- Defa-Indianerfilme
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Die DEFA-Indianerfilme waren die DDR-Antwort auf die westdeutschen Karl-May-Filme.
Nachdem Anfang der 1960er-Jahre die ersten westdeutschen Karl-May-Verfilmungen erfolgreich im Kino liefen, wollte man in der DDR ebenfalls Filme in diesem Bereich produzieren. Während die Karl-May-Filme aber mehr Wert auf leichte Unterhaltung setzten, auch wenn mit Winnetou ein Indianer die Hauptrolle in einigen dieser Filme spielt, legte man beim DEFA-Indianerfilm Wert auf eine historisch genauere Umsetzung der Geschichten. Dabei enthielten sich die Filme jedweder politischer Indoktrination.
In ihrer geschichtlichen Genauigkeit waren die DEFA-Indianerfilme ihrer Zeit weit voraus. In amerikanischen Western wurden die Indianer sehr lange noch vielfach als „primitive Wilde“ dargestellt, die anscheinend nichts Besseres zu tun hatten, als unschuldige weiße Einwanderer zu überfallen und dafür mit „gerechten Racheaktionen“ der Siedler oder der Armee zu rechnen hatten. Und auch in den westdeutschen Karl-May-Filmen wurde das Schicksal der Indianer nur vereinfacht angeschnitten. In den USA kamen erst mit dem New Hollywood-Western, wie zum Beispiel Little Big Man (1970) von Arthur Penn, Filme ins Kino, die auch ein realistischeres Indianerbild zeigten. Allerdings waren die Indianer in den New Hollywood-Filmen, im Gegensatz zum DEFA-Indianerfilm, nicht die Hauptpersonen.
Man setzte bei den DEFA-Indianerfilmen, genau wie bei den westdeutschen Karl-May-Filmen, auf das Star-System. Während bei den Karl-May-Filmen Pierre Brice die Hauptrolle des Indianers Winnetou spielte, verkörperte Gojko Mitić in fast allen DEFA-Indianerfilmen die Rolle eines Indianerhäuptlings, wobei die Filme keine direkte zusammenhängende Geschichte ergeben und Mitić in fast jedem Film einen anderen Indianer spielt. Ausnahmen sind die Filme Spur des Falken (1968) und Weiße Wölfe (1969) in denen Mitić den Dakota-Häuptling Weitspähender Falke spielt, sowie Apachen (1973) und Ulzana – Schicksal und Hoffnung (1974), in denen er den Apachenhäuptling Ulzana verkörpert. Dessen Interpretation unterscheidet sich aber deutlich gegenüber der Verfilmung von Robert Aldrichs Keine Gnade für Ulzana (1972). Erste Erfahrungen mit der Indianerdarstellung hatte Mitić schon in den westdeutschen Karl-May-Filmen Old Shatterhand (1964), Unter Geiern (1964) und Winnetou 2. Teil (1964) sammeln können. Von den oben genannten Beispielen abgesehen stand im Vordergrund fast immer ein anderer Stamm, bzw. ein anderes Problem. So thematisiert der Film Osceola (Film) zum Beispiel die Seminolen und ihren verzweifelten Versuch friedlich mit den Weißen zusammenzuleben, der Film Tödlicher Irrtum hingegen das Leben in der Reservation.
Die DEFA-Indianerfilme
- 1985 - Atkins - eigentlich kein typischer DEFA-Indianerfilm, da kein Indianer im Zentrum der Erzählung steht.
- 1983 - Der Scout
- 1979 - Blauvogel
- 1977 - Severino
- 1975 - Blutsbrüder
- 1974 - Ulzana – Schicksal und Hoffnung
- 1973 - Apachen
- 1972 - Tecumseh
- 1971 - Osceola
- 1969 - Tödlicher Irrtum
- 1969 - Weiße Wölfe
- 1968 - Spur des Falken
- 1967 - Chingachgook, die große Schlange
- 1966 - Die Söhne der Großen Bärin, nach dem Roman Die Söhne der Großen Bärin
Literatur
- Frank-Burkhard Habel: Gojko Mitic, Mustangs, Marterpfähle: die DEFA-Indianerfilme; das große Buch für Fans, Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin, 1997, ISBN 3-89602-120-6
- Friedrich von Borries, Jens-Uwe Fischer: Sozialistische Cowboys: der Wilde Westen Ostdeutschlands, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-12528-1
- Thomas Kramer: Heiner Müller am Marterpfahl. Bielefeld: Aisthesis 2006. ISBN 3-89528-548-X
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