Die Söhne der Großen Bärin (Film)

Die Söhne der Großen Bärin (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Die Söhne der Großen Bärin
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1966
Länge 92 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Josef Mach
Drehbuch Liselotte Welskopf-Henrich
Produktion Hans Mahlich
Musik Wilhelm Neef
Kamera Jaroslav Tuzar
Schnitt Ilse Peters
Besetzung

Die Söhne der Großen Bärin ist ein DEFA-Indianerfilm aus dem Jahr 1966. Er basiert auf Motiven der gleichnamigen Buchreihe Die Söhne der Großen Bärin der Autorin Liselotte Welskopf-Henrich. Mit diesem Film begann die Laufbahn von Gojko Mitić als „DDR-Chefindianer“.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

1874. In einer Blockhütte wird der Indianer Mattotaupa von dem weißen Gauner Red Fox ermordet, da er das Versteck des Goldes der Indianer nicht verraten will. Dieser Mord wird von seinem Sohn, der später den Namen Tokei-ihto trägt, mit angesehen. Als Kriegshäuptling der Bärenbande vom Stamme der Oglala versetzt Tokei-ihto die Weißen durch Überfälle in ständige Unruhen oder sprengt das Fort, das an dem Platz steht, an welchem sein Vater getötet wurde, in die Luft. Zwei Jahre nach dem Mord wird Tokei-ihto zu einer Friedenskonferenz in das wieder aufgebaute Fort eingeladen. Durch Verrat wird er verhaftet und über Monate in einem Keller gefangengehalten.

Nach seiner Freilassung beschließt Tokei-ihto, die Reservation mit der Bärenbande zu verlassen und nach Kanada zu ziehen. Der Weg dorthin ist aber sehr beschwerlich. Es muss nicht nur der Missouri überquert, sondern auch feindlichen Indianern getrotzt werden. Doch die schlimmste Gefahr folgt der Bärenbande, der Mörder Mattotaupas, der es auf Tokei-ihto abgesehen hat.

Nach einer beschwerlichen Wanderung kommt die Bärenbande wohlbehalten über den Missouri, während sich Tokei-ihto einem letzten Zweikampf mit Red Fox stellt und ihn am Ende besiegen kann.

Vorlage

Der Film basiert im Wesentlichen auf Handlungssträngen der Bände 5 Der junge Häuptling und 6 Über den Missouri. Lediglich die Szene der Ermordung Mattotaupas ist aus dem vierten Band Heimkehr zu den Dakotas.

Produktionsnotizen

In der DDR fand eine starke Regulierung des öffentlichen Lebens statt, die auch das Kunst- und Kulturleben entscheidend prägte. Als die Idee für einen Western aufkam, wollte man nicht US-amerikanische Vorbilder kopieren, in denen „geldgierige“ Goldsucher oder „schießwütige“ Cowboys zum Helden stilisiert wurden. Um diese „Unsitten“ zu vermeiden, hielt man sich eher an historische Fakten und völkerkundliche Recherchen, so dass der indianische Alltag sowie die Stammesriten eine besondere Gewichtung bekamen.

Mit dem Film Die Söhne der großen Bärin und den späteren DEFA-Indianerstreifen bemühte man sich um eine andere Form der Darstellung indianischen Lebens, wohl auch als Pendant zu den damals in der BRD sehr erfolgreichen Karl-May-Filmen. Als Hauptdarsteller wurde Gojko Mitić gefunden, der zuvor in drei Karl-May-Filmen als Nebendarsteller mitgewirkt hatte. Mitić beherrschte zwar die deutsche Sprache, wurde aber wegen seines Akzentes in allen Indianerfilmen synchronisiert. Der damals 26-jährige übte während der Dreharbeiten den Umgang mit den Pferden oder übte als ehemaliger Stuntman alle Actionszenen selbst ein, sodass ihm Kritiker eine „glaubwürdige“ Darstellung bescheinigen mussten. Mitić wurde mit diesem Film zum „Chefindianer“ der DEFA und galt seit der Premiere des Films am 18. Februar 1966 als ein Idol der DDR-Jugend.

Wahrscheinlich (derzeit nicht belegt) nach internen Entscheidungen auf höchsten Ebenen der SED folgten weitere elf klassische DEFA-Genrefilme, die zwischen 1965 und 1983 gedreht wurden und sehr erfolgreich in den ostdeutschen Lichtspielhäusern, insbesondere zu den Sommerfilmtagen in Freilichtkinos und auf Zeltplätzen anliefen. Die Söhne der großen Bärin erreichte allein in der DDR über 9 Millionen Zuschauer.

Die Dreharbeiten der verschiedenen "Indianer-Filme" fanden in den DEFA-Filmstudios in Potsdam-Babelsberg statt, die Landschaftsaufnahmen entstanden größtenteils in Georgien oder in Jugoslawien, aber auch in Rumänien und der Mongolei.

Kritiken

Die wirkliche Botschaft der Indianerfilme, die den Abenteuerfilmen näher waren als den Western, bestand vielmehr in der Wiedereinsetzung des Körpers in seine alten Rechte gegen alle Ideologien und Ismen. "Die Söhne der großen Bärin" war nichts anderes als der Einbruch des romantischen Protests gegen Rationalität und schale Realitätsprinzipien, in eine von allen Seiten bis in die Ästhetik hinein ideologisierte Filmlandschaft. Dem muffigen Puritanismus der DDR schien die Existenz eines unbändigen Lustprinzips, das dem Zuschauer Befriedigung jenseits der alltäglichen Mühen versprach, nie ganz unverdächtig.

Stefan Kolditz: Vor der Kamera. Fünfzig Schauspieler in Babelsberg, Henschel Verlag 1995, ISBN 3894872357

Zitate

„Die west-deutschen Karl-May-Filme bleiben hinter Thematik und Konfliktwahl in guten amerikanischen Filmen, in denen der Indianer und sein Recht des Widerstands bereits entdeckt worden sind, tatsächlich zurück. Versuchen wir, einen neuartigen Indianerfilm zu schaffen.“

Lieselotte Welskopf-Henrich: Bei den Dakota in den Woodmountains; Wochenpost, 14. Mai 1966

Weblinks


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