- Corpse Paint
-
Corpsepaint (engl. für Leichenbemalung) ist eine Gesichtsbemalung, die in der Black-Metal-Subkultur verbreitet ist. Entgegen allgemeiner Annahmen stammt das Corpsepaint nicht von Glam Rock Bands wie Kiss o. ä., sondern geht wohl eher auf den Sänger der dänischen Heavy metal Band Mercyful Fate zurück, der sein Gesicht in diesem Stil bemalte. Mit ihren berühmten Alben aus den Achtzigern prägten Mercyful Fate auch den Black Metal; durch die Schminke geben die Musiker sich heute selbst unmenschlichere oder aggressivere Gesichtszüge, die teilweise an Leichen oder Dämonen erinnern. Zwar haben zum Beispiel die norwegischen Bands Dødheimsgard[1] und Satyricon auch mit anderen Farben experimentiert (blau-gelb bzw. blau-weiß), doch Abweichungen sind selten. Einige Bands verwenden zusätzlich zum Corpsepaint auch (Kunst-)Blut.
Geschichtlicher Hintergrund
Im Mittelalter wurde oft weiße Kreide oder Kalksteinmehl zum Zwecke der Desinfektion auf die Toten gestreut, das Corpsepaint soll hier vor allem an die Tage der Pest erinnern. Bekannt ist auch, dass nach dem Eintritt des Todes eine Verfärbung des Gesichts eintritt, da sich das Blut im Gewebe von Lippen und um die Augen sammelt und nach einer Weile schwarz verfärbt, während im Rest des Gesichts das Blut weicht und so die sogenannte Leichenblässe eintritt (vgl. auch Totenflecke), somit soll Corpsepaint an Tote erinnern. Eine weitere historische Ableitung kommt von einigen frühen skandinavischen Gruppen, die v.a. nordisch-heidnisches Gedankengut verarbeiten. Zur Wikingerzeit sollen Tote mit einem gewissen Rang samt Schiff, Vieh, Weib und Waffen aufs Meer getrieben und angezündet worden sein. Dabei soll es als Brauch gegolten haben, die Gesichter der Toten schwarz-weiß zu bemalen. Inwieweit dieser Brauch allerdings tatsächlich praktiziert wurde, ist heute nur schwer zu beantworten, die Bestattung zur See z. B. ist mittlerweile widerlegt.
Auch auf die Oskorei wird das Corpsepaint zurückgeführt. Die Krieger der Oskorei hätten Kriegsbemalung getragen, um furchterregender auszusehen.[2]
Wenngleich die Verwendung dieser Schminkform in der Black-Metal-Subkultur auf Celtic Frost und King Diamond (Mercyful Fate) zurückgeht (wobei die Webseite „Metal Storm“ Sarcófago als erste Band mit „richtigem“ Corpsepaint bezeichnet[3]), gibt es auch frühere Bands und Musiker wie etwa Arthur Brown, Alice Cooper, KISS oder The Misfits, die jedoch nicht die Bezeichnung „Corpsepaint“ verwendeten und andere Hintergründe hatten. Auch die bekannte Thrash-Metal-Band Slayer versuchte sich in ihren Anfangsjahren noch an Corpsepaint.
Necrobutcher äußerte zum Corpsepaint des ehemaligen Sängers seiner Band Mayhem:
- „Deads Corpsepaint hatte nichts mit der Art, wie KISS oder Alice Cooper Make-Up nutzen, zu tun. Dead wollte tatsächlich aussehen wie eine Leiche. Er tat es nicht, um cool auszusehen. Er malte sich aus seiner Nase laufenden Schnodder aufs Gesicht. Das sieht nicht cool aus. Er nannte es Corpsepaint.“[4]
Varg Vikernes hingegen äußerte, die Bemalung rituell, als Kriegsbemalung, genutzt zu haben, und erwähnte eine Verbindung zur Oskorei.[5]
Szenehintergründe
Im Black Metal der späten 80er und frühen 90er entwickelte sich dieses Stilelement zu einem wesentlichen Bestandteil des Auftretens von den unterschiedlichen Gruppen.
Ursprünglich war wohl der Gedanke hinter dem Corpsepaint,
- sich vom großen Death-Metal-Trend zu Beginn der 90er Jahre auch optisch stark abzugrenzen. Dabei wurde das Corpsepaint neben Nieten und Patronenschmuck, Petruskreuzen und Drudenfüßen sowie grundsätzlich schwarzer Kleidung als das wichtigste visuelle Element zur Abgrenzung gezählt,
- die oft satanischen, grundsätzlich negativen und sich mit dem Tod befassenden Philosophien der Gruppen durch eine symbolische Ausblendung bunter Farben zu visualisieren und
- die allgegenwärtige Thematik des Todes im Black Metal mit Hilfe des Corpsepaints noch stärker nach außen zu tragen.
Heute sehen viele Corpsepaint zu unreifem Kitsch entartet; so beschweren sich in jüngerer Zeit einige „Puristen“ der Szene, Corpsepaint büße seinen früheren Wert ein, da es immer mehr zur Mode verkomme.
Quellen
Wikimedia Foundation.