De Havilland D.H.86

De Havilland D.H.86
de Havilland D.H.86 Express

Die de Havilland D.H.86 Express war ein viermotoriges Verkehrsflugzeug des britischen Herstellers de Havilland Aircraft Company aus den 1930er Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1933 vereinbarten die Regierungen von Großbritannien, Indien, Malaya, der Straits Settlements und Australiens, einen Luftpostdienst einzurichten. Am 23. September 1933 bestellte Qantas, das sich Hoffnungen auf die Strecke von Singapur nach Brisbane machte, das noch nicht existierende Flugzeug de Havilland D.H.86. Dieser Bestellung schloß sich bald darauf Holymans Airways an, das die Verbindung nach Tasmanien bedienen wollte. Die D.H.86 erhielt daraufhin die inoffizielle Bezeichnung Express oder auch Express Air Liner.

Die D.H.86 war eine viermotorige Version der erfolgreichen Dragon, einem teilweise aus Sperrholz bestehendem Flugzeug. Sie fiel etwas größer aus und bot mit sich verjüngenden Tragflächen und dem verkleideten Fahrwerk weniger Luftwiderstand. Als Antrieb diente der stärkste Motor des Herstellers, der neue 200-PS-Motor Gipsy Six. Im stromlinienförmigen Cockpit der Langstreckenversion konnte ein zweites Besatzungsmitglied hinter dem Piloten untergebracht werden, in der Fluggastzelle fanden bis zu zehn Personen einen Sitzplatz. Die für Holyman vorgesehene Kurzstreckenversion bot Platz für zwölf Passagiere.

Der Prototyp der D.H.86 erlebte seinen Erstflug am 30. Januar 1934. Auf Wunsch von Qantas wurde das Flugzeug umgebaut und das Cockpit für zwei Piloten ausgelegt. Tatsächlich sind nur drei weitere Maschinen mit nur einem Pilotensitz gebaut worden. Eine dieser Maschinen, die an Holyman gelieferte „Miss Hobart“, war zu diesem Zeitpunkt das schnellste jemals gebaute britische Verkehrsflugzeug. Am Ende erwies sich die Zweipilotenversion D.H.86A mit ihrem verlängerten Bug als die schnellere Bauart.

Nach einer Reihe von Abstürzen bekamen die letzten der 62 gebauten Flugzeuge ein neu gestaltetes Leitwerk, um die Flugstabilität zu erhöhen. Diese Maschinen erhielten die Bezeichnung H.P.86B.

Tatsächlich standen die zahlreichen Abstürze mit der Konstruktion des Flugzeugs in Verbindung. Bei der D.H.86 lagen nur vier Monate zwischen der Entwurfsstudie und den Testflügen, da der Zeitplan für den Luftpostdienst eingehalten werden musste. Wegen der geringen Motorleistung war das Flugzeug sehr leicht gebaut worden. Unter bestimmten Bedingungen war die D.H.86 schwer zu steuern, was durch das zu kleine Seitenleitwerk noch verstärkt wurde. Daher konnte das Flugzeug in Extremsituationen schnell außer Kontrolle geraten.

Aufgrund der Abstürze führte die Royal Air Force 1936 eine Reihe von Testflügen durch. Der Untersuchungsbericht wurde allerdings erst vierzig Jahre später veröffentlicht. Obwohl die Ergebnisse dieser Untersuchung zur neuen Version 86B führten, wurden keine Veränderungen an den bisher gebauten Flugzeugen angeordnet. Die Folge waren weitere Flugunglücke.

Die australische Regierung nahm 1936 die Abstürze zum Anlass, um der D.H.86 vorübergehend die Zulassung zu entziehen und das Importverbot für amerikanische Flugzeuge aufzuheben. Bei den Konkurrenzmodellen Boeing 247, Douglas DC-1 und Douglas DC-3 hatte sich längst die Metallkonstruktion durchgesetzt.

Versionen

  • D.H.86 : viermotoriger mittelgroßer Doppeldecker mit Einmanncockpit
  • D.H.86A : verbesserte Version mit Zweimanncockpit
  • D.H.86B : Version mit verbessertem Querruder

Nutzung

Die für Imperial Airways gebaute Zweipilotenversion wurde als Diana bezeichnet. Diese Flugzeuge bedienten Verbindungen in Europa und innerhalb des Empires, unter anderem die Strecke von Khartum nach Lagos.

Ein weiterer Kunde war die neuseeländische Fluggesellschaft Union Airways, die zwischen Auckland, Palmerston North und Wellington operierte. Im Zweiten Weltkrieg dienten diese Flugzeuge als Bomber und bekämpften deutsche Hilfskreuzer sowie den japanischen Schiffsverkehr. Nach dem Krieg kamen sie in den Besitz der National Airways Corporation.

Bei Kriegsausbruch befanden sich fünfzehn Maschinen im Liniendienst in Australien und auf Neuguinea. Acht dieser Flugzeuge wurden von der Royal Australian Air Force übernommen und erhielten die Bezeichnungen A31-1 bis A31-8. Im Krieg dienten sie teilweise im Nahen Osten als Sanitätsflugzeuge, die übrigen führten Verwundeten- und andere Transporte in Australien und auf Neuguinea durch.

Von den insgesamt zweiundsechzig gebauten D.H.86 waren die meisten bei Kriegsausbruch in Europa im Einsatz. Im Krieg dienten diese Maschinen als Verbindungsflugzeuge oder zur Ausbildung von Navigatoren. Nur wenige überlebten den Krieg.

Militärische Nutzer

Technische Daten (D.H.86A)

Kenngröße Daten
Besatzung 2
Passagiere 10–12
Länge 14,10 m
Spannweite 19,70 m
Höhe 4,00 m
Leergewicht 2.830 kg
Startgewicht 4.650 kg
Höchstgeschwindigkeit 267 km/h
Dienstgipfelhöhe 5.300 m
Reichweite 1.200 km
Triebwerke 4 × de Havilland Gipsy Six-Reihenmotoren mit je 150 kW

Siehe auch


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