Saranda (Albanien)

Saranda (Albanien)
Saranda
Saranda (Albanien) (Albanien)
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39.87583333333320.0111111111110
Basisdaten
Staat: Albanien
Qark: Vlora
Kreis: Saranda
Höhe: m ü. A.
Einwohner: 35.000 (2006)
Zeitzone: MEZ (UTC+1)
Telefonvorwahl: (+355) 0852
Postleitzahl: 9701-9703
Kfz-Kennzeichen: SR
Struktur und Verwaltung (Stand: 2011)
Gemeindeart: Bashkia
Bürgermeister: Stefan Çipa (PS)
Webpräsenz:
Uferanlage und Hafen
Bucht von Saranda mit dem kleinen Hafen für Fischerboote
Uferpromenade und Strand im Stadtzentrum
Albanisch-orthodoxe Kirche

Die Hafenstadt Saranda (albanisch auch Sarandë, griechisch Agii Saranda Άγιοι Σαράντα, italienisch Santi Quaranta) liegt im äussersten Süden Albaniens. Sie ist Hauptort des nach ihm benannten Kreises und einer der wichtigsten Badeorte des Landes. Saranda liegt am Ionischen Meer unweit der griechischen Insel Korfu.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Saranda liegt an einer kleinen, nicht sonderlich geschützten und nach Süden offenen Bucht, die von rund 200 Meter hohen Hügeln umgeben ist. Von hier sind es nur wenige Kilometer zur südwestlich gelegenen griechischen Insel Korfu. Von der fruchtbaren Ebene im Osten ist die Stadt durch einen schmalen Hügelzug getrennt, der sich nach Süden bis zum Vivar-Kanal zieht und sich nördlich der Stadt zu 600 Meter hohen Bergen erhebt. Auf dem Mali i Lëkurësit, der ein Teil dieses Hügelzuges ist und südöstlich des Stadtzentrums liegt, wurde im Mittelalter eine Burg errichtet (genannt Kalaja e Lëkurësit). Nordöstlich von Saranda liegt 15 Kilometer entfernt im Landesinneren die Kleinstadt Delvina. Im Norden beginnt die Albanische Riviera.

Bevölkerung

Saranda zählt je nach Quelle zwischen 15.500[1] und 35.000 Einwohnern[2]. Ein abnehmender Anteil von ihnen gehört zur griechischen Minderheit:[3] Während im Jahr 1990 von den insgesamt 17.000 Einwohnern rund 7.500 zur griechischen Minderheit gehörten, waren es etwas mehr als zehn Jahre später nur noch 3.500 Griechen unter 30.000 Albanern.[4] Diese Entwicklung ist den wirtschaftlich bedingten Wanderungsbewegungen geschuldet: Ethnische Griechen bekamen leichter Aufenthaltsgenehmigungen im Nachbarland, was ihre Abwanderung beschleunigte. Aus dem besonders armen Norden Albaniens wanderten viele Albaner zu, die in Sarandas Tourismusbranche Arbeit fanden.

Wirtschaft und Verkehr

Tourismus

Zum wichtigsten Erwerbszweig der Einwohner ist in den letzten 20 Jahren der Badetourismus geworden. Die Gäste der Stadt sind vornehmlich Albaner. In den letzten Jahren hat die touristische Entwicklung einen Bau-Boom ausgelöst. Zahlreiche Hotels und auch Gebäude mit Ferienwohnungen wurden errichtet. Der Ort dehnt sich mehr und mehr in das früher unbebaute Umland aus. Dadurch hat Saranda viel von seinem früheren Reiz eines kleinen Küstenstädtchen verloren.

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit bei Saranda sind die Ruinen von Butrint, welche etwa 15 Kilometer südlich entfernt sind. Die antike Stadt ist seit 1992 Unesco-Weltkulturgut. Andere Sehenswürdigkeiten sind die byzantinische Kirche Shën Kollë (geweiht dem Nikolaus von Myra) in Mesopotam sowie die wohl in Albanien berühmteste Karstquelle Syri i Kaltër (Blaues Auge). Auch die antike Stätte Phoinike östlich der Stadt bei Finiq ist eine nennenswerte Sehenswürdigkeit. 2006 wurde dort ein Theater ausgegraben.

Verkehr

Ganz im Süden Albaniens gelegen und durch gebirgiges Hinterland umgeben, ist Saranda nur spärlich an die Zentren des Landes angebunden. Eine Busfahrt über Gjirokastra in die Hauptstadt Tirana (ca. 260 km) kann bis zu sechs Stunden dauern. Die Straße entlang der Albanischen Riviera (SH 8) nach Vlora wurde erneuert, da sie eine wichtige Verbindung für den Tourismus darstellt. Da die Küstenstraße aber sehr kurvig ist und der steile Llogara-Pass recht viel Zeit in Anspruch nimmt, muss weiterhin fast sämtlicher Verkehr den 572 Meter hohen Pass Qafa e Muzinës überwinden, der Sarandas Umgebung mit dem Drinostal und der gut ausgebauten SH 4 (Nord-Süd-Korridor) verbindet (SH 72). Diese rund 23 Kilometer lange Passstraße wurde 2007 erneuert. Ein weiterer, kleiner Grenzübergang nach Griechenland befindet sich bei Konispol; bis zu dieser Grenze sind es rund 35 Kilometer.

Von Korfu verkehren täglich Fähren nach Saranda. Besonders im Sommer kommen viele ausländische Touristen auf Tagesausflügen nach Saranda. Zudem fahren in der Hochsaison Tragflügelboote zum Teil auch nach Himara und Vlora.

Die Bedeutung des Hafens als Warenumschlagplatz jedoch ist sehr gering: im Jahr 2004 belief sich der Warenumschlag auf lediglich 73.400 Tonnen.

Geschichte

In der Antike hieß der Ort Onchesmos und diente vor allem als Hafen von Phoinike. Diverse Überreste aus der Spätantike wie zum Beispiel die Stadtmauer sind heute noch im Stadtzentrum zu sehen. Im 6. Jahrhundert wurde auch eine große Kirche für die vierzig Märtyrer gebaut.[5] Von ihrem griechischen Namen Hagioi Saranta leitet sich auch der heutige Name Saranda ab.[6] Später setzte sich vermehrt die italienische Fassung Santi Quaranta durch. Die Ruinen der Basilika, die der Archäologe Marco Ugolini Ende der 1930er Jahre noch untersucht hatte, wurden während des Zweiten Weltkriegs durch einen Luftangriff vollständig vernichtet.

Wie Butrint wurde auch Saranda während der Völkerwanderung im Jahr 551 zerstört. Im Mittelalter hatte die Hafenstadt meist keine große Bedeutung und wurde wiederholt zerstört und geplündert. Vom Beginn des 15. Jahrhunderts an war Saranda nahezu 500 Jahre Teil des Osmanischen Reiches und gehörte zum Sandschak von Delvina und erlebte einen Niedergang. 1878 brannten griechische Nationalisten aus Korfu die Stadt nieder.[7]

Im Ersten Balkankrieg (1912) besetzten griechische Truppen den Ort. Wegen der zahlreichen griechischen Bevölkerung beanspruchte die Athener Regierung Saranda sowie weitere Städte im Süden und Südosten Albaniens (Nordepirus) für Griechenland. Die europäischen Großmächte übten diplomatischen Druck auf die Griechen aus, und diese räumten schließlich Saranda Anfang 1914 und der Ort wurde mit Albanien vereinigt. Saranda zählte 1913 lediglich 110 Einwohner.[8] Während des Ersten Weltkriegs diente das kleine Dorf von 1916 bis Anfang 1919 als Militärhafen der italienischen Marine.

In der Zwischenkriegszeit nahm die Einwohnerzahl rasch zu. Vor dem Zweiten Weltkrieg nannten die Albaner den Ort Pirro, während acht Monaten nach dem albanischen König Zogu auch Zogaj. Am Karfreitag 1939 war Saranda einer der Landungsorte der italienischen Truppen, die Albanien für das faschistische Italien okkupierten, um die imperialen Pläne Benito Mussolinis zu verwirklichen. Während der italienischen Besatzung wurde der Hafen nach Mussolinis Tochter Porto Edda genannt.

Nach dem gescheiterten italienischen Angriff auf Griechenland zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gingen die Griechen im Winter 1940 zur Gegenoffensive über und besetzten am 6. Dezember auch Saranda. Am selben Tag wurde Pietro Badoglio, der Oberkommandierende der italienischen Truppen, abgesetzt. Im Oktober 1944 landeten 1200 britische Marinesoldaten an der Küste nördlich von Saranda, um die deutschen Truppen im Ort zu bekämpfen. Die kommunistischen Partisanen hatten aber bereits Saranda umzingelt und verlangten, dass die Briten das albanische Territorium wieder verließen.[2] 1945 wurden 1520 Einwohner gezählt.[8]

Unter der kommunistischen Regierung Albaniens wurde Saranda seit Mitte der 50er Jahre zum Urlaubsort ausgebaut und bedeutend erweitert. Auch einige Fabriken insbesondere der Nahrungsmittelindustrie wurden errichtet. Erst in dieser Zeit bekam der Ort einen städtischen Charakter. Auch viele Landwirtschaftsbetriebe wurden in der östlich gelegenen Ebene aufgebaut. 1967 lebten 8700 Einwohner in der Stadt.[2]

Aus Saranda stammt der albanische Gelehrte Hasan Tahsini, der im 19. Jahrhundert Anteil an der albanischen Nationalbewegung hatte.

Einzelnachweise

  1. World-Gazetteer (Berechnung 2007)
  2. a b c Saranda - Çelësi turistik, Tirana 2006, ISBN 978-99943-964-5-0
  3. Albanian Helsinki Committee: ON THE STATUS OF THE MINORITIES IN THE REPUBLIC OF ALBANIA
  4. Wolfgang Stoppel: Rechte und Schutz der nationalen Minderheiten in Albanien. K&B, Tirana 2003, ISBN 99927-777-9-6.
  5. Guntram Koch: Albanien, Köln 1989, ISBN 3-7701-2079-5
  6. Peter Bartl: Albanien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Regensburg 1995, ISBN 3-7917-1451-1
  7. James Pettifer: Albania & Kosovo, London 2001, ISBN 0-7136-5016-8
  8. a b Julie Vullnetari: Albanian Migration and Development: State of the Art Review, IMISCOE Working Paper, Falmer 2007 (PDF)

Weblinks

 Commons: Saranda (Albanien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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