- Das Lied von Bernadette
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Das Lied von Bernadette ist ein 1941 erschienener Roman von Franz Werfel, der das Leben der heiliggesprochenen Bernadette Soubirous von Lourdes beschreibt.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Franz Werfel hatte auf der Flucht vor Nazi-Deutschland mit seiner Frau Alma im Sommer 1940 für mehrere Wochen Herberge in Lourdes gefunden, bevor es ihnen möglich war, über die Pyrenäen und weiter nach Amerika zu fliehen. Franz Werfel schreibt in seinem Vorwort zu dem Roman, dass er auf diese Weise die wundersame Geschichte des Mädchens Bernadette Soubirous kennenlernte. In seiner großen Bedrängnis habe er eines Tages ein Gelübde abgelegt: wenn er die rettende Küste Amerikas erreiche, werde er als erstes vor jeder anderen Arbeit das Lied von Bernadette „singen“, so gut er es könne. Er betont, dass er dieses Lied „singe“, obwohl er kein Katholik sei, sondern Jude: Ich habe es gewagt, das Lied von Bernadette zu singen, obwohl ich kein Katholik bin, sondern Jude. Den Mut zu diesem Unternehmen gab mir ein weit älteres und viel unbewußteres Gelübde. Schon in den Tagen, da ich meine ersten Verse schrieb, hatte ich mir zugeschworen, immer und überall durch meine Schriften zu verherrlichen das göttliche Geheimnis und die menschliche Heiligkeit – des Zeitalters ungeachtet, das sich mit Spott, Ingrimm und Gleichgültigkeit abkehrt von diesen letzten Werten unseres Lebens.
In Amerika angekommen, schrieb Werfel den Roman in nur fünf Monaten nieder. Er wurde Werfels kommerziell erfolgreichstes Werk[1], so dass er sich in Beverly Hills ein Haus kaufen und sorgenfrei leben konnte.
Widmung
Das Buch ist Manon Gropius gewidmet. Sie war das Kind von Alma Mahler-Werfel und ihrem zweiten Mann Walter Gropius. Das Mädchen verstarb 1935, nachdem Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel sie fast ein Jahr lang aufopferungsvoll gepflegt hatten, an Kinderlähmung. Alma Mahler, die bereits zwei Töchter aus ihrer ersten Ehe mit dem Komponisten Gustav Mahler hatte und von denen eine ebenfalls früh verstarb, hatte ihr drittes Kind sehr geliebt und es dauerte viele Jahre, bis sie ihren Tod überwinden konnte.
Handlung
Bernadette Soubirous ist das älteste Kind der Eheleute Soubirous, die nach dem Verlust ihrer Mühle in großer finanzieller Not im ehemaligen Gefängnis des Ortes Unterkunft gefunden haben. Bernadette leidet an Asthma und fehlt deshalb oft im Schulunterricht. Nachdem sie mit ihrer jüngeren Schwester und einer Schulfreundin zum Holzsuchen außerhalb des Ortes war, bleibt Bernadette in der Nähe des Flusses Gave de Pau allein zurück. Die Stelle wird als eine Art Deponie des Ortes genutzt und heißt Massabielle. Hier erscheint ihr plötzlich und unerwartet in einer Nische der Grotte eine Dame, die wie eine vornehme Braut gekleidet ist. Sie trägt ein schneeweißes Kleid mit einem breiten blauen Gürtelband und einen Schleiermantel. Sie ist barfüßig und hat an jedem Fuß eine goldene Rose. Bernadette verharrt regungslos vor dieser schönen „Dame“ und beginnt dann mit ihr auf verschiedenen Wegen zu kommunizieren.
Als Bernadette die „Dame“ am nächsten Tage wiedersieht, wünscht diese, dass sie die nächsten fünfzehn Tage wiederkommen möge.
Franz Werfel beschreibt nun, wie der ganze Ort in Aufruhr gerät und in Gegner und Befürworter der Erscheinungen zu Massabielle zerfällt. Bernadette bleibt dabei gegenüber Lob oder Tadel gleichmütig, allein ihr Wunsch, die „Dame“ wieder zu sehen, bleibt übermächtig. So mächtig, dass sie zu sterben droht, als ihr die Besuche verwehrt werden.
Bei einer der Erscheinungen gibt die „Dame“ Bernadette den Auftrag, nach einer Quelle in Massabielle zu graben. Und tatsächlich findet sich Wasser, das eine heilbringende, ja wunderbare Wirkung hat, was Menschen aus nah und fern anzieht.
Werfel beschreibt in seinem Roman, wie die Wissenschaftler des Ortes versuchen, das Rätsel um Bernadette zu erklären und wie gleichzeitig die Obrigkeit des Dorfes bemüht ist – um nicht als ungebildet und provinziell zu gelten – die Prozessionen zur Grotte zu unterbinden. Auch die kritische Haltung der Kirche zu den Erscheinungen wird vom Autor anhand der handelnden Personen in Schule und Gemeinde dargestellt.
Als Erwachsene tritt Bernadette in das Kloster Saint-Gildard der Barmherzigen Schwestern in Nevers ein, wo die Novizenmeisterin Mére Vauzous, die sie schon aus Lourdes kennt, immer wieder von Zweifeln am übernatürlichen Charakter der Erscheinungen und an der „Würdigkeit“ des einfachen Mädchens geplagt wird. Bernadette stirbt mit 35 Jahren an Knochentuberkulose.
Das letzte Kapitel Das fünfzigste Ave, eine Anspielung auf das in Lourdes geübte Rosenkranzgebet, berichtet von der Kanonisation in Rom.
Rezeption
Analysen von feministischer Seite unterstreichen vor allem die spezifische Bedeutung des Wunders und des Glaubens in diesem Roman. So analysiert die Psychologin und Politologin Angelika Ebrecht den Wunderglauben von Bernadette und deren Anhänger auf zweifache Weise. Zum einen ermöglicht er in Situationen des politischen Umbruchs den Antrieb für genuinen Widerstand. Zum anderen kann er, wenn er in einer Flucht vor der Realität und der Außenwelt (wie am Beispiel von Bernadette durch Zwang) gipfelt, als Mittel der politischen Funktionalisierung und Einbindung von Frauen in traditionelle Herrschaftsverhältnisse dienen. Die Autorin verdeutlicht anhand ihrer Analyse die Bedeutung vor allem weiblicher Religiosität in der Moderne.[2]
Verfilmung
Hörspiele
- 1948: Das Lied von Bernadette (2 Teile) – Regie: Walter Ohm, mit Ernst Schlott, Walter Hilbring, Marianne Kehlau (BR]
- 1954: Das Lied von Bernadette (2 Teile) – Regie: Otto Kurth, mit Ludwig Cremer, Peter Esser, Heidi Hausmann (SWF)
- 1959: Das Lied von Bernadette – Regie: Heinz-Günter Stamm, mit Robert Graf, Walter Richter, Edith Schultze-Westrum (BR)
Literatur
- Franz Werfel: Das Lied von Bernadette [Roman]. In: Gesammelte Werke in Einzelbänden, Fischer-Taschenbuch 9462, Frankfurt am Main 1991 ff, ISBN 3-596-29462-2.
- Swetlana Gorbacevskaja: Werfel „Das Lied von Bernadette“. Strategien einer Übersetzungsvorbereitenden Textanalyse. In: Martin A. Hainz, Edit Király, Wendelin Schmidt-Dengler: Zwischen Sprachen unterwegs. Symposion der ehemaligen Werfelstipendiaten zu Fragen der Übersetzung und des Kulturtransfers am 21./22. Mai 2004 in Wien. Praesens, Wien 2006, ISBN 978-3-7069-0361-5.
- Angelika Ebrecht: Wahrheit, Wahn und Wunder - Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie religiösen Wunderglaubens am Beispiel von Franz Werfels Roman „Das Lied der Bernadette“. In: gender politik online 2009, abgefragt am 28. August 2009.
Einzelnachweise
- ↑ 27.Juni: Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel in Lourdes
- ↑ Angelika Ebrecht, 2009, Wahrheit, Wahn und Wunder - Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie religiösen Wunderglaubens am Beispiel von Franz Werfels Roman Das Lied der Bernadette,in: gender politik online abgefragt am 28. August 2009.
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