- Abu al-Qasim asch-Schabbi
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Abu al-Qasim asch-Schabbi (arabisch أبو القاسم الشابي, DMG Abū l-Qāsim aš-Šābbī, auch Abu al-Qasim al-Shabbi; * 24. Februar 1909 in Tozeur, Tunesien; † 9. Oktober 1934 in Tunis) war ein tunesischer Dichter; er wird weithin als der Nationaldichter des Landes angesehen. Die beiden letzten Strophen der tunesischen Nationalhymne stammen aus seiner Feder.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Abu al-Qasim asch-Schabbi wurde in der südtunesischen Oasenstadt Tozeur in eine gebildete Familie vornehmer Herkunft geboren. Sein Vater hatte an der al-Azhar-Universität in Kairo studiert und war Richter (Kadi). Durch vielfache Versetzungen seines Vaters lernte der junge asch-Schabbi schon früh Land und Leute kennen. Sein tiefes Verständnis und seine Liebe zur Heimat und ihren Menschen fanden später Ausdruck in seinen Gedichten.
Im Oktober 1920 begann er an der ehrwürdigen ez-Zitouna Madrasa in Tunis mit dem Studium des Koran, religiöser Überlieferungen und mystischer Poesie, gefolgt vom Studium islamischen Rechts. 1928 erhielt er sein attatoui Diplom und 1930 sein Rechtsdiplom. Schon im gleichen Jahr, als gerade 21-Jähriger, heiratete er; der Ehe entstammten zwei Söhne. Sein Vater starb im Oktober 1929.
asch-Schabbis dichterische Begabung zeigte sich früh; bereits mit 14 Jahren schrieb er erste Gedichte. Während des Studiums verlagerte sich sein Interesse zunehmend auf moderne arabische und westliche Dichtung. Neue Strömungen in arabischer Dichtung aus dem Nahen Osten und Nordamerika faszinierten ihn ebenso wie die europäischen Romantiker. Er verkehrte in litarischen Zirkeln, wo er jedoch mit seiner Kritik an den Konventionen und Traditionen arabischer Poesie auf Ablehnung stieß. Wie deren Beschränkungen, so suchte er auch die des tunesischen Gesellschaftssystems und des französischen Kolonialregimes zu durchbrechen und verlangte Sozialreform, Freiheit und Fortschritt.
asch-Schabbis Gedichte befassen sich mit vielfältigen Themen, von der Natur bis zum Patriotismus. Seine revolutionären Anschauungen fanden breite Resonanz in einer späteren Generation tunesischer und arabischer Nationalisten, und seine Gedichte wurden in den einflussreichsten Journalen der arabischen Welt gedruckt. asch-Schabbi trug wesentlich zur Renaissance der tunesischen Literatur bei, zu einer Zeit, als andere Tunesier die soziale und politische Renaissance ihrer Gesellschaft in die Wege zu leiten begannen – z.B. Tahir al-Haddad mit dem bahnbrechenden Werk über tunesische Frauen, und Habib Bourguiba mit der Gründung seiner NeoDestour Partei im Todesjahr asch-Schabbis. asch-Schabbi brach mit traditionellen Formen arabischer Dichtung und öffnete anderen tunesischen Dichtern den Weg zu einer mehr gefühlsbetonten Poesie, die half, den Weg zum gesellschaftlichen Erwachen und einer modernen Weltsicht zu bahnen. Viele seiner Gedichte wurden vertont und wurden damit zu patriotischen oder volkstümlichen Liedern.
asch-Schabbi publizierte seine ersten Gedichte im Alter von 18 Jahren. Schon sieben Jahre später erlag er seinem langen Herzleiden. Er wird „Dichter des Lebens“ genannt, in Anlehnung an seine berühmteste Gedichtsammlung, die „Lieder des Lebens“. Sein Porträt findet sich auf der tunesischen 30-Dinar-Banknote.
Werke
- L'imagination poétique chez les Arabes (1929)
- La volonté de vivre (1933)
- Ela Toghat Al Alaam (1934)
- Les chants de la vie (1955)
- Journal (1965)
Anmerkungen
Sein Name wird in vielen Formen transkribiert, so u. A.: Abou el Kacem Chebbi, Aboul Kacem Chabbi, Aboul-Qacem Echebbi, Abou-Al-kacem Ecebbi, Aboul Kacem Chebbi.
Literatur
- Abu al-Qasim al-Shabbi: Selections from the Poetry of Abu Al-Qasim Al-Shabbi (1909-1934): Songs of Life, übersetzt von Lena Jayyusi und Naomi Shihab Nye. Carthage, Tunesien, 1987 (englisch)
- R. Marston Speight: A Modern Tunisian Poet: Abu al-Qasim al-Shabbi (1909-1934). In: International Journal of Middle East Studies. Band 4, Nr. 2, April 1973, Cambridge University Press, S. 178–189 (englisch)
- Abu'l Qasim Ash-Shabbi, I canti della vita, edizione bilingue arabo-italiano, traduzione dall'arabo di Imed Mehadheb, saggio introduttivo e cura di Salvatore Mugno, prefazione di Abderrazak Bannour, postfazione di Aldo Nicosia, Trapani, Di Girolamo Editore, 2008.
Weblinks
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