Clipper (Raumfähre)

Clipper (Raumfähre)
Modell der Kliper Raumfähre, ILA 2006.

Kliper (russisch Клипер je nach Übersetzung auch als Clipper oder Klipper bezeichnet) ist ein Konzept der russischen Weltraumagentur Roskosmos für ein teilweise wiederverwendbares Raumschiff für niedrige orbitale Umlaufbahnen (engl. LEO, Low Earth Orbit).

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Vorarbeiten begannen bereits im Jahre 2000 bei RKK Energija, und das Konzept wurde erstmalig am 17. Februar 2004 auf einer Pressekonferenz in Moskau der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Jungfernflug ist frühestens ab 2013 geplant und soll dann die bewährte Sojus ablösen. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) war am Projekt interessiert, schwenkte jedoch im Sommer 2006 zum gemeinsamen Projekt Crew Space Transportation System um. RKK Energija entwickelt Kliper seither selbstständig weiter und plante, das Projekt Ende 2007 in seiner ökonomischen Struktur fertigzustellen. Es wird aktuell eine staatliche Entscheidung zum Bau erwartet.

Aufbau

Im Unterschied zum Konzept des Space Shuttles wird Kliper auf einer normalen Trägerrakete montiert, so dass kein eigenes Triebwerk nötig ist. Damit ähnelt Kliper eher der Buran-Raumfähre, die allerdings etwa 6mal so viel wiegt und auch über einen Laderaum verfügt, um Satelliten zu starten. Auf diese Möglichkeit verzichtet man beim Kliper, so dass man einen normalen Satellitenträger verwenden kann und keine eigene überschwere Trägerrakete nur für die Raumfähre braucht.

Kliper besteht aus einem Rückkehrmodul, das mindestens 25-mal wiederverwendbar sein soll, Platz für sechs Personen (davon zwei Piloten) bietet und bis zu 700 kg Fracht ins All beziehungsweise 500 kg Material aus dem Weltraum zurück zur Erde bringen kann. Angedockt ist wie bei Sojus ein nichtwiederverwendbares Servicemodul, das u. a. Sauerstoff, Wasser, Treibstoff sowie die Avionik bereitstellt. Die Hitzeschilde des Klipers sollen ebenfalls nicht wiederverwendbar sein. Das gesamte Raumschiff hätte eine Startmasse von ungefähr 14,5 t, davon 9,8 t für das Rückkehr- und 4,7 t für das Servicemodul; die Landemasse würde 9,5 – 10 t betragen. Die Landung selbst soll vollautomatisch an einem steuerbaren Gleitschirm erfolgen. Es sollen zwei Versionen von Kliper untersucht werden: Ein Auftriebskörper Lifting Body sowie ein mit Flügeln ausgestattetes Konzept.

Trägervehikel

Als Trägerrakete wurde von RKK Energija anfangs eine geplante Weiterentwicklung der Sojus-Rakete namens Onega vorgeschlagen. Da jedoch die russische Raumfahrtbehörde die Entwicklungskosten der Onega nicht aufbringen wollte, kamen eine Angara A3 oder eine Variante auf Basis der Zenit ins Gespräch. Von allen gemachten Vorschlägen ist die Zenit der einzige Träger, der bereits mehrere Flüge absolvierte. Da Zenit in der Ukraine produziert wird, wäre Angara zwar die für Russland vorteilhaftere Trägerrakete, sie ist jedoch noch nie geflogen (Erststart war für 2006/2007 geplant, neuere Angaben sprechen von 2010/2011). Bislang blieb die endgültige Entscheidung über die Trägerrakete für Kliper aus.

Aufgaben und Aussichten

Computergrafik des Kliper.

Die Hauptaufgabe von Kliper wäre der Transport von Raumfahrern und Weltraumtouristen in niedere Erdumlaufbahnen beziehungsweise zur Internationalen Raumstation sowie die Nutzung als Crew Rescue Vehicle für die ISS. Theoretisch könnte auf der Grundlage von Kliper ebenfalls ein für Mond- oder Mars-Raumflüge geeignetes Raumschiff ähnlich dem US-amerikanischen Raumschiff Orion entwickelt werden.

Trotz der sehr niedrig angesetzten Kosten ist die Finanzierung und damit auch die Entwicklung noch nicht gesichert; dennoch gibt es Anzeichen für Fortschritte beim Projekt. Ende 2004 war Kliper sowohl im russischen TV-Sender „Pervij Kanal“ wie auch bei NBC Gegenstand einer Berichterstattung. Ein 1:1-Mockup des Raumschiffs wurde von RKK Energija in der Zwischenzeit präsentiert.

Russland hat zudem weitere Staaten zur gemeinsamen Entwicklung von Kliper eingeladen. Im Juli 2005 gab es erste konkrete Gespräche mit der Europäischen Weltraumorganisation, an dem Projekt gemeinsam zu arbeiten. Bei dem Zusammentreffen des Europäischen Weltraumrates im Dezember 2005 wurden jedoch keine finanziellen Mittel für Kliper gewährt. Damit konnte die ESA nicht wie geplant 51 Millionen Euro zur Entwicklung beisteuern. Die Agentur wollte sich dennoch weiter an dem Projekt beteiligen. Nach dem Ausfall der geplanten Entwicklungsbeteiligung der ESA im Dezember 2005 hat Roskosmos das Projekt bis Sommer 2006 weiterverfolgt.

Nachdem die NASA deutlich gemacht hat, dass sie bei ihrem bemannten Raumfahrtprogramm keine Beteiligung anderer Staaten wünscht, einigten sich ESA und Roskosmos im Juni 2006 darauf, eine Studie zu einem modifizierten Kliperansatz durchzuführen. Die in Crew Space Transportation System (früher ACT) umbenannte Personentransportfähre soll auf einem umgebauten Sojus-Raumschiff basieren. ESA beteiligt sich mit 15 Mio. Euro an dem Zweijahresprogramm. Auch die japanische Raumfahrtagentur JAXA denkt über eine Unterstützung nach [1].

Kosten

Bei der ersten Vorstellung des Projektes in der Öffentlichkeit wurde von Kosten in Höhe von rund 10 Milliarden Rubel (300 Millionen Euro) gesprochen. Dieser Betrag wird von vielen Experten jedoch als unrealistisch eingestuft. Intern ist bereits von Gesamtentwicklungskosten nahe einer Milliarde US-Dollar (820 Millionen Euro) für das neue Raumfährensystem die Rede.

Quellen

  1. http://www.planetary.org/news/2006/0628_Europe_and_Russia_Join_Forces_to_Study.html

Weblinks


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