William Winstanley (Autor)

William Winstanley (Autor)
Hüftstück von William Winstanley
William Winstanley, zeitgenössische Darstellung von 1667.

William Winstanley (* um 1628 in Quendon, Königreich England; † Dezember 1698 ebenda) war ein englischer Dichter, Satiriker, Historiker und Publizist. Neben bedeutenden Werken wie Lives of the most Famous English Poets, das die Biographien berühmter englischer Dichter seiner Zeit enthielt, setzte sich Winstanley auch für die Restauration in England nach dem Tode Cromwells ein. Zudem schuf er zahlreiche satirische Schriften wie Poor Robin′s Almanack.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

William Winstanley wurde um 1628 in Quendon (Essex) als Sohn des Bauern William Winstanley und dessen Frau Elizabeth geboren. Zeitweilig arbeitete er als Barbier in London, gab diesen Beruf jedoch bald wieder auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Winstanley erlebte sowohl den Englischen Bürgerkrieg (1642–49) als auch das Commonwealth of England unter Oliver Cromwell ab 1649 und die nach dessen Tod 1658 folgende Stuart-Restauration unter Karl II. mit. Winstanley war zweimal verheiratet, seine erste Frau Martha starb zwischen 1652 und 1653, seine zweite Frau Anna ist ebenso wie er in Quendon begraben. Sein Neffe war Henry Winstanley, der Erbauer des ersten Eddystone-Leuchtturms.[1]

Politisches und gesellschaftliches Engagement

Foto eines aufgeschlagenen Buches
In der Loyall Martyrology fasste Winstanley 1665 die Biographien von Karl I. und anderer Royalisten zusammen, die vom Parlament zu Tode verurteilt wurden. Damit wollte er die späteren Prozesse gegen die Verantwortlichen unterstützen.

Obgleich er noch 1659 eine verhältnismäßig unvoreingenommene Beurteilung der Person Cromwells in England’s Worthies verfasste, wurde Winstanley spätestens nach der Stuart-Restauration zu einem erklärten Royalisten, der sich für die Wiederherstellung der alten Ordnung einsetzte. In The Loyall Martyrology: or Brief Catalogues and Characters of the most Eminent Persons who suffered for their Conscience during the late times fasste er die Namen und Biographien derer zusammen, die auf Beschluss des Rumpfparlaments hingerichtet wurden, darunter auch die Karls I., des Vaters von Karl II. Damit schuf er ein wichtiges Werk zur Unterstützung der Anklage gegen die Umstürzler des Englischen Bürgerkriegs. Zudem setzte sich Winstanley dafür ein, unter den Puritanern abgeschaffte oder verbotene englische Traditionen neu zu beleben.[1]

So bewegte er den König dazu, nicht nur das 1644 vom Rumpfparlament verfügte Verbot der Weihnachtsfeierlichkeiten aufzuheben, sondern auch gezielt auf die Wiederbelebung des Festes hinzuwirken. Die Puritaner hatten unter anderem die Christmette abgeschafft, alle Feierlichkeiten verboten und für den 25. Dezember striktes Fasten verordnet. Zwar wurden diese Bestimmungen mit der Thronbesteigung Karls II. obsolet, jedoch hatte die strenge Ahndung des weihnachtlichen Feierns dazu geführt, dass man vielerorts kaum noch Weihnachten feierte. Winstanley sah darin nicht nur einen Verlust wertvoller Traditionen, sondern fürchtete auch soziale Folgen durch das Ausbleiben von Almosen und Fürsorge für Bedürftige an Weihnachten. So verfasste er nicht nur eine Reihe von Schriften über Weihnachtsbräuche, Adventslieder und Aufrufen zur Barmherzigkeit, die in Winstanleys Buchhandlung in Saffron Walden verkauft wurden, sondern bewegte auch den König und Angehörige des Adels dazu, zu Weihnachten Armenspeisungen in ihren Anwesen abzuhalten. Dies hatte zur Folge, dass bereits zum Ende der 1680er Jahre Weihnachten wieder in allen Teilen Englands allgemein verbreitet war, womit Winstanley die englischen Weihnachtstraditionen nachhaltig prägte.[2]

Wirken als Autor und Publizist

Winstanley tat sich vor allem durch seine Kommentare zu historischen und zeitgenössischen Personen hervor, deren Biographien er in England’s Worthies (1660), The Loyall Matyrology (1665) oder The Lives of the most Famous English Poets (1687) abhandelte. Besonders letzteres ist als Sammelwerk und Beurteilung englischer Dichter aus der Sicht des 17. Jahrhunderts von Bedeutung. Zwar hatte bereits Edward Phillips 1675 mit Theatrum Poetum ein Sammelwerk englischer Dichterbiographien herausgegeben, von dem Winstanley obendrein eine Großzahl von Einträgen übernahm und über 100 von Phillips’ Dichtern gar nicht behandelte. Die Bedeutung von Winstanleys Werk liegt in diesem Fall jedoch in seiner Vorgehensweise bei der Übernahme von Phillips’ Werk. Er ordnete die Biographien nicht nur zum ersten Mal chronologisch, sondern betrieb, im Gegensatz zu Phillips, in vielen Fällen auch einen kritischen Umgang mit Quellen. Während Phillips sich in der Regel auf Sekundärquellen verließ, las Winstanley die Werke der von ihm beschriebenen Dichter in der Regel selbst. Zusätzlich untersuchte er, obgleich nur Amateurhistoriker, Phillips’ Quellen noch einmal neu, wodurch er häufig mehr Erkenntnisse über einen Dichter gewinnen konnte als Phillips selbst. William Parker sieht in Winstanley einen Autor, der im Gegensatz zu Phillips vor Allem von der Begeisterung für das Werk der Dichter getrieben wurde, während Phillips lediglich Namen und Titel aneinandergereiht habe.[3]

Foto des Titelblattes von The Flying Serpent
Strange News out of Essex: Als Verfasser dieser Flugschrift über einen vermeintlichen Drachen aus Henham wird Winstanley vermutet.

Winstanley betätigte sich auch als Satiriker und Chronist der Gesellschaft seiner Zeit. Neben diversen spottenden Kommentaren über Dichterkollegen und den Historical rarities and curious observations wird Winstanley auch die Poor Robin-Reihe zugerechnet, deren erste Ausgabe Anfang der 1660er Jahre in der Umgebung von Winstanleys Wohnort Saffron Walden erschien und die zahlreiche Scherzgedichte und Anekdoten enthielt. Mit „Poor Robin“ unterschrieb Winstanley auch ein Porträt von sich in einer Ausgabe des Poor Robin. Diese Reihe von „Almanacks“ fand reißenden Absatz und wurde auch noch über Winstanleys Tod hinaus fortgesetzt und bis ins 19. Jahrhundert nachgedruckt.[1]

Auch im Zusammenhang mit den Ereignissen um den Drachen von Henham wird Winstanley als Urheber verdächtigt: zusammen mit seinem Neffen Henry soll er 1668 eine mechanische Drachenattrappe gebaut haben, die die Bevölkerung des Dorfes Henham bei Saffron Walden in Furcht versetzte. Anschließend soll Winstanley, um die Hoax perfekt zu machen, anonym eine Flugschrift verfasst haben, in der von den Ereignissen berichtet wird und die mehrere Augenzeugen – allesamt Freunde und Bekannte von Winstanley – anführt. Über diesen „Drachen“ berichtete auch Poor Robin’s Almanack 1674.[4][5]

Werke (Auswahl)

  • The Muses Cabinet, stored with variety of poems. 1655
  • England’s Worthies: select lives of the most eminent persons. 1660, 1684
  • Poor Robin. An Almanack after a new fashion. 1664
  • The Loyall Martyrology: or Brief Catalogues and Characters of the most Eminent Persons who suffered for their Conscience during the late times. 1665
  • The honour of the Merchant Taylors. 1668
  • The new help to discourse: or wit, mirth, and jollity intermixt with more serious matters. 1669.
  • Poor Robin’s intelligence 1676–78
  • Poor Robin’s dream, or the visions of Hell. 1681.
  • England’s Worthies. 1684
  • Historical rarities and curious observations domestick & foreign 1684
  • The lives of the most famous English poets, from the time of William the Conqueror to James II. 1687
  • The Essex champion: or the famous history of Sir Billy of Billercay. 1699
  • Poor Robin’s true character of a scold: or, The shrew’s looking-glass: Dedicated to all domineering dames, wives rampant, cuckolds couchant, and hen-peckt sneaks, in city or country. 1678
  • The lives of all the Lords Chancellors, Lords Keepers and Lords Commissioners of the Great Seal. 2 Bände, 1708, 1712

Literatur

Weblinks

 Commons: William Winstanley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Sidney Lazarus LeeWinstanley, William. In: Sidney Lee (Hrsg.): Dictionary of National Biography (DNB), Band 62 (Williamson - Worden), MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City, London 1900, S. 209211 (englisch) (Volltext in der englischsprachigen Wikisource) 
  2. Tony Rennell: William Winstanley: The man who saved Christmas from Cromwell’s misery. Mail Online, 19. Dezember 2009.
  3. William Riley Parker: Introduction, Vorwort zur Neuausgabe von English Poets, Scholar’s Facsimiles and reprints, Gainesville 1963.
  4. George Monger: Dragons and Big Cats. In: Folklore, Vol. 103, No. 2 (1992), S. 203–206.
  5. Henham Dragon auf henham.org (abgerufen 24. Oktober 2009).

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