Delvinë

Delvinë
Blick auf Delvina von Nordosten, links der Burgberg
Moschee im Zentrum
Neue orthodoxe Kirche am Stadtrand

Delvina (albanisch auch Delvinë) ist eine Kleinstadt im südlichen Albanien, 16 km nordöstlich von Saranda gelegen. Delvina ist Hauptort des gleichnamigen Kreises. Delvina hat seit 1990 mindestens ein Drittel seiner Bürger verloren und heute noch 4.200 Einwohner (Schätzung 2004).

Die Stadt liegt an einem Berghang auf 200 m Höhe. Sie hat eine Moschee und eine orthodoxe Kirche. Auf einem nahe gelegenen Berg finden sich die Reste einer mittelalterlichen Burg. In der Ebene unterhalb der Stadt befindet sich das antike Phoinike.

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerung

Im Bezirk Delvina lebt eine größere griechische Minderheit. Ein Dorf der Umgebung ist vorwiegend von Aromunen bewohnt. Viele der Griechen, darunter insbesondere die jungen, sind in den letzten Jahren ausgewandert. Der ganze Bezirk leidet unter diesem Bevölkerungsschwund.

Wirtschaft

Neben dem Staat gibt es kaum Arbeitgeber. Auch vom boomenden Tourismus in Saranda konnte Delvina noch nicht direkt profitieren.

Politik

Bei den jüngsten Kommunalwahlen (2007) wurde Dhurim Zyber Alinani (PD) zum Bürgermeister gewählt.

Historisches

Im Mittelalter gehörte Delvina zunächst zum Despotat Epirus. Mitte des 14. Jahrhunderts gewann die Adelsfamilie Shpata die Herrschaft über Delvina. 1354 ist ein Peter Shpata als Besitzer von Burg und Stadt bezeugt.

Blütezeit unter den Osmanen

Der osmanische Reisende Evliya Çelebi besuchte um 1670 Delvina und gab in seinem Reisebuch einige Informationen über die Stadt. Er wusste zu berichten, dass Delvina im Mittelalter zunächst in spanischer Hand war (mit Spaniern sind wohl die katalanischen Söldner gemeint, die im 14. Jahrhundert ihr Unwesen in Epirus und Griechenland trieben). Danach seien die Venezianer einige Zeit Herrscher über die Stadt gewesen. Zu Evliya Çelebis Zeiten war Ajaz Pascha, ein gebürtiger Albaner, Sandschak-Bey von Delvina. Der Sandschak von Delvina umfasste 24 Zeamets (größere osmanische Feudalherrschaften) und 155 Timare. Es gab eine größere Garnison der osmanischen Armee, deren Hauptquartier auf der Burg von Delvina war. Innerhalb der kleinen Festung befanden sich im 17. Jahrhundert auch ein Wasserreservoir, ein Munitionsdepot und eine kleine Moschee.

Über die Stadt selbst berichtete Çelebi, sie habe etwa 100 mit Ziegeln gedeckte Häuser gehabt. Diese standen relativ weit auseinander, und fast jedes Haus war mit einem befestigten Turm versehen. Dafür fehlte eine Stadtmauer. Es gab mehrere Moscheen, drei Medresen und etwa 80 Geschäfte sowie einen offenen Marktplatz. Die Umgebung war geprägt durch viele Haine mit Orangen-, Feigen- und Olivenbäumen. Über die Einwohner sagte Çelebi, dass sie alle Albanisch sprechen würden und niemand Griechisch verstehe.[1]

Im 17. Jahrhundert war Delvina also eine blühende orientalische Stadt mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung. Orthodoxe Christen lebten vermutlich in den angrenzenden Dörfern, wo bis heute noch einige alte Kirchen erhalten sind.

1856 und 1857 kam der englische Illustrator und Maler Edward Lear nach Delvina. Er fertigte eine Zeichnung der osmanischen Festung an, die zu dieser Zeit noch in gutem Zustand war. Heute existieren nur mehr wenige Reste des Gebäudes.

Jüdische Gemeinde

Bis zum Zweiten Weltkrieg existierte in Delvina eine kleine jüdische Gemeinde. Es handelte sich um spaniolische Juden, die in osmanischer Zeit zugewandert waren und in enger Verbindung zu der großen jüdischen Gemeinde in Ioannina standen.[2] Fast alle Juden sind nach dem Krieg nach Israel ausgewandert.

Bekannte Persönlichkeiten

  • Sulejman Bej Delvina, Politiker, 1920 albanischer Ministerpräsident
  • Sabri Godo (* 1929), Schriftsteller und Politiker

Einzelnachweise

  1. Robert Dankoff (Hrsg.): Evliya Çelebi’s Book of Travels. Evliya Çelebi in Albania and Adjacent Regions (Kosovo, Montenegro). The Relevant Sections of the Seyahatname. Leiden/Boston 2000 (übersetzt von Robert Dankoff), ISBN 90-04-11624-9 (Kritische Edition in englischer Sprache). 
  2. Rae Dalven: The Jews of Ioannina. Philadelphia 1990. 

39.95472222222220.0988888888897Koordinaten: 39° 57′ N, 20° 6′ O


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