Copoazu

Copoazu
Großblütiger Kakao
4 Jahre alter Großblütiger Kakao (Theobroma grandiflora) in Pflanzung bei Manaus

4 Jahre alter Großblütiger Kakao (Theobroma grandiflora) in Pflanzung bei Manaus

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
Unterfamilie: Byttnerioideae
Gattung: Theobroma
Art: Großblütiger Kakao
Wissenschaftlicher Name
Theobroma grandiflorum
(Willd. ex Spreng.) Schum.

Cupuaçu oder Großblütiger Kakao (Theobroma grandiflorum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Theobroma in der Familie der Malvengewächse. Der kleine Baum stammt aus Brasilien, seine Früchte können ähnlich genutzt werden wie die des verwandten Kakaos (Theobroma cacao). Im Vergleich zu Kakao hat Cupuaçu bisher jedoch eher geringe kommerzielle Bedeutung in Europa.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Großblütige Kakao wächst als Baum und wird bis zu zwanzig Meter hoch, bei Stammdurchmessern bis zu 45 Zentimeter. Kultivierte Exemplare bleiben meist deutlich kleiner. Der Stamm wächst zunächst etwa einen bis 1,5 Meter aufrecht (orthotrop) und teilt sich dann in drei Seitenzweige (plagiotrop). Nach einiger Zeit treibt im Zentrum dieser drei Zweige wieder eine Knospe, wächst senkrecht und bildet ein neues "Stockwerk" mit drei Seitenzweigen in diesem Verzweigungsmuster. Im Schatten werden dabei die senkrechten Triebe, in der Sonne die Seitenzweige gefördert. Das Wurzelsystem besteht aus einer schwach ausgeprägten Pfahlwurzel und bleibt ansonsten oberflächennah. Die Wurzeln sind nicht weit ausgebreitet und reichen kaum über den Durchmesser der Baumkrone hinaus.

Nahaufnahme einer Blüte
Geöffnete Cupuaçu-Frucht

Die Blätter sind einfach und ganzrandig, umgekehrt-eiförmig bis lang-oval geformt. Im Austrieb sind sie etwas rötlich gefärbt und von braunen Haaren bedeckt, später sind sie oberseits hellgrün und unterseits grau-grün. Sie erreichen eine Länge von 15 bis 60 Zentimetern bei einer Breite zwischen sieben und 15 Zentimetern.

Die gestielten Blüten sitzen zu drei bis fünf zusammen in zymösen Blütenständen an den Seitenzweigen, nicht jedoch an den senkrechten Trieben. Sie bestehen aus fünf weißlichen Kelchblättern, gefolgt von fünf weißlichen und fünf roten Petalen. Von den zehn Staubblättern sind fünf in unfruchtbare, rote Staminodien umgewandelt. Der oberständige Fruchtknoten ist aus fünf Fruchtblättern verwachsen. Die Blütezeit richtet sich nach den Regenperioden: Hauptblüte ist am Beginn der Regenzeit, im Oktober und November, eine zweite, geringer ausfallende Blüte findet von Juli bis August statt.

Die länglich-rundlichen Früchte reifen nach vier bis fünf Monaten und erreichen dann eine Länge zwischen zwölf und 35 Zentimeter, einen Durchmesser zwischen zehn und 15 Zentimeter und ein Gewicht zwischen einem halben und zweieinhalb Kilogramm. Reife Früchte verströmen einen starken, angenehmen Duft. Sie sind braun und dicht mit einem Flaum kurzer Haare bedeckt. Die äußere Schale (Exokarp) ist hart und spröde, darunter liegt das schwammige und ebenso harte Mesokarp. Darin befinden sich 25 bis 50 Samen, umhüllt von cremefarbenem Fruchtfleisch (Endokarp, Pulpe). Die Samen sind abgeflacht, etwa drei Zentimeter lang und einen Zentimeter breit. Sie keimen nach wenigen Tagen hypogäisch.

Verbreitung

Cupuaçu stammt aus den tropischen Tiefland-Regenwäldern unterhalb von 400 Metern am unteren Amazonas, im Südosten des brasilianischen Bundesstaates Pará und dem angrenzenden Maranhão. Die mittleren Temperaturen betragen 24 bis 28°C, die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 75 und 90 %, der jährliche Niederschlag übersteigt 1000 mm. Die Pflanzen wachsen dort im Schatten höherer Bäume, gegen Austrocknung sind sie sehr empfindlich. Kurze Überschwemmungen werden vertragen, der Boden muss aber durchlässig sein.

Aufgrund der Nutzung durch den Mensch ist diese Pflanze im ganzen Amazonasbecken sowie vereinzelt bis nach Costa Rica anzutreffen.

Der ursprüngliche Lebensraum wird durch Waldrodung sowie durch den Bau des Tucuruí-Staudammes stark verkleinert.

Nutzung

Genutzt werden die Früchte: das Fruchtfleisch schmeckt säuerlich-aromatisch und findet versetzt mit Zucker Verwendung in Erfrischungsgetränken, Marmeladen, Likören, Joghurts, Eiscremes und ähnlichen Erzeugnissen. Die Samen bestehen zur Hälfte aus Fett und werden ähnlich denen des Kakaos (Theobroma cacao) genutzt. Die erzeugte Schokolade hat allerdings eine geringe Qualität, was aber an den unzulänglich entwickelten Fermentierungstechniken liegen könnte. In der Küche Amazoniens hat die Cupuaçu-Schokolade, auch „Cupulate“ in Brasilien genannt, eine große Bedeutung, sie kann zur Herstellung von Pralinen, Eis, Cremes, Gelees und Torten benutzt werden.

Die Schale der Früchte kann als organischer Dünger genutzt werden.

Die Samen werden gegen Bauchschmerzen eingesetzt und der von Schamanen gesegnete Cupuaçu-Saft soll bei schwierigen Geburten erleichternd wirken. Die Cupuaçu-Butter wird, wegen ihrer antibakteriellen Wirkung, zur Wundheilung verwendet, in der Körperpflege ist sie geschätzt wegen ihres hohen Anteils an Phytosterolen, Vitamin E und wegen ihres Duftes.

In Kultur werden drei wichtige Sorten bzw. Sortengruppen unterschieden:

  • 'Mamau': samenlose Sorte, wird über Stecklinge oder Veredelung vermehrt
  • Mamorano-Gruppe: Früchte am Ende zugespitzt, groß
  • Redondo-Gruppe: rundliche, kleinere Früchte

Pro Hektar und Jahr werden bis zu 7.000 Früchte geerntet, was etwa zwei Tonnen Fruchtfleisch und anderthalb Tonnen Samen entspricht. Der Anbau erfolgt in Plantagen, wobei Mischkulturen gute Erfolge bringen, da die Pflanzen an Halbschatten angepasst sind. Deshalb wird dem Großblütigen Kakao ein gewisses Potenzial zur naturnahen Bewirtschaftung amazonischer Regenwaldgebiete zugesprochen. Teils kommen Cupuaçu-Früchte auch aus Wildsammlungen auf den Markt – eine Perspektive für die Bewohner des Regenwaldes, da ihnen der Verkauf der waldschonend gesammelten Früchte eine Lebensgrundlage bietet, die nicht mit Brandrodungen einhergeht.

1985 entwickelte das öffentliche Forschungsinstitut „Embrapa Amazônia Oriental“ in Belém ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von Cupulate, dessen Beschreibung 1990 veröffentlicht wurde. Trotzdem versuchte ein japanischer Lebensmittelkonzern (Asahi Foods, Kyoto) Cupuaçu in Japan, USA und Europa als Warenzeichen eintragen zu lassen und beantragte ein Patentschutz für die Verarbeitung des ölhaltigen Samens zu Cupulate. Dies rief den Protest einiger NGOs hervor, die dieses Vorgehen als Biopiraterie bezeichnen. Inzwischen ist allerdings die Marke annulliert, und die Patentanträge sind abgewiesen.

Quellen und Weiterführendes

Verwendete Informationsquellen

  • Giacometti, D.C. (1994): Cupuaçu (Theobroma grandiflorum). In: Hernándo Bermejo, J.E. & León, J. (Hrsg.): Neglected Crops: 1492 from a Different Perspective. Plant Production and Protection Series No. 26. FAO, Rome, Italy. S. 205-209 [1]
  • Schmidt, P., Lieberei, R., Bauch, J., Gasparotto, L. (2006): Baumarten zum Aufbau nachhaltiger Mischkultursysteme in Zentralamazonien. Mitt. Dtsch. Dendrol. Ges. 91:167-171.

Weiterführendes

  • BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie (2005): Neue Aktion im Kampf gegen Biopiraterie an Cupuaçu-Frucht. [2]
  • Europäisches Patentamt (2003): Stichwort: „Cupuaçu“-Patentanmeldung – Information für die Presse. [3]
  • Universität Hamburg, Biocenter Klein Flottbek und Botanischer Garten: Theobroma grandiflorum (Willd. ex Spreng.) Schum., the cupuaçu-tree: additional use option and agro-ecology. [4]

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