- Malvengewächse
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Malvengewächse Chinesischer Roseneibisch (Hibiscus rosa-sinensis)
Systematik Eudikotyledonen Kerneudikotyledonen Rosiden Eurosiden II Ordnung: Malvenartige (Malvales) Familie: Malvengewächse Wissenschaftlicher Name Malvaceae Juss. Die Malvengewächse (Malvaceae) sind eine Familie in der Ordnung der Malvenartigen (Malvales) innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen. Die Familie wird heute in neun Unterfamilien gegliedert mit etwa 243 Gattungen und enthält etwa 4.225 bis 4.300 Arten. Die Malvaceae haben eine weltweite Verbreitung. Bekannteste Nutzpflanzen sind Kakaobaum und Baumwolle. Diese Familie enthält einige Arten, die medizinisch oder für Tees genutzt werden. Viele Arten und besonders ihre Sorten sind Zierpflanzen für Parks, Gärten und Räume.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Habitus und Laubblätter
Es gibt krautige Pflanzen: einjährige bis ausdauernde und verholzende Pflanzen: Sträucher und Bäume, sehr selten Lianen. Bei den verholzenden Arten ist die Borke faserig. Die Malvengewächse besitzen oft Schleimzellen. Meist sind auf vielen Pflanzenteilen Haare vorhanden, es handelt sich meist typischerweise um Sternhaare. Selten sind Dornen oder Stacheln vorhanden. Es können extraflorale Nektarien vorhanden sein.
Die meist wechselständigen Laubblätter sind gestielt. Die fingernervige Blattspreite ist handförmig gelappt bis geteilt oder ungeteilt. Der Blattrand ist glatt, gekerbt, gezähnt oder gesägt; wenn er nicht glatt ist endet ein Blattnerv je Blattzahn. Es sind Nebenblätter, sehr selten sind sie reduziert.
Blütenstände und Blüten
Selten sind Arten einhäusig (monözisch) oder zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtig. Die Blüten stehen in seitenständigen, unterschiedlich aufgebauten, oft zymösen Blütenständen zusammen oder die Blütenstände sind reduziert bis auf eine Blüte. Kauliflorie tritt bei einigen tropischen Arten auf (bekanntes Beispiel Kakaobaum (Theobroma cacao)). Manchmal stehen einige Hochblätter zusammen oder es ist bei sehr vielen Gattungen ein Nebenkelch aus meist drei, selten mehr Hochblättern vorhanden.
Die meist gestielten Blüten sind typischerweise radiärsymmetrisch, selten etwas zygomorph (beispielsweise Helicteres) oder asymmetrisch (beispielsweise Mansonia). Die fünfzähligen Blüten sind selten eingeschlechtig oder meist zwittrig mit doppelten Perianth. Die meist fünf Kelchblätter sind oft an ihrer Basis verwachsen und berühren sich im übrigen Bereich nur (valvat). Die meist fünf freien Kronblätter überdecken sich dachziegelartig (imbrikat). Bei einigen Arten sind die Kronblätter reduziert oder fehlen. Bei manchen Arten sind ist die Basis der Staubblätter mit den Kronblättern verwachsen.
Ursprünglich sind zwei Kreise mit je fünf Staubblättern vorhanden gewesen. Der äußere Kreis entfiel und die Glieder des inneren Kreises wurden zentripetal vermehrt, wodurch fünf Staubblattgruppen entstanden sind[1]. So existiert bei vielen Taxa als Besonderheit der Blüten eine sogenannte sekundäre Vielzähligkeit der Staubblätter (bis über 1000). Die Staubfäden sind mindestens an ihrer Basis verwachsen. Bei den Unterfamilien Bombacoideae und Malvoideae sind die Staubfäden der vielen Staubblätter zu einer den Stempel umgebenden Röhre verwachsen, der sogenannten Columna. Zahlreiche Vertreter der Unterfamilien Grewioideae, Helicteroideae und Sterculioideae weisen ein Androgynophor auf, das Staubblätter und Gynoeceum aus der Blüte heraushebt. Die Pollen sind in den Unterfamilien verschieden. Zwei bis viele oberständige Fruchtblätter sind frei oder zu einem Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel endet in einer kopfigen oder oft fünflappigen Narbe. In den Blüten sind Nektarien vorhanden, die aus zusammengefassten Drüsenhaaren bestehen und sich meist auf den Kelchblättern befinden.
Die Bestäubung erfolgt bei vielen Taxa durch Insekten (Entomophilie), einige Taxa besonders der Neuen Welt sind auf Vögel (Ornithophilie) spezialisiert.
Früchte und Samen
Bei den Malvaceae gibt es ein breites Spektrum an Fruchttypen. Meist werden Kapselfrüchte oder Spaltfrüchte gebildet, seltener Beeren, Steinfrüchte oder Nüsse. Viele Früchte enthalten Haare. Bei manchen Arten besitzen die Früchte an der Oberfläche Haare oder Stacheln.
Die Samen können Haare (bekannt von Baumwolle), Flügel oder einen Arillus (beispielsweise Durio) besitzen.
Bei den Taxa mit Kapselfrüchten sind die Samen die Verbreitungseinheiten (Diasporen) ansonsten sind meist die Früchte die Diasporen. Sie werden überwiegend durch Wind (bekannt von Tilia, Anemochorie) oder Tiere, selten durch Wasser verbreitet; von Myrmekochorie wird selten berichtet.
Inhaltsstoffe und Chromosomen
An Inhaltsstoffen sind Cyclopropenoid-Fettsäuren (Malvalsäure, Sterculiasäure) und Terpenoid-basierte Chinone vorhanden.
Die Chromosomenzahlen sind in den Unterfamilien unterschiedlich: Bombacoideae n = 36 (-46), Brownlowioideae n= 10, Byttnerioideae n = (5-7) 10 (-13), Dombeyoideae n = 19, 20, 30, etc., Grewioideae n = 7-9 (10), Helicteroideae n = 9, 14, 20, 25, etc., Malvoideae n = 5-20 (-mehr), Sterculioideae n = (15, 16, 18) 20 (21, etc.), Tilioideae n = 41.
Systematik
Die Erstveröffentlichung des Familiennamens Malvaceae erfolgt 1789 durch Antoine-Laurent de Jussieu in Genera Plantarum, 271. Die Typusgattung ist Malva L..
Vor allem molekulargenetische Untersuchungen führten zu großen Änderungen in der Systematik der Ordnung der Malvales. In die Familie der Malvengewächse (Malvaceae) wurden einige Taxa neu eingegliedert, darunter die ehemaligen Familien der Lindengewächse, der Wollbaumgewächse und der Sterkuliengewächse. Diese neu eingeordneten ehemaligen Familien sind nun nur noch Unterfamilien. Die meisten Taxa, die die bisherige Familie der Malvengewächse bildeten, sind jetzt in der Unterfamilie Malvoideae zu finden; deshalb hier die Bezeichnung „Malvengewächse im engeren Sinne“. Die Familie ist jetzt gegliedert in neun Unterfamilien.
Synonyme für Malvaceae Juss. sind: Bombacaceae Kunth, nom. cons., Brownlowiaceae Cheek, Byttneriaceae R.Br., nom. cons., Dombeyaceae Kunth, Durionaceae Cheek, Fremontiaceae J.Agardh, nom. illeg., Helicteraceae J.Agardh, Hermanniaceae Marquis, Hibiscaceae J.Agardh, Lasiopetalaceae Rchb., Melochiaceae J.Agardh, Pentapetaceae Bercht. & J.Presl, Philippodendraceae A.Juss., Plagianthaceae J.Agardh, Sparmanniaceae J.Agardh, Sterculiaceae Vent., nom. cons., Theobromataceae J.Agardh, Tiliaceae Juss., nom. cons., Triplochitonaceae K.Schum., nom. nud. [2].
Unterfamilien und einige wichtige Gattungen
Die Familie wird heute in neun Unterfamilien gegliedert mit etwa 243 Gattungen [2] und enthält etwa 4225 bis 4300 Arten. (Wenn ein Artikel zur Unterfamilie vorhanden ist dann sind diese Angaben zu Tribus und Gattungen dort zu finden):
- Wollbaumgewächse (Bombacoideae): Mit 12 bis 16 Gattungen und 120 Arten in den Tropen besonders in Afrika und der Neotropis.
- Brownlowioideae: Mit etwa acht Gattungen und 68 Arten. Heimat: Tropen, hauptsächlich in der Alten Welt:
- Berrya Roxb.
- Brownlowia Roxb.
- Christiana DC.
- Diplodiscus Turcz.
- Espera Willd.
- Indagator Halford
- Jarandersonia Kosterm.
- Pentace Hassk.
- Pityranthe Thwaites
- Byttnerioideae Burnett: Mit etwa 26 Gattungen und 650 Arten. Heimat: Tropen weltweit, mit einem Schwerpunkt in Südamerika:
- Tribus Byttnerieae:
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- Abroma Jacq.
- Ayenia L.: Mit etwa 70 Arten.
- Byttneria Loefl.: Mit etwa 135 Arten.
- Kleinhovia L.
- Leptonychia Turcz.
- Megatritheca Cristóbal
- Rayleya Cristóbal
- Scaphopetalum Mast
- Tribus Hermannieae DC.:
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- Dicarpidium F.Muell.
- Gilesia F.Muell.
- Hermannia L.: Mit etwa 100 Arten.
- Melochia L.: Mit etwa 55 Arten.
- Waltheria L.
- Tribus Lasiopetaleae J.Gay:
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- Commersonia J.R.Forst. & G.Forst.
- Guichenotia J.Gay
- Hannafordia F.Muell.
- Keraudrenia J.Gay
- Lasiopetalum Sm.
- Lysiosepalum F.Muell.
- Rulingia R.Br.
- Seringia J.Gay
- Thomasia J.Gay
- Tribus Theobromeae:
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- Glossostemon Desf.
- Guazuma Mill.
- Herrania Goudot
- Theobroma L.: Mit etwa 20 Arten, wichtigste Art der Gattung ist der Kakaobaum.
- Dombeyoideae: Mit etwa 21 Gattungen und etwa 381 Arten. Beheimatet in den tropischen Gebieten der Alten Welt, besonders auf Madagaskar und den Maskarenen (keine Arten in Amerika und Australien):
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- Astiria Lindl.
- Burretiodendron Rehder
- Cheirolaena Benth
- Corchoropsis Siebold & Zucc.
- Dombeya Cav.: Mit etwa 225 Arten.
- Eriolaena DC.
- Harmsia K.Schum.
- Helmiopsiella Arènes
- Helmiopsis H.Perrier
- Melhania Forssk.: Mit etwa 60 Arten.
- Nesogordonia Baill.
- Paradombeya Stapf
- Paramelhania Arènes
- Pentapetes L.
- Pterospermum Schreb.
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- Ruizia Cav.
- Schoutenia Korth. .
- Sicrea (Pierre) Hallier f.
- Trochetia DC.: Mit etwa sechs Arten.
- Trochetiopsis Marais
- Grewioideae Dippel: Mit 25 Gattungen und 770 Arten. Heimat hauptsächlich in den Tropen, weltweit.
- Helicteroideae: Mit acht bis zwölf Gattungen und 95 Arten. Heimat: Tropen, hauptsächlich Asien:
- Tribus Durioneae: Mit sechs Gattungen:
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- Boschia Korth.
- Coelostegia Benth.
- Cullenia Wight
- Durianbäume (Durio Adans.): Mit etwa 27 Arten, mit der Durian als wichtigsten Art.
- Kostermansia Soeg. Reksod.
- Neesia Blume: Mit etwa acht Arten.
- Tribus Helictereae:
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- Helicteres L.: Mit etwa 40 Arten.
- Mansonia J.R.Drumm. ex Prain
- Neoregnellia Urb.
- Reevesia Lindl.
- Triplochiton K.Schum.
- Ungeria Schott & Endl.
- Malvoideae (Malvengewächse im engeren Sinne): Mit 78 Gattungen und 1670 Arten in den gemäßigten bis tropischen Gebieten der Welt.
- Sterkuliengewächse (Sterculioideae): Pantropisch mit zwölf Gattungen und etwa 430 Arten.
- Lindengewächse (Tilioideae): Mit drei Gattungen und etwa 50 Arten. Die Arten dieser Unterfamilie sind im Gemäßigten Klima der Nordhalbkugel und in Zentralamerika beheimatet:
- Craigia W.W.Sm. & W.E.Evans
- Mortoniodendron Standl. & Steyerm.
- Linden (Tilia L.): Mit etwa 23 Arten die wichtigste Gattung der Unterfamilie.
Kladogramm nach APWebsite:
Malvaceae Byttnerioideae
Dombeyoideae
Brownlowioideae
Helicteroideae
Ökologie
Einige Malvengewächse stellen wichtige Futterpflanzen für den Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) dar. So ernähren sich die Raupen dieser Schmetterlingsart vor allem von Weg-Malven (Malva neglecta) und Moschus-Malven (Malva moschata).[3]
Nutzung
Viele Arten und besonders ihre Sorten sind Zierpflanzen für Parks, Gärten und Räume. Die am häufigsten kultivierte Art ist wohl der Chinesische Roseneibisch (Hibiscus rosa-sinensis) mit hunderten von Sorten, der in den Parks und Gärten der frostfreien Gebiete wichtig ist, aber auch als Zimmerpflanze verwendet wird. Bechermalven, Stockrosen und viele mehr sind in den Gemäßigten Breiten in den Gärten zu finden. Einige Baumarten werden in den Tropen in Parks und Alleen gepflanzt.
Es gibt eine Vielzahl von Arten, die vom Menschen vielfältig genutzt werden. Bekannt als Nutzpflanze ist der Kakaobaum. Okra (Abelmoschus esculentus) ist ein Gemüse. Die Früchte und Blätter der Baobab sind essbar. Bekannt ist die Durian-Frucht.
Diese Familie enthält einige Arten die für Tees genutzt werden. Die medizinische Wirkung vieler Arten beruht vor Allem auf dem enthaltenen Schleim. Bekannt sind auch die Kolabäume (Cola). Die Wilde Malve, auch „Große Käsepappel“ genannt, ist eine der ältesten bekannten Gemüse- und Heilpflanzen.
Baumwolle und Kenaf, Java-Jute oder Ostindische Hanfrose (Hibiscus cannabinus) sind wichtige Faserpflanzen.
Bilder
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Goethea cauliflora (vermutlich in der Gattung Pavonia), tropische Art, die ihre Blüten direkt am Stamm ausbildet (Kauliflorie).
Literatur
- D. A. Baum, S. D. Smith, A. Yen, W. S. Alverson, R. Nyffeler, B. A. Whitlock & R. L. Oldham: Phylogenetic relationships of Malvatheca (Bombacoideae and Malvoideae; Malvaceae sensu lato) as inferred from plastid DNA sequences., in: American Journal of Botany, 91, 2004, S. 1863-1871.
- C. Bayer & Klaus Kubitzki: Malvaceae, S. 225-311, in Klaus Kubitzki (Herausgeber): The Families and Genera of Vascular Plants, Band 5, Malvales, Capparales and non-betalain Caryophyllales, 2003.
- William S. Alverson, Barbara A. Whitlock, Reto Nyffeler, Clemens Bayer & David A. Baum: Phylogeny of the core Malvales: evidence from ndhF sequence data., in: American Journal of Botany, 86, 1999, S. 1474-1486 (Online).
- C. Bayer, J. R. Hoppe, K. Kubitzki, M. F. Fay, A. Y. De Bruijn, V. Savolainen, C. M. Morton, K. Kubitzki, W. S. Alverson & M. W. Chase: Support for an expanded family concept of Malvaceae within a recircumscribed order Malvales: a combined analysis of plastid atpB and rbcL DNA sequences., in: Botanical Journal of the Linnean Society, 129, 1999, S. 267-303.
- Rolf Giebelmann: Kulturgeschichtliches zu Malvengewächsen, in Toxichem + Krimtech, 73 (2), 2006, S. 66-69 (Online).
Einzelnachweise
- ↑ Hess, Systematische Botanik, Ulmer Verlag 2005, Seite 167
- ↑ a b Eintrag bei GRIN.
- ↑ Heiko Bellmann: Der Neue Kosmos Schmetterlingsführer, Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen, S. 108, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09330-1
Weblinks
Commons: Malvengewächse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Beschreibung der Familie der Malvaceae bei der APWebsite. (engl.)
- malvaceae.info
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