Madrasa

Madrasa
Die Sherdor-Medrese in Samarkand
Muhammed-Amin-Khan-Madrasa in Chiwa
Schrifttafel aus Holz aus einer Koranschule in Marokko

Madrasa (von arabisch ‏مدرسة‎ madrasa, pl. madāris; türkisch medrese) ist das arabische Wort für Schule. Die wörtliche Bedeutung lautet „Ort des Lernens“. Im Westen wird das Wort oft mit dem Typus der islamischen religiösen Hochschule gleichgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Bedeutung

Mit der Madrasa ist eine islamische Institution entstanden, deren Erscheinungsbild durch die Vereinigung von Betsälen, Lehrräumen, einer Bibliothek und dem Internat für die Studierenden sowohl sakral als auch säkular geprägt war. Die Bibliothek umfasste neben der religiösen Literatur auch Schriften aus den Bereichen der Mathematik, Medizin, Grammatik, Astronomie, Geographie und der Philosophie. Mit der Entwicklung dieser Institution wurde die Madrasa Bestandteil einer Moschee oder stand in direkter Nähe davon.

Eine Madrasa konnte durch „fromme Stiftungen“ (waqf) entstehen; dem Stifter stand zu, die in seiner Stiftung vertretene Rechtsschule (madhhab), das gesamte Lehrprogramm, die Anzahl der Studenten und Lehrer zu bestimmen. Die ältesten Gründungen sind von privatem Charakter geprägt, da nicht selten ein Teil der Wohnung des Stifters als Unterrichtsstätte diente.

In den Ländern des Maghreb ist die Madrasa eine der drei Ausbildungsstufen der traditionellen islamischen Bildung, die zusammenfassend als Mahadra (arabisch: maḥḍara, Pl.: maḥāḍir = ‚Sitzung‘, ‚Anwesenheit‘ (beim Lehrer, Gastgeber u.a.)[1] bezeichnet werden. Hierzu gehört die einführende Koranschule, die als Maktab oder Kuttāb bezeichnet wird. Sie beschränkt sich zunächst ausschließlich auf das Auswendiglernen (ḥifẓ) des Korantextes und die Schreibung desselben. Zur Mahadra gehören ferner die vertiefende Ausbildung an der Madrasa (auch Mahadra im engeren Sinn) und die religiöse Spezialisierung, die in der Zāwiya erfolgt.[2][3]

Berühmte Madāris

Mit der Gründung der Madrasa al-Nizamiyya 1066 in Bagdad unter dem Seldschuken-Wezir Nizam al-Mulk (1018–1092) erreichte das Madrasa-System seinen ersten Höhepunkt und war wegweisend für die Errichtung weiterer, staatlich geförderter Schulen. In der 1234 gegründeten al-Madrasa al-Mustansiriyya haben alle vier Rechtsschulen ihre Lehren unterrichten dürfen.

Im islamischen Westen ist die unter dem Almohaden Ya'qub ibn al-Mansur im Jahre 1285 in Fès gegründete al-Qarawiyyin die bedeutendste Madrasa, die in unmittelbarer Nähe der gleichnamigen Hauptmoschee entstanden ist.

In Tunesien ist die Mehrzahl der Schulen unter den Hafsiden (1229–1574) in Tunis entstanden; die berühmteste Einrichtung ist hier die al-Zaytuna, ebenfalls nach der gleichnamigen Großen Moschee von Tunis benannt.

Im Sinne der klassischen Erziehungsrichtlinien fungieren, mit gewissen Einschränkungen, noch vier Einrichtungen, in deren Lehrsälen Studenten aus der gesamten islamischen Welt in den klassischen Religionswissenschaften unterrichtet werden: Al-Azhar-Universität in Kairo, Dar ul-'Ulum im nordindischen Deoband, al-Zaytuna in Tunis und al-Qarawiyyin in Fès.

Die größte Madrasa, die die ibaditischen Richtung des Islam unterrichtet, ist das Institute of Islamic Sciences, das an die Große Sultan-Qabus-Moschee in Maskat (Oman) angegliedert ist. In Oman ist diese Richtung des Islam die dominierende.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Wort „maḥaḍra“ ist die nordafrikanische Variante des arabischen Wortes maḥḍara durch die dort gepflegte Öffnung der geschlossenen und mit der anschließenden Schließung der offenen Silbe im Auslaut. Zu maḥḍara siehe: R. Dozy: Supplément aux dictionnaires arabes; Paris, Leiden 19673; Bd. 1, S. 299a: assemblée, réunion de personnes en société. Ecole (mit Belegen). Eine weitere Bedeutung des Wortes ist: ‚Protokoll der Beweisaufnahme‘ in der islamischen Gerichtsbarkeit. Siehe: Christian Müller: Gerichtspraxis im Stadtstaat Córdoba. Zum Recht der Gesellschaft in einer mālikitisch-islamischen Rechtstradition des 5./11. Jahrhunderts; Brill: Leiden 1999; S. 149 und Anm. 269
  2. Michael Hirth: Traditionelle Bildung und Erziehung in Mauretanien. Zum entwicklungspolitischen Potential der maurischen mahadra. (Europäische Hochschulschriften, Bd. 175, Reihe XXXI Politikwissenschaft) Peter Lang, Frankfurt u.a. 1991, S. 34
  3. Chouki El Hamel: The Transmission of Islamic Knowledge in Moorish Society from the Rise of the Almoravids to the 19th Century. Journal of Religion in Africa XXIX, 3, 1999, S. 62–87

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • MADRASA — Le terme de madrasa désigne d’abord tout lieu d’enseignement puis plus spécialement un édifice ou un local aménagé pour les cours. Des madrasas privées au domicile des professeurs se multiplient dans la partie orientale de l’Empire ‘abb sside dès …   Encyclopédie Universelle

  • madrasa — /maˈdraza, ar. ˈmæd rasa/ o madrassa [ar. mádrasa, propr. «luogo di studio»] s. f. scuola coranica …   Sinonimi e Contrari. Terza edizione

  • Madrasa — Médersa Ulugh Beg Madrasa, Samarkand, Ouzbekistan vers 1912 Médersa (arabe : مدرسة, madrasa pl. مدارس, madāris) est le terme arabe désignant une école, qu elle soit laïque ou religieuse, quelle que soit la …   Wikipédia en Français

  • madrasa — (Del ár. madrasa, escuela.) ► sustantivo femenino ENSEÑANZA, RELIGIÓN Escuela musulmana donde se cursan estudios religiosos. * * * Escuela de leyes y seminario teológico islámico contiguos a una mezquita. La madrasa residencial es un tipo de… …   Enciclopedia Universal

  • madrasa — UK [məˈdræsə] / US [məˈdrɑsə] noun [countable] Word forms madrasa : singular madrasa plural madrasas a college where students are taught about Islam …   English dictionary

  • madrasa — {{#}}{{LM M42794}}{{〓}} {{[}}madrasa{{]}} ‹ma·dra·sa› {{《}}▍ s.f.{{》}} → {{↑}}madraza{{↓}} …   Diccionario de uso del español actual con sinónimos y antónimos

  • Madrasa (grape) — Madrasa redirects here. For the Islamic educational institution, see Madrasah. Madrasa Mədrəsə Colour Pink Also called Matrassa Major regions Mədrəsə village of Shamakhi, Goygol, Samukh, Gabala raions, Ganja, Azerbaijan …   Wikipedia

  • Madrasa Kashiful Huda — Established 19?? Type Islamic University Chancellor Majlis Shura Vice Chancellor Maulana Mohammed Yaqoob Sahib Visharami Principal …   Wikipedia

  • Madrasa des al-Nasir Muhammed — Die Madrasa des an Nasir Muhammed steht in Kairo und wurde in den Jahren 1295 bis 1303 errichtet. Der Bau wurde von dem Sultan Khetbuga (regierte 1294 bis 1296) begonnen und von Al Malik an Nasir Muhammad fertiggestellt, der die Einweihung im… …   Deutsch Wikipedia

  • Madrasa des an-Nasir Muhammed — Die Madrasa des an Nasir Muhammed ist eine Madrasa in Kairo, die in den Jahren 1295 bis 1303 errichtet wurde. Der Bau wurde von dem Sultan Khetbuga (regierte 1294 bis 1296) begonnen und von Al Malik an Nasir Muhammad fertiggestellt, der die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”