Ingelheim 1997, ISBN 3-9805837-0-8

Heimatkunde

  • Chronik des Dorfes Schwanheim, 1888
  • Heimatkunde und Heimatarbeit, Rhein-Mainischer Verband für Volksbildung, 1912
  • Der Schwanheimer Wald (Topografische und biologische Studien)[2]

Literatur

  • Caesar-Rudolf Boettger: Wilhelm Kobelt, 20. Februar 1840 – 26. März 1916. Broschüre, 10 Seiten, veröffentlicht 1920[6]
  • Willi Nielbock: Professor Dr. Wilhelm Kobelt. Biographisches Kapitel in: Josef Henrich (Hrsg.): Suenheim – Sweinheim – Schwanheim, S. 61–70. Verlag Franz Jos. Henrich KG, Frankfurt am Main 1971

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schwanheim war zu Lebzeiten Kobelts ein eigenständiges Dorf. Es wurde erst im Jahr 1928 nach Frankfurt eingemeindet.
  2. a b c d e f Willi Nielbock: Professor Dr. Wilhelm Kobelt, in: Suenheim – Sweinheim – Schwanheim, S. 61 ff.
  3. Carsten Kretschmann:Räume öffnen sich: naturhistorische Museen im Deutschland des 19. Jahrhunderts, Akademie Verlag 2006, ISBN 3050042028, Seite 231
  4. Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde
  5. Seite des Heimatmuseums Schwanheim auf der Website museen-in-hessen.de (abgerufen am 3. November 2011)
  6. Broschüre Wilhelm Kobelt, 20. Februar 1840 – 26. März 1916 auf books.google.de (abgerufen am 9. November 2011)

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