- Adams-Farwell
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Der Adams-Farwell war ein innovatives, US-amerikanisches Automobil aus Dubuque, Iowa, das von 1905 bis 1913 von der Adams Company lokal hergestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1883 von den Brüdern Herbert und Eugene Adams zum Zweck gegründet, Grabkreuze und Parkbänke herzustellen. In den frühen 1890er Jahren trat Fay Oliver Farwell die Stellung des Geschäftsführers an.
Ab 1895 begann Farwell, mit Verbrennungsmotoren zu experimentieren. Er konstruierte einen liegend angeordnetenen 3-Zylinder-Umlaufmotor dessen Zylinder und Kurbelwellengehäuse sich horizontal um eine stehend fixierte Kurbelwelle drehen. Die Kraftübertragung erfolgt mittels Kegelradgetrieben, die Luftkühlung durch die Rotation der Zylinder. Die Idee zu deren sternförmigen Anordnung hatte Farwell nach der Beobachtung einer Dampfwinde; die Hauptvorteile sah er darin, dass das Triebwerk weder eine Schwungscheibe noch eine Kühlvorrichtung benötigte.
1898 baute er diesen Motor zwischen die Vorderräder einer eisenbereiften Kutsche. Bereits in den Prototyp Modell Nr. 2 baute er seinen Motor jedoch im Heck ein. Diesem Konzept folgten alle weiteren Adams-Farwell. Für dieses zweite Fahrzeug verwendete er Fahrradräder, für das dritte Holzspeichen-Artillerieräder. Das wahrscheinlich ähnliche Modell Nr. 4 verkaufte er an einen Bürger von Dubuque. Prototyp Nr. 5 wurde im Februar 1905 an der Automobilausstellung von Chicago (Illinois) gezeigt wo erstmals auch Bestellungen entgegengenommen wurden. Er ging als Modell 6 20/25 hp praktisch unverändert in Produktion. In Anzeigen wurde mit dem Slogan geworben: It spins like a top[1].[2]
Innovationen
Außer dem Motor hatte der Adams-Farwell weitere eigenwillige Lösungen zu bieten. Die einzige erhältliche Karosserievariante, bezeichnet als Convertible Brougham, war eigentlich ein Coupé de Ville. Ihr "veränderbarer", konvertibler Teil bestand aus einer Sitzbank in der Spritzwand die sich bei Bedarf aufklappen ließ. Der Lenkhebel - ein Lenkrad kam erst später - ließ sich samt daran angebrachten Bedienelementen mit wenigen Handgriffen entfernen und vor der hinteren Sitzbank wieder anbringen. Der praktische Nutzen: bei schlechtem Wetter musste nicht vom ungeschützten vorderen Sitz gefahren werden. Der Adams Farwell hatte einen Listenpreis von $ 2500 und war damit nach damaligem Verständnis ein Oberklassemodell.
1906 wurde aus dem Model 6 eine Series 6; neben dem bekannten 20/25 hp Dreizylinder war ein neuer Series 6 40/45 hp mit einem Fünfzylindermotor nach dem gleichen Konstruktionsprinzip und rund 8 Litern Hubraum erhältlich. Beide teilten sich ein gegenüber dem Vorjahr etwas längeres Fahrgestell.
Die Adams Company lieferte den 20/25 hp nun anstelle des Brougham als Landaulet (wahrscheinlich ein ähnlicher Aufbau mit abklappbarem hinterem Dachteil) und als 5-sitzigen Touring der gelegentlich Convertible Runabout genannt wurde. Den 40/45 hp gab es ebenfalls als Touring, als Landaulet (beide 5-sitzig) sowie als Extension Brougham; letzterer hatte einen um ca. 10 cm längeren Radstand. Markant länger war ein als Model 7-A bezeichneter 7-sitziger Touring. Alle Varianten hatten den aufklappbaren Frontsitz. Ebenfalls neu war der Model 8-A Gentleman's Speed Roadster mit dem kürzesten Chassis des Modelljahrs, dem 40/45 hp Motor und einer rahmenlosen Konstruktion die als Vorläufer der selbsttragenden Karosserie gelten darf. Dieser Sportwagen war rund 120 km/h schnell, damals eine sehr beachtliche Geschwindigkeit.[3][4]
Diese Modellvielfalt war 1907 vollständig verschwunden; es gab ausschließlich den Model 7-A Touring, neu mit noch längerem Radstand und höherem Preis.
1908 war wieder ein Jahr der Neuerungen. Wahrscheinlich mit dem neuen Model 9 50 hp wurde ein Vierganggetriebe eingeführt (die meisten Autos hatten damals 3 Gänge). Dazu gab es zwei Kupplungen, je eine für die Gänge 2 und 4 und eine für die Gänge 1, 3 und den Rückwärtsgang. Für jede Kupplung war ein eigener Schalthebel vorgesehen; betätigt wurden sie mittels eines gemeinsamen Hebels an der Lenksäule. So ließen sich zwei Gänge gleichzeitig "vorwählen", zum Beispiel der zweite und der Rückwärtsgang. Durch einfachs Umlegen des Kupplungshebels wurde jeweils einer davon eingelegt. Anstelle des Lenkhebels mit Handbetätigung gab es nun Gaspedal und Lenkrad. Damit entfiel die zwar Möglichkeit, die Lenkung auf eine andere Sitzposition umzusetzen. Stattdessen wurde die Lenksäule in einer Schiene vor den vorderen Sitzen geführt und sich darin verschieben; das Auto war also ganz nach dem Wunsch des Fahrers ein Links- oder Rechtslenker. Die neuen Modelle erhielten zwar eine konventionell aussehende Front; wie bei anderen Fahrzeugen der Epoche befand sich trotzdem der Motor an der angestammten Stelle im Heck. Es gab dieses Model 9 als Roadster für drei, als Touring für sieben und als Coupé für ebenfalls drei Personen. Leider war nun auch der Roadster konventionell gebaut.
Einen letzten Wechsel gab es für 1909. Das Coupé entfiel ersatzlos, der Roadster bekam einen weiteren Sitz und der Touring ein noch längeres Chassis. In dieser Form wurde der Adams-Farwell bis 1912 gebaut. Danach gab die Adams Company den Automobilbau auf. Von 1905 bis 1913 entstanden gerade einmal 52 Adams-Farwell.
Modellübersicht
Die kleine Firma brachte eine recht eindrückliche Zahl an Modellen und Varianten heraus wie die Übersicht[5] zeigt:
Baujahr Modell Zylinder Leistung Radstand Bauweise Aufbau Listenpreis 1898 Model No. 1 3 Umlauf Frontmotor; Heckantrieb Express-Kutsche - 1899 (ca.) Model No. 2 3 Umlauf Heckmotor; Heckantrieb - 1901 Model No. 3 3 Umlauf Heckmotor; Heckantrieb - 1902 (ca.) Model No. 4 3 Umlauf Heckmotor; Heckantrieb 1904-1905 Model No. 5 3 Umlauf 25 hp Heckmotor; Heckantrieb Convertible Brougham[6] - 1905 Model No. 6 20/25 hp 3 Umlauf 25 hp 2134 mm (84 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Convertible Brougham $ 2500 1906 Series 6 20/25 hp Model A 3 Umlauf 25 hp 2286 mm (90 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Touring 5 Sitze $ 2000 1906 Series 6 20/25 hp Model B 3 Umlauf 25 hp 2286 mm (90 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Landaulet 7 Sitze $ 2500 1906 Series 6 40/45 hp 5 Umlauf 45 hp 2286 mm (90 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Touring 5 Sitze $ 2500 1906 Series 6 40/45 hp 5 Umlauf 45 hp 2286 mm (90 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Landaulet 7 Sitze $ 3000 1906 Series 6 40/45 hp 5 Umlauf 45 hp 2388 mm (94 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Extension Brougham[7] $ 4000 1906 Model 7-A 40/45 hp 5 Umlauf 45 hp 2743 mm (108 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Touring 7 Sitze $ 3000 1906 Model 8-A 40/45 hp 5 Umlauf 45 hp 2184 mm (86 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Gentleman's Speed Roadster $ 4000 1907 Model 7-A 40/45 hp 5 Umlauf 45 hp 3048 mm (120 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Touring 7 Sitze $ 3250 1908 Model 9 50 hp 5 Umlauf 50 hp 3048 mm (120 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Roadster 3 Sitze $ 3000 1908 Model 9 50 hp 5 Umlauf 50 hp 3048 mm (120 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Touring 7 Sitze $ 3500 1908 Model 9 50 hp 5 Umlauf 50 hp 3048 mm (120 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Coupé 3 Sitze $ 4000 1909-1912 Model 9 50 hp 5 Umlauf 50 hp 3048 mm (120 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Roadster 4 Sitze $ 3000 1909-1912 Model 9 50 hp 5 Umlauf 50 hp 3251 mm (128 Zoll) Heckmotor; Heckantrieb Touring 7 Sitze $ 3500 Leistungsangaben
Leistungsangaben aus dieser Zeit sind unklar; damals gab es noch keine einheitliche Norm zur Berechnung. In der Regel bezieht sich der erste Wert auf die Steuer-PS und der zweite auf die Leistung (PS). In den USA wurden meist die Formeln der N.A.C.C. (’’National Automobile Chamber of Commerce’’) oder der A.L.A.M. (’’Association of Licenced Automobile Manufacturers’’) angewendet. Der Wert für den Adam-Farwell Model 6 20/25 dürfte zwischen 15 und 20 kw und für den Modell 9 50 hp um 35 kW gelegen haben.
Der einzige noch existierende Adams-Farwell
Das National Automobile Museum in Reno (Nevada) (ehemals Harrah Collection besitzt das letzte noch existierende Fahrzeug der Marke, einen Series 6 40/45 hp Runabout, karossiert von der Connolly Carriage & Buggy Company mit Fünfzylindermotor[8]. und der aufklappbaren Sitzbank[9] vorn. Es nahm am Concours d'Elegance in Pebble Beach 2011 teil und gewann die Charles A. Chayne Trophy für die fortschrittlichste Technik seiner Zeit[10][11].
Weiterentwicklung ohne Autobau
Die Adams Company entwickelte auch leichte Gyrokopter-Motoren, die Versuchsmodelle von Emile Berliner 1909/10 und J. Newton Williams 1909 erfolgreich antrieben. Nach der Aufgabe des Automobilbaus (es ist nicht klar wie lange Motoren hergestellt wurden) verlegte sich das Unternehmen auf die Eisengiesserei und die Produktion von Zahnrädern. Fay Farwell verliess die Adams Company Anfang 1920[12][13] und versuchte danach, ein Patent für den Antrieb von Kirmes-Karussellen auszuwerten.[14]
Einzelnachweise
- ↑ Übers.: "Er dreht sich wie ein Kreisel"
- ↑ Kimes
- ↑ conceptcarz
- ↑ Kimes
- ↑ Alle Daten: Kimes
- ↑ Kimes
- ↑ Kimes
- ↑ Detailaufnahme des Motors bei conceptcarz.com
- ↑ trombinoscar.com hat Fotos des Autos mit aufgeklapper Sitzbank
- ↑ Pebble Beach Concours
- ↑ conzeptcarz.com
- ↑ Kimes
- ↑ conzeptcarz.com
- ↑ Kimes
Quelle
- Beverly Rae Kimes (Herausgeberin) und Clark, Henry Austin, jr.; The Standard Catalogue of American Cars 1805-1942, 2. Auflage, Krause Publications, Iola WI 54990, USA (1985), ISBN 0-87341-111-0
- Beverly Rae Kimes: Pioneers, Engineers, and Scoundrels: The Dawn of the Automobile in America, SAE (Society of Automotive Engineers) Permissions, Warrendale PA (2005), ISBN 0-7680-1431-X; S. 368
Weblinks
- http://www.conceptcarz.com über Adams-Farwell und den Series 6 im National Automobile Museum, Reno NV (Englisch)
- remarkablecars.comüber Adams-Farwell und den Series 6 im National Automobile Museum, Reno NV (Englisch)
- earlyamericanautomobiles.com hat ein Foto des Adams-Farwell Series 6 im National Automobile Museum, Reno NV (Englisch)
- trombinoscar.com stellt den Adams-Farwell Series 6 im National Automobile Museum, Reno NV vor (Französisch)]
- pebblebeachconcours.net über die Gewinner des 61. Pebble Beach Concours d'Elegance 2011 (Englisch)
- pebblebeachconcours.net/ über Preise und Trophäen am Pebble Beach Concours d'Elegance
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