Demokratiepreis

Demokratiepreis

Der Demokratiepreis, auch Blätter-Demokratiepreis genannt, wird von den Blättern für deutsche und internationale Politik und der Gesellschaft zur Förderung politisch-wissenschaftlicher Publizistik und demokratischer Initiativen e.V. (Blätter-Gesellschaft) vergeben. Der Demokratiepreis ehrt Menschen, die „mit ihrem praktischen Einsatz für die Beendigung von Gewalt und Gegengewalt sowie für die Einhaltung der Menschenrechte und demokratische Grundrechte eintreten“.

Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und wird in der Regel alle drei Jahre verliehen.

Die Blätter für deutsche und internationale Politik erscheinen in redaktioneller Eigenverantwortung und gelten als die meistgelesene politisch-wissenschaftliche Zeitschrift im deutschen Sprachraum.

Der Preis war ursprünglich aus Anlass des 30. Jahrestags der Gründung des Pahl-Rugenstein Verlags ins Leben gerufen worden, in dem die „Blätter“ bis 1989 erschienen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Preisträger

Demokratiepreis 1987

Preisträger: Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (Memorandum-Gruppe)

Laudatoren waren Karl D. Bredthauer und Helmut Ridder.

Demokratiepreis 1990

Preisträger: Demokratiebewegung der DDR

Laudator war Walter Jens

Demokratiepreis 1997

Preisträger: Daniel Jonah Goldhagen

Daniel Goldhagen wurde am 30. Juni 1959 in Massachusettes geboren. Er ist US- amerikanischer Soziologe und Politologe, sein Forschungsschwerpunkt ist der Nationalsozialismus. Goldhagen lehrt an der Harvard Universität.

Daniel Jonah Goldhagen ist Autor des Buches Hitler’s Willing Executioners (dt. Hitlers willige Vollstrecker).

In der Begründung der „Blätter“ heißt es:

„Aufgrund der Eindringlichkeit und der moralischen Kraft seiner Darstellung hat Daniel Goldhagen dem öffentlichen Bewußtsein in der Bundesrepublik Deutschland wesentliche Impulse gegeben – und dies in einer den Übergang von der Bonner zur Berliner Republik prägenden Zeit. Er hat so wesentlich dazu beigetragen, die Sensibilität für Hintergründe und Grenzen einer deutschen ‚Normalisierung‘ zu schärfen.“

Laudatoren waren Jürgen Habermas und Jan Philipp Reemtsma.

Über die Vergabe an Goldhagen war es zu einem Streit unter den Herausgebern der Blätter gekommen. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen legte Helmut Ridder seine Mitarbeit im Herausgeberkreis nieder.[2]

Demokratiepreis 2000

Preisträger: Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte

Der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte e.V. wurde 1990 in Köln gegründet und setzt sich für die Anerkennung und gerechte Entschädigung der NS-Verfolgten ein. Zu den Gründern des Verbandes gehören unter anderem Interessenverbände der Opfer.

Laudatoren bei der Preisverleihung am 7. Juni 2000 in der Humboldt-Universität Berlin waren Hildegard Hamm-Brücher und Micha Brumlik.

Demokratiepreis 2003

Preisträgerin: Amira Hass

Amira Hass wurde 1956 in Jerusalem geboren. Die israelische Journalistin lebt heute in Ramallah und ist Korrespondentin der israelischen Tageszeitung Ha’aretz. Amira Hass berichtet über palästinensisches Leben unter der israelischen Besatzung. Ihr erklärtes Ziel ist es, beide Seiten zur kritischen Auseinandersetzung zu bewegen.

Laudator war Jens Reich.

Demokratiepreis 2007

Preisträger: Seymour Hersh

Seymour Myron Hersh wurde am 8. April 1937 in Chicago geboren und ist US-amerikanischer Journalist und Autor.

Gegen den allgemeinen Trend zur „Boulevardisierung“ der Medienlandschaft verortet Hersh die Aufgabe des kritischen Journalismusdarin, die Staatsgewalt seines Landes investigativ zu kontrollieren.

Dies belegen seine großen Reportagen: von der Aufdeckung des Vietnamkriegs-Massakers von My Lai im Jahre 1969 über seine Ermittlungen zur Rolle der CIA und Henry Kissingers in den 70er und 80er Jahren und zum zweiten Golfkrieg in den 90er Jahren bis zur Aufklärung des Folter-Skandals im irakischen Abu-Ghraib-Gefängnis im Jahr 2004.

Durch seine Arbeit und sein Engagement hat Hersh wesentlich dazu beigetragen – so die offizielle Begründung –, „dass die Apparate von Regierung, Verwaltung, Geheimdienst und Militär weiterhin, allen administrativen Widerständen zum Trotz, einer Kontrolle durch die Öffentlichkeit unterliegen. Auf diese Weise hat er der Verselbstständigung und Verabsolutierung des Machtapparats des mächtigsten Landes der Welt über vier Jahrzehnte nachhaltig entgegengewirkt und damit der Demokratie in den Vereinigten Staaten – und weit darüber hinaus – große Dienste erwiesen.“

Die Verleihung des Demokratiepreises fand am 26. September 2007 in der Akademie der Künste in Berlin statt.

Laudatoren waren Hans Leyendecker und Erhard Eppler.

Namensähnlichkeit

Ein „Internationaler Demokratiepreis Bonn“ ehrt seit 2009 Personen, vergeben durch die Stadt Bonn und ihr nahestehende Institutionen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georg Rathgen: Bücher für den Frieden in Millionenauflage. 30jähriges Jubiläum für Kölner Pahl-Rugenstein Verlag. Gespräch mit dem Geschäftsführer und Leiter des Verlags Paul Neuhöffer. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel (Leipzig). 154, 3. Februar 1987, S. 77–80, 78.
  2. Klaus Naumann: Nachrüstung und Selbstanerkennung. Staatsfragen im politisch-intellektuellen Milieu der „Blätter für deutsche und internationale Politik“. In: Dominik Geppert, Jens Hacke (Hrsg.): Streit um den Staat. Intellektuelle Debatten in der Bundesrepublik 1960–1980. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-36758-2, S. 269ff., 278 Fn. 28.

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