Wollschläger (Beruf)

Wollschläger (Beruf)

Wollschläger ist ein historischer Beruf aus dem Produktionszyklus der Textilverarbeitung.

Die Wollschläger waren dafür zuständig, die nach dem Scheren noch grob zusammenklumpende und zumeist recht verunreinigte Rohwolle zu reinigen und für das spätere Spinnen vorzubereiten. Dazu bedienten sie sich eines Schlaginstruments, zum Beispiel des so genannten Wollbogens, mit dem die zusammen hängenden Faserbündel getrennt wurden. In manchen Regionen wurde zum Wolleschlagen auch eine im Wasser (meist an einem entsprechend geeigneten, flachen Flussufer) stehende Schlagtrommel verwendet. Die Rohwolle wurde dabei in die Schlagtrommel gefüllt und diese so lange gedreht, bis die Verunreinigungen gelöst und ausgespült waren. Diese Methode wird noch heute in Vorderasien eingesetzt.

In einigen Gegenden übernahmen die Wollschläger auch weitere Arbeitsschritte bei der Wollverarbeitung, wie das Ölen und das Kämmen der Wollfasern, um sie für die Verarbeitung mit einem Spinnrad geschmeidig und glatt zu halten, teilweise auch das Spinnen der Wolle selbst.

In Deutschland sind Wollschläger vor allem im süddeutschen Raum nachgewiesen, so in Regensburg, Nürnberg, Straßburg, Augsburg, Speyer und München, wo sich jeweils Wollschläger-Zünfte bildeten. Im Spätmittelalter kam es dabei mitunter zu einem sozialen Abstieg der Wollschläger, als den Wollschläger-Knechten zunehmend verwehrt wurde, Tuch für den Eigenbedarf zu spinnen. Dadurch bildete sich eine Gruppe verarmter Wollschläger-Knechte, die Wollschläger-Meister verloren an Bedeutung und die früheren Wollschläger-Zünfte gingen oft in den Tucher-Zünften auf [1].
Der früher recht weit verbreitete Beruf ist im Zuge der industriellen Revolution in Mitteleuropa so gut wie ausgestorben und hat sich hier nur in Form von Familiennamen erhalten. In einzelnen Regionen Vorder- und Zentralasiens existiert dieser Beruf allerdings bis heute.

Einzelnachweise

  1. Sehr detailliert nachgewiesen für Straßburg, siehe dazu S. Heusinger, Die Zunft im Mittelalter, S. 68-70, 165, 339.

Quellen

  • Rudi Palla: Das Lexikon der untergegangenen Berufe, Frankfurt 1998, S. 361
  • Sabine von Heusinger: Die Zunft im Mittelalter. Zur Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Straßburg, Stuttgart 2009

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