- Zwangsarbeiterlager Neuaubing
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Das Zwangsarbeiterlager Neuaubing (auch: Barackenlager Neuaubing) wurde Anfang der vierziger Jahre im Münchner Stadtteil Neuaubing als Lager zur Unterbringung von Zwangsarbeitern errichtet. Die Baracken des Lagers wurden in der Nähe der ehemaligen Dornier-Flugzeugwerke und des Reichsbahn-Ausbesserungswerks Neuaubing gebaut, die Adresse ist Ehrenbürgstraße 9.
Von 1943 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 waren mindestens 300 Zwangsarbeiter aus verschiedenen Ländern untergebracht. Von 400 Zwangsarbeiterlagern im Gebiet der Stadt München ist es das einzige erhaltene. Stand Januar 2010 befindet sich das Gelände im Besitz einer Immobiliengesellschaft. Ein Teil der Gebäude wird von Künstler und Handwerkern gemietet, die sich im Verein „Freie Ateliers & Werkstätten Ehrenbürgstraße“ zusammengeschlossen haben. [1]
Inhaltsverzeichnis
Anlage
Das Lager steht am westlichen Rand von Neuaubing, wenige hundert Meter nördlich des Bahnausbesserungswerks und der Bodenseestraße.
Es sind acht Baracken des Lagers erhalten, von denen heute zwei baulich verbunden sind. Von zwei weiteren Bauten finden sich noch Reste der Grundmauern. Sechs der Gebäude sind um einen Hof gruppiert. Eins der Gebäude diente als Sanitätsbau sechs weitere als Unterkünfte. Alle Baracken sind einstöckig und tragen ein Satteldach.
Die meisten der Bauten werden heute von Handwerkern und Künstlern genutzt. Die „Baracke V“ ist noch im Originalzustand erhalten, sie wurde daher vom zuständigen Stadtbezirksausschuss als Sitz einer Gedenkstätte vorgeschlagen[1]. Informationstafeln und ein Schaukasten mit Gebäudemodellen informieren über die Anlage und ihre Geschichte.
Geschichte
Im Münchner Stadtgebiet wurden im Zweiten Weltkrieg über 400 Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter errichtet.
Das Lager in Neuaubing wurde Ende 1942 im Auftrag der Deutschen Reichsbahn geplant und im Verlauf des Jahres 1943 errichtet. Ursprünglich geplant waren elf Baracken. Die Bestimmung als Zwangsarbeiterlager geht aus den Plänen hervor, Einzelheiten über die Nutzung während des Zweiten Weltkriegs sind jedoch noch zu erforschen. Aufgrund der erhaltenen Pläne und Baulichkeiten wird von mindestens 300 Insassen ausgegangen. Zwei Baracken wurden 1946 und 1952 abgerissen, zwei weitere miteinander verbunden.
Im Laufe der Nachkriegsnutzung wurde die Raumaufteilung fast aller Baracken verändert. Die Anlage diente 1945 als Flüchtlingsunterkunft, später als Wohnanlage der Deutschen Bundesbahn. Nach Aufgabe der Wohnnutzung zogen in den 1970er Jahren Gewerbebetriebe ein. Anfang der 1980er Jahre dienten die ersten Baracken Künstlern als Ateliers.
Nach 1945 wurden nahezu alle Gefangenen- und Zwangsarbeiterlager der NS-Zeit in München beseitigt. Im Umfang der Anlage in Neuaubing ist im Stadtgebiet keine weitere erhalten. Das Lager steht seit Anfang 2009 unter Ensembleschutz. Die ursprüngliche Raumaufteilung von Baracke 5 ist erhalten; sie steht, wie auch zwei unterirdische Bunker, unter Denkmalschutz.
Literatur
- Andreas Heusler: Zwangsarbeit in der Münchner Kriegswirtschaft 1939–1945, 140 S., 2. Aufl., München, 2000, ISBN 3-92798-407-8
- Kulturwochenende in den freien Ateliers. Ehemaliges Zwangsarbeiterlager wird Ort des Gedenkens. In: Hallo aubing, 17. Juni 2009
Einzelnachweise
- ↑ a b „Letzte Spuren der Zwangsarbeiter“ von Wally Schmidt, Süddeutsche Zeitung vom 7. Januar 2010, (Lokalteil München, Seite N1.)
Weblinks
- Geschichte des Ortes. Freie Ateliers und Werkstätten Ehrenbürgstrasse e.V.
- Ehemaliges Zwangsarbeiterlager Neuaubing. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
48.14277777777811.413333333333Koordinaten: 48° 8′ 34″ N, 11° 24′ 48″ OKategorien:- NS-Zwangsarbeit
- Arbeitslager
- Nationalsozialismus (München)
- Aubing
- Denkmalgeschütztes Ensemble in München
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