Adalhard (Karolinger)

Adalhard (Karolinger)

Adalhard (* wohl 752; † 2. Januar 826) war ein Sohn des Karolingers Bernhard, des unehelichen Sohns Karl Martells, und einer Fränkin.

Er wurde 772 Mönch, war dann 781 bis 814 und ab 821 Abt von Corbie, ab 822 auch Abt von Corvey. In den Jahren dazwischen war er Mönch in Noirmoutier.

Adalhard wurde mit seinem Vetter Karl am Hofe erzogen. Seinen festen, unbeugsamen Charakter bewährte er, etwa 20 Jahre alt, im Jahr 771, als Karl seine erste Gemahlin, die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, verstieß. Mit der neuen Königin Hildegard wollte Adalhard keine Gemeinschaft haben und wurde deshalb Mönch im Kloster Corbie. Hier von seinen vornehmen Verwandten häufig besucht und gestört, suchte er echt klösterliche Verborgenheit in Monte Cassino. Allein Karl wollte den Mann nicht entbehren; zurückgerufen wurde er bald Abt von Corbie und nahm mit den übrigen Großen an den Reichsgeschäften Teil. Für den 781 zum König Italiens erhobenen Knaben Pippin führte er die Regierung. Als aber nach Karls Tod 814 Ludwig Kaiser wurde, mussten die alten Räte seines Vaters das Feld räumen, und Adalhard, der vergeblich eine gerichtliche Untersuchung der Beschuldigungen seiner Feinde forderte, wurde seiner Güter beraubt und nach der Insel Noirmoutiers verbannt. Nach sieben Jahren zurückberufen, wollte er doch nicht am Hof bleiben, sondern übernahm wieder die Leitung seines Klosters Corbie. Hier hatte Karl viele sächsische Knaben, die als Geiseln ausgeliefert waren, christlich erziehen lassen; Adalhard und sein Bruder Wala waren selbst durch ihre Mutter mit sächsischen Edelingen verwandt, und von dem Wunsche beseelt, dort das Christentum zu fördern, stifteten sie die neue Corbeja, jetzt Corvey, für welche Kaiser Ludwig 823 den Königes Huxeri an der Weser (Höxter) schenkte. Adalhard starb in hohem Alter am 2. Januar 826. Sein Nachfolger in Corbie, Radbert, genannt Paschasius, hat mit großem rhetorischem Schwulst sein und seines Bruders Leben beschrieben, absichtlich dunkel und mit veränderten Namens um nicht zu gefährlichen Anstoß bei den Gegnern zu erregen. Im Jahr 1025 sind Adelhards Gebeine in Corbie feierlich erhoben worden und ein Mönch Gerhard beschrieb die denselben zugeschriebenen Wunder, indem er zugleich die alte Biographie überarbeitete; später wurde noch ein zweites Buch solcher Wunder hinzugefügt. S. die Ausgabe dieser Schriften bei Mabillon, Acta SS. Ord. S. Benedicti Saec. IV. Pars I.

Wir haben noch einige Briefe von Alkuin an Adalhard; er selbst aber hat ein außerordentlich wichtiges und lehrreiches Werk über Karls des Großen Hofordnung („De ordine palatii") hinterlassen, welches allein über die Verteilung der Geschäfte und die eigentliche Organisation des wunderbaren Reiches Aufschluss gibt. Leider besitzen wir nicht das Original, sondern nur einen Auszug, welchen der Erzbischof Hinkmar von Reims als Vorbild für den westfränkischen König Karlmann verfasst hat, und der nicht unbedingt zuverlässig ist. — (S. C. v. Noorden, Hinkmar. Bonn 1863. S. 385.) Wattenbach.


Dieser Artikel beruht auf dem gleichnamigen Artikel in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Band 1, S. 74.


Vorgänger Amt Nachfolger
--- Abt von Corvey
822–826
Wala

Literatur

  • Brigitte Kasten: Adalhard von Corbie. Die Biographie eines karolingischen Politikers und Klostervorstehers. Droste, Düsseldorf 1986. ISBN 3-7700-0803-0
  • Philippe Depreux: Prosopographie de l’entourage de Louis le Pieux (781–840) (=Instrumenta 1). Thorbecke, Sigmaringen 1997. ISBN 978-3-7995-7265-1
  • Paul Lehmann: Adalbert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 48 f.

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