- Damensattel
-
Der Damensattel ist ein Reitsattel für Pferde. Im Damensattel sitzt die Reiterin in Seitsitz, das heißt mit beiden Beinen auf einer Seite – normalerweise links – auf dem Pferd. Der Damensattel wird auf die Sattellage, den Bereich hinter dem Widerrist aufgelegt und mit dem Sattelgurt befestigt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits im Altertum sind Menschen im Seitsitz geritten. So gibt es beispielsweise Darstellungen der keltischen Göttin Epona im Seitsitz. Da es keinen geeigneten Seitsitz-Sattel gab, konnte jedoch nur im Schritt geritten werden. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts saßen Frauen und Männer demzufolge auf gleiche Weise zu Pferd.
Der seitliche Sitz kam bei adligen Frauen erst im 14. Jahrhundert auf, als sie sich mit der Entwicklung eines für den Seitsitz geeigneten Sattels befassten. Schon Anna von Böhmen benutzte im 13. Jahrhundert einen Seitsattel und schuf damit eine Vorstufe für den Sambue.
-
Aura, Göttin der Morgenbrise im Seitsitz um 380 v. Chr.
-
Penthesilea als eine der Neun Gute Helden, um 1460
-
Wilhelmine von Preußen nach deutscher Art zu Pferd, 1789
-
Seitsitz mit Fußstütze: Der Ritt auf dem Esel, Eva Gonzalès, 1880
Sambue
Der Sambue wurde im 14. Jahrhundert gebräuchlich und war ein mit Stroh gepolstertes Reitkissen mit Lehne und Fußstütze. Auf dem Sambue saß man nicht nur sehr unsicher, sondern auch noch quer zum Pferd. Es war keine Einwirkung auf das Pferd möglich und schwungvolle Gangarten mit Schwebephase konnten nicht gesessen werden. Aus diesem Grund wurden Zelter mit weichen und bequem zu sitzenden Gängen bevorzugt und waren entsprechend wertvoll. Der Sambue war daher hauptsächlich beim Adel verbreitet. Bei schnellen Ritten durch unwegsames Gelände saßen Frauen nach wie vor rittlings auf dem Pferd.
Der Sambue war verbesserungsbedürftig. Bereits 1380 erkannte Anna von England, dass ihr Sitz sicherer wurde, wenn sie nur einen Fuß auf die links angebrachte Fußstütze stellte.
Gabelsattel
Katharina von Medici entwickelte den Schrägsitz, indem sie ihr rechtes Bein über den Sattelknauf schlug und das linke Bein in den Steigbügel stellte. Dadurch konnte sie sicherer sitzen als auf dem Sambue und dennoch einen langen Rock tragen. Im Schrägsitz hat die Reiterin ihre Schultern fast parallel zu den Pferdeschultern und kann auf das Pferd einwirken. Um 1580 wurde am französischen Königshof der Knauf durch eine Gabel mit zwei Hörnern ersetzt, so dass der rechte Oberschenkel zwischen den beiden Hörnern zu liegen kam und einen stabileren Sitz erlaubte.
Im Gabelsattel war es möglich, Jagden zu reiten und kleine Hindernisse zu überspringen. Der rechtssitzige Damensattel kommt aus der Falknerei, weil man den Falken während der Jagd auf der linken Hand führte. So waren es die Jagdreiterinnen, die über die Jahrhunderte zur Weiterentwicklung des Damensattels beitrugen.
Es war nicht einfach, im Gabelsattel korrekt zu sitzen. Um den Zug der Beine auf der linken Seite auszugleichen, neigte man dazu, zu weit nach rechts zu sitzen, so dass der Schwerpunkt nicht mehr in der Mitte lag. Die Gabel bot zu wenig Halt und die Hilfengebung war erschwert. Dennoch war der Gabelsattel vor allem beim englischen Adel weit verbreitet.
Drei-Horn-Sattel
Das dritte Horn, das „leaping head“, wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfunden und machte den Damensattel viel sicherer. Es ist nach unten abgewinkelt, legt sich über den linken Oberschenkel und sorgt für einen festen Sitz in allen Situationen. Im Drei-Horn-Sattel konnte man höhere Hindernisse springen.
Der Drei-Horn-Sattel breitete sich ab 1830 auf dem Kontinent auszubreiten. Jedoch verdrängte er den normalen Sattel nicht sofort, besonders in Frankreich, Spanien und Deutschland, saßen die Frauen vor allem bei Jagden weiterhin rittlings, auf „deutsche Art“, zu Pferd.[1]
Moderner Damensattel
Das Horn auf der rechten Seite des Sattels war überflüssig geworden und verschwand in der Folgezeit ab etwa 1870. Der moderne Damensattel hat daher nur noch zwei Hörner.
Ab etwa 1890 wurde die Polsterung flacher und funktioneller und der Sattel wurde leichter. Der Balancierriemen, der die Sattellage verbesserte, wurde zugefügt. Dank diesen Verbesserungen setzte sich der Damensattel im 19. Jahrhundert auch auf dem Kontinent durch.
Trotz der positiven Entwicklung ist der Damensattel dem normalen Sattel unterlegen: Das rechte Bein und die Kreuzeinwirkung durch Gegensitzen fehlten zur Hilfengebung, obendrein ist der Sattel bei Stürzen gefährlich, da die Reiterin oft nicht vom Sattel loskommt. Infolgedessen wurde er nach dem Ersten Weltkrieg schrittweise verdrängt und in Deutschland 1928 für schwere Springen verboten.
Zum Reiten im Damensattel trägt die Reiterin eine gewöhnliche Reithose mit Reitstiefeln und darüber eine Schürze oder Reitrock.
Heutige Verwendung
Heute gibt es die Damensattel-Dressurkür, bei der in stilechten Kostümen gerne auch die beliebten Barockpferderassen vorgestellt werden. Damensattel-Dressuren sind jedoch nicht nur Show-Highlights, sondern auch sportliche Höhepunkte.
Damensitz und Diskriminierung
Im 19. Jahrhundert wurde im angelsächsischen Raum, vorgeblich der Sittlichkeit wegen, von Frauen erwartet, im Damensitz zu reiten. Frauen, die sich nicht daran hielten, wurden häufig diskriminiert.
Zu Beginn des 20. Jahrhundert wurden jemenitische Juden diskriminiert, indem ihnen vorgeschrieben wurde, im Damensitz zu reiten.[2]
Literatur
- Michaela Otte: Geschichte des Reitens von der Antike bis zur Neuzeit, FN Verlag 1994
Weblinks
Commons: Damensattel – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
-
Wikimedia Foundation.