- Contemporary R&B
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Er ist ein Gattungsbegriff für Musikstile der 1980er-, 1990er- und 2000er-Jahre. Den Begriff Rhythm and Blues, wie er in den 1940er bis 1970er Jahren verwendet wurde, beschreibt der Artikel Rhythm and Blues.
R&B (meist R ’n’ B oder RnB, Rap ’n’ Beat, aber auch Rhythm ’n’ Beat) ist seit den 1980er-Jahren eine Sammelbezeichnung für afroamerikanische Mainstreammusik.
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Ursprünge
Der Begriff bezeichnet ursprünglich einen von Afroamerikanern praktizierten Musikstil, der aus einem schnell gespielten Blues mit seinem typischen Zwölf-Takt-Schema in Verbindung mit dem auf den Taktteilen 2 und 4 betonten, akzentuierten Boogie-Woogie-Rhythmus bestand. In noch schnellerem Tempo gespielt entstand daraus der Rock ’n’ Roll.
Der Begriff Rhythm and Blues taucht 1941 nach einem Tantiemenstreit zwischen der amerikanischen Urheberrechtsgesellschaft ASCAP und den Rundfunkanstalten der USA erstmals als Gattungsbegriff auf. Ab 1948 vermarktete die Plattenfirma RCA Victor ihre „schwarze“ Musik unter dem Namen Blues and Rhythm. Die umgedrehte Bezeichnung Rhythm and Blues soll Jerry Wexler, der spätere Produzent des Atlantic-Labels, erfunden und populär gemacht haben, als er als Journalist des Billboard-Magazins ab 1949 eine seiner Hitparadensparten Rhythm and Blues nannte und damit den vor dem Weltkrieg in der schwarzen Musikszene entstandenen Terminus race music ersetzte, der nunmehr als „politisch inkorrekt“ und diskriminierend galt.
Geschichte
1980er
In den 80er-Jahren, nach dem Ende der Disco-Zeit, erlebt der Begriff „R ’n’ B“ ein Comeback als im weitesten Sinne eine Verbindung von Pop, Funk und Soul. Luther Vandross, Prince und Michael Jackson gelten als Vorreiter des neuen R&B. 1986 vereinte Teddy Riley erstmals Hip-Hop-Elemente mit R&B. Dieser neue Stil wurde unter dem Namen New Jack Swing oder New Jill Swing bekannt. Wichtige Vertreter dieser Gattung sind New Edition und Keith Sweat. Neben New Jack Swing, dessen Vertreter eher Männer waren, erfuhren auch R&B/Soul-beeinflusste Sängerinnen wie Janet Jackson, Whitney Houston und Tina Turner große Erfolge auf internationalen Terrain. Während Jackson und Houston eher Pop/R&B-Musik machten, ist die Musik Turners eher von Rockmusik beeinflusst.
1990er
Anfang der 90er-Jahre, als Hip-Hop und Rap immer mehr Einfluss auf die amerikanische Musik ausübten, kam es zu einer stärkeren Vermischung von R&B mit diesen Stilen. Sean Combs, Produzent von Mary J. Blige, nennt den neu entstandenen Stil „Hip Hop Soul“. Wichtige Vertreter dieser Richtung sind R. Kelly, Brandy und Aaliyah. Zur gleichen Zeit entwickelte sich unter Babyface und Brian McKnight mit Quiet Storm eine R&B-Richtung zum klassischen Rhythm and Blues hin.
Mitte der 90er-Jahre kam für den zeitgenössischen R&B die erfolgreichste Zeit. Mariah Carey und Boyz II Men schafften es mit ihrem gemeinsamen Lied, One Sweet Day, sich am längsten auf Platz eins der Billboard-Charts zu halten. Die Alben II von Boyz II Men und CrazySexyCool von TLC verkauften sich allein in der USA über zehn Millionen mal. Ein paar Jahre später wurde mit Neo Soul ein weiteres R&B-Genre entwickelt. Neo Soul mischt Contemporary R&B mit dem Soul der 70er-Jahre. Bekannte Künstler sind D’Angelo, Lauryn Hill, Erykah Badu und Maxwell. Ende der 90er begann der R&B, vermehrt Einfluss auf die Popmusik zu nehmen. Zu nennen in diesem Zusammenhang sind Jennifer Lopez, Mariah Carey, *NSYNC und 98 Degrees.
2000er
Bereits seit den späten 90ern vermischten R&B-Künstler wie R. Kelly und TLC R&B mit Hip-Hop. Klassisch sind R&B-Refrains im Rap-Genre sogar schon viel länger vorhanden (Anfang der 90er). Seit 2000 hat sich der Trend noch verstärkt und R&B und Hip-Hop sind zunehmend miteinander verschmolzen. Diese Fusion lässt sich als „Black Music“ oder „Urban Music“ bezeichnen. Auf der einen Seite integrierten noch mehr Rapper wie 50 Cent oder P. Diddy R&B-Refrains in ihre Lieder. Auf der anderen Seite wurden die Tracks der R&B-Künstler Hip-Hop- und Beat-lastiger. Die Zahl der R&B-Gruppen nahm stark ab und das Genre fokussierte sich auf zu dieser Zeit sehr erfolgreiche Solokünstler wie: R. Kelly, Mary J. Blige, Brandy, Alicia Keys, Beyoncé, Usher, Rihanna, Sisqó, Ne-Yo, Chris Brown, Jamelia, Ciara, Ashanti und Craig David. Obwohl der derzeitige R&B mehr Hip-Hop-lastig ist, findet auch das sogenannte „Soulful R&B“ erfolgreiche Vertreter wie Anthony Hamilton, Erykah Badu, D’Angelo, India.Arie, Mario und John Legend. Neben dem starken Hip-Hop-Einfluss ist auch das noch sehr junge Crunk&B erwähnenswert, die Mischung des Crunks und des R&Bs. Musik von Künstlern wie Usher, Ciara, Monica und Lil Jon lässt sich als Crunk&B bezeichnen.
Deutscher Contemporary R&B
Deutscher bzw. deutschsprachiger Contemporary R&B trat auf kommerzieller Ebene erstmals Ende der 1990er hervor. Künstler wie Joy Denalane und Xavier Naidoo platzierten seit 1997 Singles und Alben regelmäßig in den Top-zehn-Positionen der deutschen Charts. Daneben konnten weitere Contemporary-R&B-Interpreten Anfang der 2000er vermehrt Erfolge feiern. Dazu gehören Hip-Hop-beeinflusste Sänger wie Manuellsen, J-Luv, pure R&B-Sängerinnen wie Nadja Benaissa und Cassandra Steen und Folk-Soul-Interpretinnen wie Ayọ und Nneka, aber auch sogenannte Soul-Pop-Sängerinnen wie Yvonne Catterfeld und Sarah Connor, welche auch international kommerziell erfolgreich ist. Aktuell ist deutscher R&B verglichen mit anderen Mainstream-Musik-Richtungen wie Rock, Hip-Hop und Pop aus Deutschland die noch jüngste und am schwächsten vertretene.
Literatur
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