- Craig Venter
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John Craig Venter (* 14. Oktober 1946 in Salt Lake City, Utah) ist ein US-amerikanischer Biochemiker, der durch ein Projekt zur Sequenzierung des menschlichen Genoms bekannt wurde. Zudem wurde von ihm als erstem Menschen in seinem eigenen Projekt die komplette DNA entziffert.[1]
Der als „Herr der Gene“ bezeichnete Venter zog jedoch auch vielfache Kritik auf sich und ebenso seine Firma, vor allem wegen seiner Patentansprüche und der forcierten „Privatisierung von Information“.
Inhaltsverzeichnis
Venter und das Human Genome Project
1998 gründete er das Unternehmen Celera Corporation, um auf Basis privater Finanzierung die Gene des Menschen durch automatisierte Sequenzierung zu kartieren. Damit wurde Venter zum direkten Konkurrenten des seit 1990 laufenden Human Genome Project (HGP), das als internationales Forschungsprojekt aus öffentlichen Mitteln finanziert wird.
Im Gegensatz zu diesem kam Celera Genomics zwar in Teilbereichen wesentlich rascher voran, arbeitete aber nicht so systematisch wie HGP. Die von Letzterem publizierten Forschungsergebnisse kamen zwar (auch) der Forschung Venters zugute, umgekehrt allerdings kaum.
Die relativ früh gelungenen Sequenzierungen einiger Gene ließ sich Venters Firma mit dem Ziel neuer Pharmaprodukte patentieren. Im April 2000 kündigte Venter die gesamte Entschlüsselung an, erhielt darauf etwa 6.000 Patente und publizierte einen Teil seiner Ergebnisse. Seitdem gilt er in Teilen der Weltöffentlichkeit als rücksichtsloser Privatisierer von Allgemeingut, andererseits wird ihm auch die wesentliche Beschleunigung dieses Forschungsbereiches an vielen Instituten zugute gehalten. Dank seiner völlig neuartigen Herangehensweise gewann er das Rennen trotzdem.
Im Jahr 2005 gründete Venter zusammen mit Mitgliedern seines Forschungsteams das Unternehmen Synthetic Genomics Inc., um mit veränderten oder künstlich hergestellten Mikroorganismen Biokraftstoffe herzustellen.[2]
Auszeichnungen
Venter wurde im Jahr 2002 in Wien mit einem der World Awards ausgezeichnet. Dies sind globale, unter dem Vorsitz Michail Gorbatschows verliehene Preise für Künstler, Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer usw., die in wichtigen Bereichen Bedeutendes geleistet haben. Venter erhielt den Preis in der Gruppe World Health Award. Zum Schutz der Artenvielfalt des Kelpwaldes untersuchte Venter die Gene der Algen und des Tangs in der Sargassosee, woraus er dort über 1.000 unentdeckte Arten vermutet. Demnach könnten sich weltweit in Kelpwäldern noch mehrere Tausend bislang unbeschriebene Arten befinden, vor allem im ökologisch wichtigen Phytoplankton.
Gleichfalls 2002 wurden ihm der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis[3] und ein Gairdner Foundation International Award verliehen. Im Oktober 2009 erhielt er vom US-Präsidenten die National Medal of Science für das Jahr 2008, die als höchste Wissenschaftsauszeichnung der USA gilt. 2011 wurde er mit dem Dickson Prize in Medicine ausgezeichnet.
Synthetisches bakterielles Genom
Einer Forschergruppe am J. Craig Venter Institute (JCVI) gelang es 2007 erstmals, das Erbmaterial eines Bakteriums komplett synthetisch herzustellen. Vorbild für den Nachbau war das Bakterium Mycoplasma genitalium mit dem kleinsten bisher bekannten Genom von 582.970 Basenpaaren; als Name des synthetischen Nachbaus wurde Mycoplasma genitalium JCVI-1.0 gewählt.[4][5][6]
2010 gaben Forscher um Craig Venter die Herstellung des künstlichen Bakteriums Mycoplasma mycoides JCVI-syn1.0 bekannt. Zuvor hatten sie erfolgreich das 1,08 Millionen Basenpaare umfassende Erbgut eines Laborstammes von Mycoplasma mycoides aus chemischem Rohmaterial synthetisiert und in ein zuvor von der DNA befreites Bakterium von Mycoplasma capricolum übertragen.[7]
Veröffentlichungen
- Der Mensch in der Genfalle. Der Tag wird kommen: Die vollkommene Erkenntnis der Lebensprozesse steht in diesem Jahr bevor. In: FAZ. 8. April 2000.
- A Life Decoded: My Genome: My Life, New York, Viking Adult 2007, ISBN 0-670-06358-4 (Dt.: Entschlüsselt: Mein Genom, mein Leben, aus dem Englischen von Sebastian Vogel, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-10-087030-1)
Literatur
- René Scheu: Lebenseigentümer. In: Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik Wirtschaft Kultur. Zürich 2007, Heft 07/08 (Juli/August), S. 10. ISSN 0036-7400
- Simone Rödder: Der Wellenmacher muss kein Schaumschläger sein : Der Mann mit dem Genom: Craig Venter ist ein Medienstar, aber für seine Fachkollegen ist er trotzdem kein "Feuilletonwissenschaftler". Über Reputation auf den Vorder- und Hinterbühnen der Forschung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Juni 2010, Seite N5
Weblinks
Commons: Craig Venter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Craig Venters Erbgut im Internet – Venter stellt sein komplett entschlüsseltes Erbgut ins Internet.
- Rainer Kuhlen (2002): Napsterisierung von Wissen – eine Herausforderung an Ethik, Ökonomie, Recht und Politik für den Umgang mit Wissen und Information in elektronischen Räumen. (pdf). Konstanz/Berlin. Archiviert vom Original am 8. Mai 2006. Abgerufen am 3. April 2009.
- Craig Venter: A voyage of DNA, genes and the sea, TED Talks im Februar 2005
- Der Venter-Code – Genpionier kreiert erstmals künstliches Leben, Deutschlandfunk
- Bakterium mit künstlichem Erbgut entwickelt. Süddeutsche Zeitung, 21. Mai 2010
- "Wir wissen nichts" Interview Der Spiegel vom 28. Juni 2010
Quellen
- ↑ Der Tagesspiegel: Genforschung: Genetisches Selbstporträt Artikel vom 3. September 2007
- ↑ Website der Fa. Synthetic Genomics Inc., Abgerufen am 25. Dezember 2009.
- ↑ Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preisträger 2002
- ↑ Venter-Institut baut Bakteriengenom zusammen. Heise news, 25. Januar 2008.
- ↑ Venter Institute Scientists Create First Synthetic Bacterial Genome. JCVI, 24. Januar 2008.
- ↑ Gibson, D.G. et al. (2008): Complete Chemical Synthesis, Assembly, and Cloning of a Mycoplasma genitalium Genome. In: Science. PMID 18218864 doi:10.1126/science.1151721
- ↑ Daniel G. Gibson u. a.: Creation of a Bacterial Cell Controlled by a Chemically Synthesized Genome. In: Science, PMID 20488990, online-Veröffentlichung vom 20. Mai 2010, doi:10.1126/science.1190719
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