- Daniel Vasella
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Daniel Lucius Vasella (* 15. August 1953 in Freiburg, Schweiz) war zwischen 1996 und 2010 Chief Executive Officer (CEO) des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, seit 1999 ist er Verwaltungsratspräsident von Novartis.
Sein älterer Bruder Andrea Vasella (* 1943) war bis 2008 Professor an der ETH Zürich.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Frühe Jahre
Als Schüler war Daniel Vasella in der marxistisch-leninistischen Schülerorganisation Cercle Grachus aktiv.[1] Im Alter von 13 Jahren verlor er seinen Vater, den Geschichtsprofessor Oskar Vasella. Eine Schwester starb mit 19 an Krebs, die zweite durch einen Unfall. Vasella studierte und promovierte in Medizin an der Universität Bern. Sein Wunsch, Arzt zu werden, entstand schon in frühster Kindheit, als er wiederholt schwer krank war und immer wieder während Monaten zur Kur in den Bergen weilte.[2] Er arbeitete als Oberarzt am Berner Inselspital.
1978 heiratete er Anne Laurence, die Nichte von Marc Moret, Präsident des damaligen Basler Pharmaunternehmens Sandoz. 1988 wechselte er in die Industrie und arbeitete für Sandoz zunächst vier Jahre in den USA. Danach stieg er innerhalb von Sandoz bis zum Chef der Division Pharma auf.
Bei der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz wurde Vasella zum Leiter des neuen Unternehmens Novartis. Die Spezialchemie-Divisionen beider Unternehmen wurden als Ciba Spezialitätenchemie und Clariant ausgegliedert.
Die Zeit nach 1996
Nach der Fusion gab es zunächst eine mehrjährige Durststrecke, in welcher Novartis Marktanteile verlor. Seit etwa dem Jahr 2000 hat Novartis jedoch unter den führenden Pharmaunternehmen mit die höchsten Wachstumsraten.
Zu den wichtigsten strategischen Entscheidungen während der Amtszeit Vasellas gehören:
- die Ausgliederung der Landwirtschaftssparte in das neu gegründete Unternehmen Syngenta 2000
- die Forcierung der Marketinganstrengungen insbesondere in den USA
- der Umbau der Forschungsabteilung unter dem wissenschaftlichen Seiteneinsteiger Mark Fishman und die Einrichtung eines neuen Forschungszentrums in Cambridge, USA
- der Erwerb des deutschen Generikaunternehmens Hexal 2005
- der vollständige Erwerb des US-amerikanischen Biotechnikunternehmens Chiron im April 2006
- die Vereinbarung mit Nestlé zur Übernahme der Aktienmehrheit am Augenpflegespezialisten Alcon durch Novartis in zwei Schritten zwischen 2008 und 2010/11 für bis zu 39 Mrd. US-$.
Im Jahre 2004 scheiterten die Bemühungen, als „weißer Ritter“ den Konkurrenten Aventis zu übernehmen und einer feindlichen Übernahme durch Sanofi-Synthélabo zuvorzukommen. Auch das Werben um ein Zusammengehen mit dem Lokalrivalen Hoffmann-La Roche stieß bei dessen Gründerfamilie auf Granit, obwohl Novartis inzwischen fast ein Drittel der stimmberechtigten Anteile an Roche besitzt.
Vasella ist für einen Unternehmenslenker häufig in den Medien vertreten und redet auch offen über sein Privatleben. Er gibt sich als ethisch veranlagter Unternehmer; für ein positives Image sorgten beispielsweise das Vorantreiben der Entwicklung des neuartigen Krebsmedikaments Glivec und die Überlassung von Medikamenten gegen Malaria und Lepra für den Einsatz in Entwicklungsländern zum Selbstkostenpreis bzw. kostenfrei. Ärzte ohne Grenzen und andere Organisationen kritisieren allerdings, dass Novartis sich massiv für eine Verschärfung des indischen Patentrechts einsetzt, was den Zugang zu Medikamenten deutlich einschränken würde.
Für Kritik sorgten das hohe Gehalt von Vasella, welches (Angaben von 2007) bis zu 42 Millionen Schweizer Franken jährlich betrug (andere Quellen geben rund 44 Millionen SFR an) und seine Machtfülle, da er seit 1999 in Personalunion auch dem Verwaltungsrat vorsass. Damit gehörte Vasella zu den am besten bezahlten Managern der Schweiz.
Am 26. Januar 2010 gab Vasella seinen Rücktritt von der Geschäftsleitung zum 1. Februar bekannt. Nachfolger wurde der bisherige Leiter der Pharmasparte, Joe Jimenez. Vasella blieb jedoch Präsident des Verwaltungsrats.[3]
Ziel militanter Tierschützer
Am 27. Juli 2009 wurde das Familiengrab der Familie Vasella auf dem Friedhof in Chur verunstaltet und die Urne seiner Mutter entfernt. Ausserdem wurde ein weiteres Grab seiner Familie verunstaltet. An den Gräbern war der Text „Drop HLS Now“ geschrieben, wobei HLS für „Huntington Life Sciences“ steht, ein Tierversuchslabor aus Cambridge in England, das mit Novartis in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat.
Eine Woche später, in der Nacht auf den 3. August 2009, wurde zudem Vasellas Ferienhaus in der Gemeinde Bach in Tirol in Brand gesteckt.[4]
Die Firma Novartis wurde in den letzten Jahren mehrfach Opfer von militanten Tierschützern, welche das Ende von Tierversuchen in der pharmazeutischen Forschung fordern.
Verwaltungsratsmandate
- PepsiCo, Inc. (Board of Directors)
- Harvard Business School (Board of Dean's Advisors)
- INSEAD (Board of Directors)
- Novartis (Verwaltungsratspräsident)[5]
- Alcon (Verwaltungsratspräsident)[6]
Auszeichnungen
- First Award for responsible Capitalism 2003
- Wahl zur Most influential Business Figure Europas der letzten 25 Jahre durch die Leser der Financial Times 2004
- Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Basel 2002
Weblinks
- Offizielle Biographie auf der Novartis-Firmenseite (PDF-Datei; 40 kB)
- Interview 1998
Einzelnachweise
- ↑ Interview mit OnlineReports: "Ich habe unterschätzt, wie öffentlich gewisse Aspekte meines Lebens sind". Abgerufen am 17. Februar 2010.
- ↑ Bill George, Peter Sims, Andrew N. McLean, Diana Mayer: Discovering Your Authentic Leadership. In: Harvard Business Review. Februar 2007, Harvard Business Publishing, Boston.
- ↑ Basler Zeitung: Vasella tritt mit Rekordergebnis als Novartis-Chef zurück. 26. Januar 2010, abgerufen am 26. Januar 2010.
- ↑ welt.de: Daniel Vasella: Tierschützer verüben Anschläge auf Novartis-Chef - Nachrichten Wirtschaft - WELT ONLINE. 4. August 2009, abgerufen am 11. September 2009.
- ↑ dpa-AFX:Novartis mit Rekordergebnis - Pharmachef Nachfolger von Vasella
- ↑ Alcon-Verwaltungsrat wählt neuen Vorsitzenden businesswire.com vom 25. Oktober 2010
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