- Corynephorus canescens
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Silbergras Systematik Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae) Ordnung: Süßgrasartige (Poales) Familie: Süßgräser (Poaceae) Unterfamilie: Pooideae Gattung: Corynephorus Art: Silbergras Wissenschaftlicher Name Corynephorus canescens (L.) P.Beauv. Das Silbergras (Corynephorus canescens) ist eine Pionierpflanze auf offenen, vegetationsarmen, lockeren, humusfreien Flugsandfeldern. Es ist an die extremen Umweltbedingungen seiner natürlichen Standorte (Hitze, Trockenheit, Nährstoffarmut) angepasst. Die Pflanze ist mit ihren kleinen büscheligen Horsten ein kennzeichnendes Süßgras (Poaceae) der Silbergrasfluren (Corynephorion canescentis) und einzige Art der Gattung Corynephorus. Das Silbergras dient der Erstberasung von lockerem Sand und spielt bei der Festlegung von Wanderdünen eine entscheidende Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Der Gattungsname Corynephorus entstammt dem Griechischen und leitet sich von korýne = Keule und phoréin = tragen ab. Er bezieht sich auf die kennzeichnende keulenförmige Granne. Der Artname canescens ist lateinischen Ursprungs und bedeutet ergrauend beziehungsweise grau aussehend und nimmt auf die Farbe der Pflanze Bezug. Der deutsche Name bezieht sich auf die im Licht silbrig glänzenden Blütenstände.
Beschreibung
Das Silbergras ist ein ausdauernder, überwinternd grüner Hemikryptophyt. Das Gras wird etwa 10 bis 35 cm hoch und wächst in dichten Horsten mit aufrechten, etwas abgespreizten Halmen. Die Halme sind auffallend dünn, unbehaart, leicht angeraut und verfügen unterhalb der Mitte über zwei bis sieben Knoten. Die Blattscheiden sind rötlich-purpurn, ebenfalls leicht rau und unbehaart. Die Blattspreiten sind silbrig graugrün, sehr steif, borstenförmig zusammengerollt, scharf zugespitzt und rau. Sie sind etwa 0,5 mm breit und zirka 6 cm lang.
Die Blütenstände sind fein verzweigte, schmal-längliche, 2 bis 8 cm lange Rispen. Diese sind purpurn oder bunt gefärbt, zuweilen auch bleichgrün. Sie sind nur während der Blütezeit locker ausgebreitet, sonst zusammengezogen. Die 4 mm langen Ährchen sind zweiblütig, sehr schmal und leicht zusammengedrückt. Die Deckspelzen werden von den Hüllspelzen beinahe vollständig eingeschlossen. Sie sind undeutlich genervt und tragen eine hellbraune schon am Grund freie Granne. Diese ist charakteristisch keulenförmig verdickt und trägt etwa in der Mitte einen borstlichen Haarkranz. Das Gras blüht von Juni bis August, gelegentlich bis in den Oktober.
Verbreitung und Standort
Das Silbergras ist von Südskandinavien über Nordwesteuropa bis in den Mittelmeerraum weit verbreitet (subatlantisch-submediterran); im küstenferneren Binnenland ist es dagegen sehr selten. Es fehlt in den Alpen und in höheren Mittelgebirgslagen. Ferner kommt es in Nordafrika, Nordamerika und Südamerika vor.
Das Gras wächst auf warmen und trockenen, nährstoff- und basenarmen, neutralen bis sauren, meist humus- und feinerdearmen, lockeren, durchlässigen Sandrohböden der tieferen Lagen. Als Erstbesiedler kommt es auf Flugsanden der Küsten- und Binnendünen, Flugsanddecken, auf Brachen, an Wegen, Sandgruben, lichten Kiefern- und Birkenwäldern vor. Auf offenen Sandflächen, wo der Boden im Sommer extrem austrocknet, ist es oft die einzige bestandsbildende Blütenpflanze.
Sein Hauptvorkommen liegt in Sand-Trockenrasen. Hier ist es die Charakterart des Verbandes der Silbergrasfluren bzw. Silbergras-Pionierrasen (Corynephorion canescentis). Die Pflanzengesellschaften setzen sich aus Magerkeits- und Trockenheitszeigern zusammen. Diese sind neben dem Silbergras das Sand-Straußgras (Agrostis vinealis), der Schmalblättrige Ampfer (Rumex tenuifolius), der Frühlings-Spark (Spergularia morisonii) und Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis). An Moosen finden sich das Purpurstieliges Hornzahnmoos (Ceratodon purpureus) und das Frauenhaarmoos (Polytrichum piliferum). Kennzeichnend sind eine Vielzahl an Flechten wie beispielsweise die Elchgeweih-Becherflechte (Cladonia alcicornis) oder Floerkes Becherflechte (Cladonia floerceana).
Ökologie
Das Silbergras ist ein Intensivwurzler und kann bis zu 15 cm in den Boden eindringen. Aufgrund dieser Eigenschaft ist es zur Erstberasung von lockerem Sand geeignet und spielt bei der Festlegung von Wanderdünen eine entscheidende Rolle. Ferner gelangt es so auch bei starker Trockenheit an tiefliegende Wasserreserven. Weitere morphologische Eigenschaften sind besonders für ein Leben an trockene und warme Lebensräume entwickelt. Die Oberflächen der Wurzeln sind durch die samtige Behaarung vergrößert. Dieses befähigt die Pflanze dazu, genügend Wasser aufzunehmen. Ferner funktionieren die starren aufrechten Halme der Horste gewissermaßen wie Tau- und Regensammler und leiten Wasser zu den Wurzeln. Schließlich schränken die gerollten Blätter den Wasserverlust durch Verdunstung ein, indem die Spaltöffnungen verborgen liegen. Die Pflanze erträgt im Sommer bis zu 60 °C, stirbt jedoch bei scharfem Frost ab. Das Silbergras wächst extrem langsam und wird nicht einmal von Schafen gefressen, weil sein Nährstoffgehalt so gering ist.
Bei Trockenheit krümmen sich die Deck- und Hüllspelzen ein beziehungsweise sie spreizen sich, bei Feuchtigkeit hingegen strecken sich die hygroskopisch reagierenden Haare und Grannen. Dadurch erfolgt die Selbstausbreitung als Bodenkriecher und Bohrfrucht. Die Frucht kann auch als Klettfrucht beispielsweise im Fell von Schafen verbreitet werden.
Gefährdung
Das Silbergras gilt in Deutschland als nicht gefährdet. Es ist jedoch in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg als gefährdet eingestuft. In Thüringen gilt die Art als vom Aussterben bedroht. In Österreich ist die Art ebenfalls vom Aussterben bedroht. Durch die Zerstörung der meisten mageren Sandflächen in den vergangenen Jahrzehnten ist auch der Lebensraum des Silbergrases weitgehend verloren gegangen. Die aktuell verbliebenen kleinflächigen Standorte sind besonders stark durch den Stickstoffeintrag von benachbarten Agrarflächen bedroht.
Literatur
- R. Schubert, W. Hilbig, S. Klotz: Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften Mittel- und Nordostdeutschlands. Fischer-Verlag, Jena, 1995. ISBN 3-334-60910-3
- E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer-Verlag, Stuttgart, 1994. 7. Auflage. ISBN 3-8252-1828-7
- J. Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold, D. Triebel: Gräser. Mosaik-Verlag, München 1996. ISBN 3-576-10702-9
- W. D. Clayton, K. T. Harman, H. Williamson: World Grass Species: Descriptions, Identification, and Information Retrieval. http://www.kew.org/data/grasses–db.html. Seit 2002, Zugriff am 9. Dezember 2006.
Weblinks
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