Dampfkraftwerk Donaustadt

Dampfkraftwerk Donaustadt

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Dampfkraftwerk Donaustadt
Das Kraftwerk Donaustadt von der Donauinsel aus
Das Kraftwerk Donaustadt von der Donauinsel aus
Lage
Dampfkraftwerk Donaustadt (Wien)
Dampfkraftwerk Donaustadt
Lage in WienWien Wien
Koordinaten 48° 11′ 57″ N, 16° 27′ 48″ O48.19916666666716.463333333333Koordinaten: 48° 11′ 57″ N, 16° 27′ 48″ O
Land Österreich
Gewässer Donau
Daten
Brennstoff Erdgas, Erdöl
Leistung 545 Megawatt
Typ Dampfkraftwerk
Projektbeginn 1968
Betriebsaufnahme 1973
Schornsteinhöhe 150 m
Eingespeiste Energie seit
Inbetriebnahme
2260 GWh

Das Dampfkraftwerk Donaustadt in der Primavesigasse im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt ist ein kalorisches Kraftwerk der Stadt Wien. Planungen sahen hier auch die mögliche Errichtung eines Kernkraftwerks vor.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stilllegung des Dampfkraftwerks Engerthstraße im Jahr 1966, die durch die Wasserführung des Donaukanals begrenzte Kühlwassermenge für das Kraftwerk Simmering und der Wunsch der Stadtverwaltung nach einer Steigerung der eigenen Stromerzeugung machten den Bau eines neuen Kraftwerks nötig.

Zwar wäre ein Standort im Westen Wiens wünschenswert gewesen, doch aus technischen Gründen – vor allem der Mangel an Kühlwasser – konnte dies nicht realisiert werden. Der Wiener Stadtrat beschloss am 22. November 1968 grundsätzlich die Errichtung von zwei neuen Kraftwerksblöcken und am 11. Juli 1969 wurde die Genehmigung erteilt, das neue Kraftwerk am Steinsporn zu bauen. Nach der Lage in der Donaustadt, dem 22. Wiener Gemeindebezirk, erhielt das neue E-Werk den Namen „Dampfkraftwerk Donaustadt“.

Für die Standortwahl sprachen

  • die gesicherte Versorgung mit Kühlwasser durch die Nähe zur Donau,
  • die Nähe zum Ölhafen Lobau, was die Versorgung mit Heizöl oder Erdgas erleichtern würde,
  • der starke Bevölkerungsanstieg sowie die Ansiedlung von Industriebetrieben in den Bezirken Floridsdorf und Donaustadt und
  • der Wunsch nach einer Dezentralisierung der Stromerzeugung in Wien.[1]

Als positiver Nebeneffekt wurden vor allem von der Bezirkspolitik die Trockenlegung eines Sumpfes und die Sanierung von nahe gelegenen wilden Siedlungen durch die Errichtung von Straßen, Kanälen, Strom- und Wasserleitungen gesehen.[2]

Erste Pläne sahen die Errichtung von drei Kraftwerksblöcken vor. Der erste sollte 1973 in Betrieb gehen und der zweite im Jahr 1976. Für das Jahr 1979 war die Inbetriebnahme des dritten Kraftwerksblocks vorgesehen. Für diesen Block behielten sich die zuständigen Stellen die Möglichkeit offen, ihn als Atomkraftwerk zu errichten. Abhängig machte man dies von der weiteren Entwicklung auf dem Sektor der Kernenergie.[1][3][4] Noch im Februar 1974 hielten die Zuständigen an dieser Option fest. Zwar wurde geplant, dass sich Wien an der Errichtung des geplanten zweiten österreichischen Kernkraftwerks, dessen Inbetriebnahme für 1980 oder 1981 vorgesehen war, mit 160 Megawatt beteiligte, für den Fall aber, dass dessen Leistung zu gering sein sollte, hielt man weiter an der möglichen Errichtung eines eigenen Atomkraftwerks fest.[5] Ob die Planungen für ein Atomkraftwerk Donaustadt durch die das Kernkraftwerk Zwentendorf betreffende Volksabstimmung beendet wurden oder schon früher abgebrochen wurden, ist nicht bekannt.

Kraftwerk

Blöcke 1 und 2

Da die Errichtung von zwei Kraftwerksblöcken geplant war, wurde der 150 Meter[6] hohe Schornstein so ausgelegt, dass er die Rauchgasrohre beider Blöcke aufnehmen konnte. Jeder der beiden Blöcke kann wahlweise mit Erdöl oder Erdgas betrieben werden – hauptsächlich kommt allerdings Erdgas zum Einsatz [7] - und wurde mit einer Maximalleistung von 162 Megawatt ausgestattet.

Bürgermeister Leopold Gratz eröffnete am 24. September 1973 den Block 1, Block 2 wurde am 26. September 1973 in Betrieb genommen.

Aus Umweltschutzgründen wurden zwischen 1985 und 1986 die Kesselfeuerungen auf stickoxidarme Brenner umgerüstet. Ebenfalls der Reduktion von Stickoxiden galt der Einbau von Rauchgasfiltern nach dem SCR-Prinzip für jeden Kessel. Mit dem nachträglichen Einbau von stickoxidreduzierenden Anlagen sowohl bei der Verbrennung selbst als auch nach der Verbrennung war das Dampfkraftwerk Donaustadt bei einem Finanzaufwand von rund 461 Millionen Schilling Vorreiter in Österreich. Die Rauchgasfilter wurden im November 1987 im Block 1 und am 1. Juli 1988 in Betrieb genommen.[8]

Block 3

Der moderne Block 3 des Kraftwerks Donaustadt

Der Bau von Block 3 des Kraftwerks Donaustadt („Donaustadt 3") wurde vom Wiener Gemeinderat am 26. Juni 1996 beschlossen.

Im Dezember 1997 wurde von Wien Energie das Projekt für den Block 3 des Kraftwerks Donaustadt als erstes seiner Art und in dieser Größenordnung[9] zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. An diesem Verfahren waren 23 Gutachtergruppen, die Wiener Umweltanwaltschaft sowie die Vertreter der 23 an Wien angrenzenden Gemeinden beteiligt. Am 18. Juni 1999 wurde der Bau von der Wiener Landesregierung mittels Bescheid genehmigt.[10]

Im Dezember 1999 erfolgte die Grundsteinlegung für den Block 3. Die feierliche Inbetriebnahme des Kraftwerks Donaustadt erfolgte am 30. November 2001.[11]

Darüber, ob wie im Energiekonzept der Stadt Wien vom 27. März 1998 vorgesehen, nach der Inbetriebnahme von Donaustadt 3 die älteren Kraftwerksblöcke Simmering 4, Simmering 5 und Donaustadt 2 vom Netz genommen wurden, liegen keine Informationen vor. [9]

Kraft-Wärme-Kopplung

Am 30. Mai des Jahres 2000 wurde der Tunnelanstich für die Fernwärme-Haupttransportleitung „Steinsporn I“ vorgenommen. Dieses rund 3,6 Kilometer lange und etwa 520 Millionen Schilling teure Bauwerk unterquert unter anderem den Donaukanal, die Donau und das Entlastungsgerinne.

Leistung

Der Kraftwerksblock 3 kann im Mittel rund 800.000 Haushalte mit elektrischer Energie und 180.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung wird ein Wirkungsgrad von rund 86 % erzielt,[12] ohne Kraft-Wärme-Kopplung rund 58 %.[10] Bei einer maximalen elektrischen Leistung von 545 MW besitzt das Kraftwerk Donaustadt eine Jahresstromproduktion von 2.260 GWh, dies entspricht einer mittleren Leistung von 258 MW. Für die Fernwärmeerzeugung steht eine Spitzenleistung von 250 MW zur Verfügung. Jährlich werden 1.058 GWh Wärmeleistung produziert, dies entspricht einer mittleren thermischen Leistung von 120 MW.[13]

Windkraftwerk Donauinsel

Im Jahr 1997 wurde bei der Steinspornbrücke auf der Donauinsel nördlich des LDS-Pumpwerks von Wien Energie eine aus einem Windrad bestehende Windkraftforschungsanlage errichtet. Die Steuerung der Anlage sowie die Sammlung der Daten wird von einer Computeranlage im nahe gelegenen Kraftwerk Donaustadt vorgenommen. Auch die Netzanbindung der Windkraftanlage an das elektrische Leitungsnetz geschieht über das Kraftwerk.[14]

Fußnoten

  1. a b Neues E-Werk im Bezirk Donaustadt. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 5. Juli 1969, S. 7.
  2. E-Werk Donaustadt: Vorarbeiten. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. Juli 1970, S. 6.
  3. Lobau: Grundstein für Großkraftwerk. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 7. November 1970, S. 4.
  4. Neuer Kurier, 9. Juli 1969, Seite 4
  5. Wien beteiligt sich am zweiten Kernkraftwerk – fertig bis 1981. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 19. Februar 1974, S. 1.
  6. http://eaip.austrocontrol.at/lo/091218/PART_2/LO_ENR_5_4_en.pdf
  7. http://www.magwien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F1995%2F1012%2F002.html
  8. http://www.magwien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F1993%2F1022%2F013.html
  9. a b http://www.magwien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F1999%2F1207%2F009.html
  10. a b http://www.magwien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F1999%2F0618%2F020.html
  11. http://www.magwien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F2001%2F1127%2F021.html
  12. http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F2001%2F1130%2F005.html
  13. http://www.magwien.gv.at/wirtschaft/eu-strategie/energie/zahlen/waermeerzeugung.html
  14. http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F1997%2F0523%2F015.html

Literatur

Weblinks

 Commons: Kraftwerk Donaustadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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