- Adelheid von Kiew
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Adelheid (* 1067/70; † 20. Juli 1109 in Kiew) (auch bzw. eigentl. Jewspraksija, Eupraxia, Praxedis) war nach dem Tod ihres ersten Gatten, Graf Heinrich I. von Stade, seit 1089 die zweite Ehefrau Kaiser Heinrichs IV.. Sie war die Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew aus seiner zweiten Ehe mit Anna von Polowzen. Die Ehe mit Heinrich wurde 1095 geschieden.
Leben
Jewspraksija wurde nach 1067 als Tochter des Großfürsten Wsewolod I. von Kiew und dessen zweiter Ehefrau Anna von Polowzen geboren. Zu ihrer ersten Hochzeit mit Graf Heinrich von Stade aus dem Adelsgeschlecht der Udonen soll sie mit einer prunkvollen Kamelkarawane nach Sachsen gekommen sein, mit reichen Kleidern, Kostbarkeiten und unzähligen Schätzen im Gepäck.
Nach dem Tod Graf Heinrichs 1087 verliebte sich Kaiser Heinrich IV. in die angeblich ausnehmend hübsche Frau und umworbene Witwe. 1088 fand die Verlobung, am 14. August 1089 in Köln ihre Hochzeit statt, der unmittelbar die Krönung Adelheids, wie sie sich jetzt nannte, folgte.
Diese Ehe stand aber unter keinem guten Stern und scheiterte völlig. Heinrich warf seiner Frau Untreue vor (angeblich soll sie sogar ihren Stiefsohn Konrad verführt haben) und hielt sie in Verona unter Bewachung. Von dort konnte sie aber anfangs des Jahres 1094 zu Mathilde von Tuszien fliehen und tat sich von nun an mit "schmutzigen Details" aus ihrem Eheleben hervor.
Noch 1094 beschäftigte sich zunächst eine Synode in Konstanz mit den Vorwürfen, ehe sich Adelheid persönlich 1095 auf einem Konzil in Piacenza einfand und vor Papst Urban II. und der Versammlung die unerhörten sexuellen Ausschweifungen, die ihr Mann von ihr verlangt hatte, bild- und wortreich darstellte.
Der Wahrheitsgehalt dieser Anschuldigungen wird sich wohl nicht mehr erweisen lassen. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Berichte in erster Linie der päpstlichen Seite als Propagandamaterial willkommen waren, als solche wurden sie nämlich anschließend bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgenutzt.
Althoff nimmt an, dass die Ehe von Adelheid/Praxedis mit Heinrich IV. möglicherweise einen Friedensschluss Kaiser Heinrichs mit seinen Feinden, den Sachsen, bekräftigen sollte. Damit wäre ihre Rolle als Gemahlin analog der Rolle von Geiseln zu sehen, wie sie in dieser Zeit zur Bekräftigung und Absicherung von Bündnissen regelmäßig zu stellen waren. Nach den Quellen soll der Kaiser befohlen haben, dass man die Königin vergewaltigte. Althoff schlägt vor, diese Vergewaltigung als Entehrung analog einer Bestrafung oder sogar Tötung einer Geisel nach einem Treuebruch zu interpretieren.
Adelheid verließ, nachdem der Papst sie von der Buße, die ihr hätte auferlegt werden sollen, befreit hatte, die Bühne der Weltgeschichte. Sie soll über Ungarn nach Kiew zurückgekehrt sein, wo sie 1109 in einem Kloster verstarb. Die Ehe mit Heinrich war 1095 geschieden worden.
Literatur
- Kurt-Ulrich Jäschke: Notwendige Gefährtinnen. Königinnen der Salierzeit als Herrscherinnen und Ehefrauen im römisch-deutschen Reich des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts. Dadder, Saarbrücken 1991, ISBN 3-926406-56-9
- Theodor Schieffer: Adelheid (Eupraxia, Praxedis), in: Lexikon des Mittelalters. Bd. 1, Sp. 146.
- Gerd Althoff: Heinrich IV. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 978-3-534-11273-9 (insbesondere S. 207–219. Althoff bietet eine differenziertere Sichtweise der Rolle und der Handlungsmotive von Praxedis/Adelheid, die in der deutschen Geschichtsforschung diffamiert worden ist.)
- Hartmut Rüß: Eupraxia - Adelheid. Eine biographische Annäherung, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Bd. 54 (2006), S. 481–518.
- Ernst Seraphim: Eupraxia-Adelheid – Eine Kiewer Großfürstin auf dem deutschen Kaiserthron. Bericht aus Dichtung und Wahrheit. Königsberg i. Pr. 1938
- August Nitschke: Adelheid (Eupraxia, Praxedis). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 58 (Onlinefassung).
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