Craggaunowen Castle

Craggaunowen Castle
Craggaunowen - Blick vom Wohnturm auf das Umland

Craggaunowen ist ein kleines Dorf in Irland in der Nähe von Quin bei Kilmurry im County Clare, 16 km östlich von Ennis. Hier stehen einige verstreute Bauergehöfte im Umkreis einer alten Burg und irgendwo findet man an der Straße - meist aber nur zufällig - seit 1975 Hinweisschilder des Shannon Heritage Ltd. mit der Aufschrift: Craggaunowen Megalithic Centre. Das erst macht diese Ansiedlung interessant. Neben einer Reihe von Seen finden sich ein restaurierter Crannóg oder dessen Überreste als kreisrunde baumbestandene ufernahe Insel.

Inhaltsverzeichnis

Craggaunowen Megalithic Centre

Das Centre ist ein Versuch, Irlands Vergangenheit lebendig werden zu lassen. Zu diesem Zwecke wurden Hütten, Jagdcamps und ein Pfahlbaudorf aus prähistorischer Zeit rekonstruiert und um die Burg Craggaunowen Castle herum aufgebaut. So entstand ein interessantes Freilichtmuseum.

Die Idee dazu stammt von John Hunt († 1976), einem kunsthistorischen Berater des Auktionshauses Sotheby’s. Er war ein profunder Kenner der Geschichte des Mittelalters in Europa. Er kaufte das Land bei Craggaunowen, restaurierte das Castle und begann mit der Errichtung eines Museums, dessen Kernstücke ein rekonstruierter Pfahlbau, ein sogenannter Crannóg, sowie ein Ringfort sind.

Craggaunowen Castle

Craggaunowen Castle

Die Burg wurde um 1550 von John MacSioda MacNamara erbaut und ist ein klassischer Wohnturm, die damals übliche Wohnstatt des Landadels. Nach dem Zusammenbruch der alten Gesellschaftsordnung durch die Niederlage im Krieg gegen die Truppen Oliver Cromwells 1649-52 wurde die Burg im 17. Jahrhundert verlassen und verfiel.

Die Restaurierung begann im frühen 19. Jahrhundert unter der Leitung eines Tom Steele, dessen Initialen auf einem der Ecksteine rechts vom Haupteingang zu sehen sind. Die Arbeiten wurden erst 1965 von dem Antiquitätensammler John Hunt, der auch den Anbau im Erdgeschoss veranlasste, vollendet. Später übergab Hunt den ganzen Komplex dem irischen Volk.

Craggaunowen - abgebrannter Pfahlbau

Der Pfahlbau

Crannógs waren künstliche Inseln im flachen Bereich von Seen oder im Sumpfland bzw. auf natürlichen Inseln, auf welchen die Menschen der Eisenzeit bis in die frühchristliche Periode Hütten bauten, deren eigentlicher Zweck wohl im kultischen Bereich liegt. Es gab sie zum Teil schon in der Bronzezeit und manche wurden - fast unglaublich - bis ins 17. Jahrhundert bewohnt. Dieser Crannóg ist die Rekonstruktion eines Pfahlbaus, wie er besonders im Nordwesten Irlands üblich war. Crannógs finden sie sich auch in Schottland und werden dort mit dem Volk der Pikten in Verbindung gebracht.

Die Bauweise

Das Fundament bildeten mehrere Lagen Steine, und Buschwerk, das im See versenkt wurde. Das ganze fand mit in den Boden gerammten Holzpfählen seinen Halt, die die mit Erde und Sand aufgefüllte stets kreisrunde Plattform begrenzten. Innerhalb eines Palisadenzaunes errichteten die Erbauer Hütten aus Flechtwerk und Lehm. Eine Anzahl Crannógs liegt in Sichtweite anderer vorzeitlicher Bauten, wie Megalithanlagen etc.

Erreichen konnte man die künstlichen Inseln im seichten Wasser zu Fuß, per Einbaum oder über Dämme und Stege, was ausschließt, dass sie der Verteidigung dienten.

Craggaunowen - das Ringfort

Das Ringfort

Auf der Insel Irland gibt es auf 84.425 km² beinahe 40.000 Ringforts die als Dun oder Rath bezeichnet werden. Die Bauform aus vorchristlicher Zeit, erreichte auch Schottland.

Innerhalb der kreisrunden Erd- oder Steinwälle gingen die Bewohner nicht ihren täglichen Beschäftigungen nach. Auch diese Anlagen erklären sich nur als Vorläufer der christlichen Klöster. Ihre Zahl ist so groß, weil sie nach einer gewissen Zeit außer Nutzung gingen und von oft unmittelbar benachbarten Nachfolgern ersetzt wurden.

Ein sogenanntes Ringfort oder ein Rath bzw. Dun war der Mittelpunkt des damaligen lokalen Gesellschaftlebens.

Craggaunowen - die „Brendan“

Die „Brendan“

Das wohl spekulativste Objekt der gesamten Anlage von Craggaunowen ist sicherlich die „Brendan“, ein nach St. Brendan benannter Curragh, in welchem Timothy Severin 1976 von Irland nach Nordamerika segelte.

In einem Manuskript mit dem Titel „Navigtio Sancti Brendani Abbatis“ ist beschrieben, dass St. Brandan auf einer Reise von der grünen Insel aus das Land jenseits des Atlantiks entdeckte. Die Darstellung wird wissenschaftlich jedoch angezweifelt. Severin wollte beweisen, dass dies keine Fiktion aus dem 9. Jahrhundert war und ließ ein Boot aus Leder bauen, welches mit seinem Eschenholzrahmen angeblich sogar dem Treibeis trotzen konnte. Mit Zwischenlandungen auf den Aran Islands, den Hebriden und den Färöerinseln kam er nach Island, wo er überwinterte. Im Juni 1977 erreichte er Kanada und hatte somit bewiesen, dass es zumindest die Möglichkeit gab, auf diese Weise den nordamerikanischen Kontinent zu erreichen.

Literatur

  • Claus Ahrens: Wiederaufgebaute Vorzeit – Archäologische Freilichtmuseen in Europa. Wachholtz, Neumünster 1990, ISBN 3-529-01838-4

Siehe auch


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