Schminke

Schminke
Auge mit Lidschatten und Wimperntusche

Schminke oder Make-up bezeichnet die abwaschbare, farbliche Gestaltung von Haut und Haaren, in der Regel im Gesicht. Die natürliche Haut- und Haarfarbe lässt sich dadurch vorübergehend tönen oder färben, hervorheben, abschwächen und/oder farblich gestalten.

Verwandte Formen der farblichen Hautgestaltung sind das Permanent Make-up und die Tätowierung, bei denen die Farbgestaltung dauerhaft ist: die Farbe wird in die Haut bzw. unter die Oberhaut gespritzt oder geritzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schminke und Hautschmuck in vorgeschichtlicher Zeit

Weiße Dame von Ahahouret - Afrikanische Felszeichnung mit deutlich erkennbarem Körpermuster

Vermutlich ist das Zieren des eigenen Körpers so alt wie die Menschheit und wurde zunächst zu schamanischen und rituellen Zwecken im Rahmen der damaligen Fruchtbarkeitskulte zelebriert. Weltweit wurden in Höhlenmalereien den Figuren deutliche Hautverzierungen von den damaligen anonymen Künstlern angebracht, welche darauf schließen lassen, dass die realen Menschen, die abgebildet wurden, ebenfalls Kopf- und Körperschminke trugen. Auch auf gefundenen Figurinen wie der Venus von Willendorf konnten Farbreste aus Ocker, Kalkweiß und Asche ausgemacht werden, welche eindeutig der Verzierung der Figur zugeordnet werden konnten. Sie sind noch heute an ursprünglich gebliebenen Völkern wie der Massai und der Nuba in Afrika (sehr eindrucksvoll fotografisch dokumentiert von Leni Riefenstahl in den 1970er Jahren), aber auch an australischen und mikronesischen Völkern in der Südsee zu beobachten. Nicht selten wurden gemalte Hautverzierungen, mit dekorativen Schnitten oder Stichen (Skarifizierung wie gerade jetzt wieder als Piercing und Branding in westlichen Ländern in Mode gekommen) und daraus resultierenden Schmucknarben (Nuba), wie Tätowierungen (Māori in Neuseeland namens Tā moko) oder Piercings (Massais, Tellerlippenfrauen) kombiniert.

Auffällig ist, dass die Art der Hautverzierungen je weiter die Völker in den Norden der Welt vorstießen, farb- und musterlastiger wurden und Schmucknarben zurückgingen. So sind bei den Wikingern Schmucknarben kaum bekannt gewesen, während Farbtätowierungen bei afrikanischen Völkern wiederum nicht oder wenig bekannt waren und diese dafür Narbentätowierungen vorzogen. Grund dafür ist vermutlich die Anpassung an die Hautfarbveränderungen. Eindrucksvolle Tätowierungen konnten durch die Auffindung mumifizierter Leichen, insbesondere Moorleichen gefunden werden. Auch der in den Ötztaler Alpen entdeckte jungsteinzeitliche Mann, auch bekannt unter dem Namen „Ötzi“, wies Tätowierungen in Form von wenigen Zentimeter langen, parallelen Linien an den Hand- und Fußgelenken und ein Kreuz im Lendenbereich auf. Allerdings sind sich die Forscher nicht einig, ob diese als Schmuck oder aus medizinischen Gründen wie Akupunkturpunkte angebracht wurden.

Antike

Die Büste der Nofretete mit typischer ägyptischer Schminke

Etwa ab 2500 v. Chr. finden sich Nachweise, dass Ägypter ihre Haut zum Schutz vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen einrieben. Auch Rouge für die Wangen und Lippenfarbe wurden von den Ägypterinnen benutzt. Zur Aufbewahrung der cremigen Farben dienten Pflanzenstängel. Bei Ausgrabungen wurden grüne Schminkfarben aus Malachit (Kupferspat), blaue Farben aus Lapislazuli, schwarze Farben aus Kohle-Öl-Gemischen, rote Farben aus Zinnober und Bleiglanzpuder (Galenit) gefunden. Die Betonung der Augen hatte in Ägypten eine besondere Bedeutung, da die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott Ra darstellten. Die hierzu genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von Priestern hergestellt und wie Kajal benutzt. Im Tempel von Edfu wurden entsprechende Rezepte gefunden.

Die Römerinnen benutzten erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative Schminke. Zum Entfernen wurde Olivenöl oder Esels- bzw. Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte Wimperntusche wurde aus gebranntem Kork hergestellt.

Mittelalter und beginnende Neuzeit

Königin Elisabeth I. mit damals typisch bleiweiß-hellem Gesicht

Im Mittelalter galt nur der blasse Teint als schön. Um eine möglichst makellose Blässe zu erreichen, verwendete man das hoch toxische Bleiweiß, das häufig schwer heilende Abszesse der Gesichtshaut hervorrief. In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen durch Elisabeth I. in England und Katharina von Medici in Frankreich wieder populär. Die rote Lippenfarbe entstand aus Koschenille, einem roten Farbstoff, der aus der Koschenilleschildlaus gewonnen wurde. Im 17. Jahrhundert wurden die Schönheitspflästerchen, kleine zugeschnittene Flecken aus Leder, Seide oder Samt, sehr beliebt.

Im 18. Jahrhundert wurde neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid, Zinnoxid und Talk zum Weißfärben der Haut verwendet. Rote Schminke für Lippen und Wangen wurde mit Saflor, Koschenille, Rotholz, Sandelholz und Zinnober gefärbt. Außerdem wurden die Haare mit fettigen Pomaden behandelt, damit Haarpuder darauf haftete. Haarpuder bestand zumeist aus Weizen- oder Reisstärke und wurde mit Kohle grau, mit Ocker blond oder mit einem der zuvor genannten Mittel rötlich gefärbt.

Gegenwart

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden Kosmetika unter Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt. Die Verwendung von Bleiweiß lässt nach und wird durch Zinkoxid, Titaniumdioxid, Bornitrid, Reismehl, Talkum, Schlämmkreide abgelöst. Rote Farben werden aus Färberdistel oder Karmin hergestellt. Beliebt ist auch Schnouda, eine farblose Mischung von Alloxan (aus Harnsäure bereitet) mit Fettcreme, die die Haut rot färbt. Mit der Erfindung des Lippenstifts 1915 erhält die Kosmetikindustrie einen neuen Schub. Die Ausgaben für Kosmetik steigen stark. Besonders beliebt sind Lippenstift, Lidschatten und Wimperntusche.

Pioniere auf dem Gebiet der Kosmetikaherstellung sind der Berliner Bariton Ludwig Leichner, der 1873 die erste bleifreie Bühnenschminke entwickelte, sowie Max Factor, der unter anderen auch den Look von Stars wie Gloria Swanson, Greta Garbo und Joan Crawford kreierte, ihm wird auch die Erfindung des Begriffs "Make-up" zugeschrieben. Weiterhin wären zu nennen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein.

Die von Ludwig Leichner erfundenen Fettschminken werden als Mischungen der Farbstoffe mit Fetten beschrieben. Ludwig Leichner wurde zuletzt 1982 in dem amerikanischen James-Bond-Titel von John Gardner erwähnt; der Autor beschreibt darin einen Schmink- und Verkleidungsspezialisten in New York, der eine zweifelhafte Verwandtschaft mit dem berühmten Wagner-Sänger Ludwig Leichner im 19. Jahrhundert in Anspruch nahm, dem Erfinder der Theater-Fett-Schminke.

Formen der Schminke

Kaschierende Schminke

Die kaschierende Schminke, auch Camouflage genannt, wird vorwiegend zur Abdeckung von Hautfehlern benutzt – das kann rein kosmetisch wie auch medizinisch sein.

Kosmetik

Frau beim Nachschminken mit Wimperntusche

Kosmetische Schminke (üblicherweise als dekorative Kosmetik oder Make-up bezeichnet) gilt dem dekorativen Körperschmuck und soll im Allgemeinen die Ausstrahlung einer Person steigern. Typische kosmetische Produkte sind Gesichts-Make-up, Lidschatten, Lippenstift und Nagellack. Das Schminken dient der Betonung der persönlichen Attraktivität und der Kaschierung eventuell vorkommender Makel, wie Falten oder Hautverfärbungen (z.B. Couperose). Diese Schminke nutzten vorwiegend Frauen, zunehmend aber auch Männer. Dekoratives Schminken ist meist an die jeweiligen Modetrends und den Erscheinungstyp gebunden.

Medizin

Medizinische Schminke wird meist zur Kaschierung von entstellenden Hautveränderungen, wie Brandnarben, Verätzungen, Feuermalen, überdimensionalen Muttermalen, hässlichen Tätowierungen oder ähnlichem eingesetzt. Die Kosten übernimmt meist die Krankenkasse. Inzwischen hat sich im Rahmen der fortschreitenden Laser- und Hauttransplantationstherapien, eher eine Behandlung damit durchgesetzt, um die Probleme dauerhaft zu lösen, anstatt immer überdecken zu müssen. Nur bei hartnäckigen, tiefsitzenden Narben wird Camouflage noch benutzt, teilweise können dazu sogar aufwendige Hautprothesen aus Silikon verwendet werden.

Dramatische Schminke

Bühne

Geschminkter Clown
Eine Schauspielerin schminkt sich

Im Theater wurde und wird Bühnenschminke als Steigerung der künstlerischen Ausdrucksform genommen, sei es die totale Verneinung der persönlichen Gesichtszüge des Schauspielers, wie in der Pantomime oder in der Übersteigerung, wie z. B. in der Clownerie, oder Travestie. Im japanischen Kabuki-Theater z. B. sind Kostüm wie Schminke in strikten Regeln festgelegt. Auch im europäischen Theater gab und gibt es Archetypen der Darstellung wie die Naive oder die Alte die auch entsprechend geschminkt werden müssen. Theaterschminke und Karnevalsschminke müssen besondere Anforderungen erfüllen. Theaterschminke dunkelt das Gesicht zum Ausgleich grellen Scheinwerferlichts ab und ist im Regelfall wasserfest. Es wird nach der Vorstellung meist mit fetthaltigen Reinigungsmitteln entfernt. Besonderer Bedeutung kommt der Schminke auch im Tanzsport zu, wobei hier wie auch im Wrestling der Übergang zur Theaterschminke fließend ist, da auch das Publikum von Körperbemalung animiert wird.

Film

In den Anfängen des Films während der Stummfilmzeit stand die filmische Schminke noch ganz in der Tradition der Theaterschminke und wurde sehr stilisiert eingesetzt. Später glich man die Filmschminke den jeweiligen Modetrends an und schaffte es sogar über das Medium Film selbst welche zu initiieren (Barbarella, Pulp Fiction), berühmte Models wie Marilyn Monroe, oder Greta Garbo wurden zu Filmikonen und umgekehrt. Filme wie Apocalypse Now schafften es sogar verschiedene „Schminkgenres“ zu verbinden, so gibt Francis Ford Coppola den wahnsinnig gewordenen General Kurtz (Marlon Brando) mit dessen in tarngrün-schwarzen Kriegsschminke, nicht nur etwas militärisches, sondern gibt ihm auch etwas teuflisches, da das Make-up an das der Stummfilmzeit angelehnt ist.

Kulturelle Schminke

Frauen beim Jidai-Matsuri mit traditioneller Schminke.

Die Färbung und/oder farbliche Kennzeichnung der Haut ist zu allen Zeiten auch Zeichen gewesen, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen aber auch musikalischen, kulturellen oder, in der heutigen Zeit, subkulturellen Gruppen zu kennzeichnen. So kennzeichnen und kennzeichneten sich Personen, die sich zur New-Romantic-, Gothic- bzw. Visual-Kei-Szene oder auch dem Punk zurechnen, durch extrem exaltierte Schminke aus.

In Japan z. B. setzten sich die Geishas von den „normalen“ Frauen mit Kleidung und Schminke gezielt ab. Die Zähne wurden schwarz gefärbt.

Kampfschminke

In Europa trugen die Kelten bzw. die Wikinger auffällige Haut- und Körperfarbe bevorzugt bei Kriegsschlachten, sowohl um die Gegner durch gemalte Fratzen einzuschüchtern, als auch im Glauben daran, durch die zuvor vom Dorfschamanen gesegnete Hautfarbe unverletzbar zu sein – ein Phänomen, durch etliche Hollywoodfilme bekannt, das in Nordamerika bei den Sioux- und Irokesen-Indianern, in Mittel- und Südamerika bei den Azteken und den Mayas oder auch bei den asiatischen Kriegsvölkern wie den Skythen und den Hunnen beschrieben worden ist.

Siehe auch: Kriegsbemalung

Tarnschminke wird vorwiegend zu Tarnzwecken benutzt und ist je nach Einsatzort dementsprechend eingefärbt, so ist sie für den Einsatz in Wüstengebieten gelbbraun-sandfarben, für den Einsatz in Wäldern und Wiesen grünbraun und für den Einsatz in Eis- und Schneegebieten weißgrau.

„Kampfschminke“ im American Football

Vor allem in den USA malen sich einige Sportler, beispielsweise im American Football oder Eishockey, schwarze Balken unter die Augen oder als durchgehenden Streifen über den Nasenrücken. Das vermindert einerseits den Blendungseffekt des Sonnenlichts, das auf den verschwitzten Wangenknochen glänzt. Andererseits wird es auch als Styling genutzt, um „gefährlicher auszusehen“; so malen sich vereinzelt auch schwarze Spieler Streifen auf, die sie mit heller Farbe absetzen (etwa Brad Lester und Ronnie Brown von der Auburn University). Wrestling-Kämpfer bemalen nicht selten ihren kompletten Körper mit Farbe.

Literatur

  • Christian Janecke (Hg.): Gesichter auftragen. Argumente zum Schminken. Jonas Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-89445-365-7.
  • Schminke, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl., 17. Bd. 1905, S. 907 f.
  • John Gardner, License renewed, New-York (1981), (A Berkley Book) 1982, p.3
  • Umbach: Kosmetik und Hygiene, 3. Auflage 2004, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, S. 316-336, ISBN 3-527-30996-9.

Weblinks


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