Der Rechenmeister

Der Rechenmeister

Der Rechenmeister ist der 1999 erschienene Erstlingsroman des 1936 geborenen Ingenieurs und Schriftstellers Dieter Jörgensen über das Leben des Mathematikers Nicolo Tartaglia in Venedig, von der Zeit seiner Ankunft in der Lagunenstadt bis zum Verlust des berühmten Wettstreits mit Lodovico Ferrari und Gerolamo Cardano im August 1548.

Tartaglias Charakter und Leben wird in einem Spannungsfeld von einem Streben nach Anerkennung als genialer Mathematiker, seiner Angst vor Fremden auf Grund seines Stotterns und seiner Liebe zur venezianischen Jüdin Sara Rossi beschrieben und von Dieter Jörgensen in zahlreichen Details ausgearbeitet. Den historischen Kontext bildet das mittelalterliche Venedig, das sich zunächst eine relative Unabhängigkeit vom Heiligen Stuhl in Rom und der Inquisition bewahrt hatte, jedoch zunehmend in kriegerischen Auseinandersetzungen an Macht und Selbständigkeit verlor. Ein besonderes Thema ist dabei die Situation der Juden, die im Ghetto Venedigs einerseits ihren durchaus lukrativen Geschäften nachgingen, andererseits um ihren Fortbestand als Gemeinschaft innerhalb der Serenissima kämpfen mussten.

Das Finale des Romans wird von dem berühmt gewordenen Streit zwischen Tartaglia und dem Arzt und Mathematiker Gerolamo Cardano und dessen Schüler Lodovico Ferrari bestimmt, welcher sich um den Ruhm der Entdeckung des Lösungswegs für kubische Gleichungen drehte. In einer bis dahin in der Wissenschaftsgeschichte einzigartigen Auseinandersetzung, die größtenteils öffentlich über tausende verteilter Flugblätter in zahlreichen großen Städten ausgetragen wurde, beschuldigte Tartaglia Cardano, ihm den Lösungsweg mittels eines Eides abgerungen zu haben, um ihn einige Jahre später selbst zu veröffentlichen. Tartaglia selbst hatte - sich seiner einmaligen Leistung allzu sicher - von einer Veröffentlichung des Lösungsweges abgesehen, um zunächst eine italienische Übersetzung der Elemente des Euklid zu erstellen und um sich schließlich seine eigene Veröffentlichung des Lösungsweges im Rahmen eines großen Hauptwerkes (geplant unter dem Titel Trattato) vorzunehmen.


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  • Rechenmeister, der — Der Rếchenmeister, des s, plur. ut nom. sing. 1) Derjenige, welcher andern die Rechenkunst lehret, im Rechnen Unterricht ertheilet. Zuweilen auch, 2) derjenige, welcher die Rechenkunst vollkommen verstehet, in derselben Meister ist. 3) In einigen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Rechenmeister — Rẹ|chen|meis|ter 〈m. 3〉 1. jmd., der sehr gut rechnen kann 2. 〈meist scherzh.〉 Person, die für die Finanzen (eines Staates, einer Firma o. Ä.) zuständig ist * * * Rẹ|chen|meis|ter, der: 1. jmd., der hervorragend rechnen kann; Könner im Rechnen …   Universal-Lexikon

  • Meister, der — Der Meister, des s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Meisterinn, ein altes Wort, welches in folgenden Bedeutungen vorkommt. 1. Überhaupt, der vornehmste unter mehrern Einer Art, der Vorgesetzte; eine nur noch in einer großen Menge von… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Künstler, der — Der Künstler, des s, plur. ut nom. sing. ein jeder, welcher eine Kunst ausübet, und so fern er dieselbe ausübet. Ehedem Künstner, Künster, bey dem Kero Listar, bey dem Willeram Listmester, von List, Kunst. Er ist ein zu großer Künstler im Betruge …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Stuhlschreiber, der — Der Stuhlschreiber, des s, plur. ut nom. sing. 1. Von Stuhl, Gerichtsstuhl, in einigen Gegenden der Gerichtsschreiber. 2. An einigen Orten werden auch die Schreib und Rechenmeister Stuhlschreiber genannt; etwa, so fern sie ursprünglich wirkliche… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Christian Pescheck (Rechenmeister) — astronomische Beobachtungen am alten Zittauer Gymnasium um 1729 Christian Pescheck (* 31. Juli 1676 in Königgrätz; † 25. Oktober 1744 in Zittau) war ein Mathematiklehrer, Astronom und Schriftsteller. Besondere Bekanntheit erlangte er durch die… …   Deutsch Wikipedia

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