Der Sammler

Der Sammler

Der Sammler (Originaltitel: "The Collector") ist der Name des 1963 erschienenen Romans von John Fowles. William Wylers Verfilmung des Stoffes unter dem Titel Der Fänger (1965) wurde für drei Oscars nominiert.[1]

Der Sammler schildert wie einige andere Werke Fowles die Abgründigkeit menschlichen Handelns und die Anomie. Es ist sein erstes publiziertes Werk.

Inhaltsverzeichnis

Handlungsübersicht

1. Teil

Der Roman handelt von einem Büroangestellten namens Frederick Clegg, der in einer Stadtverwaltung arbeitet und in seiner Freizeit Schmetterlinge fängt und sammelt.

Im ersten Teil der Geschichte verwendet Frederick in einer Ich-Erzählung eine sehr kühle, rationale Sprache, mit der er seine Unfähigkeit, Emotionen zu empfinden und mit Menschen in Beziehungen zu treten, beschreibt.

Frederick Clegg fühlt sich aber zu Miranda Grey, einer Kunststudentin, hingezogen. Als Clegg eines Tages eine größere Summe bei einem Sport-Toto gewinnt, kann er seinen Job aufgeben und ein abgelegenes Landhaus kaufen. Er stellt Miranda nach, betäubt sie mit Chloroform und hält sie im vorbereiteten Landhaus – mit verstecktem, verschlossenem Verlies im Keller – gefangen. Er erwartet, dass sich zwischen den beiden Gefühle entwickeln würden. Clegg träumt stets davon, dass er eine prächtige, zuneigungsvolle und anmutige Frau "besitze" – doch Miranda wehrt sich und ist ihm intellektuell weit überlegen. Einerseits wird dem Leser seine Überforderung offenbart, andererseits beschreibt er selbst jede aggressivere, herausfordernde Äußerung Mirandas mit Worten wie "jetzt spielt sie wieder auf klug, doch ich werde darauf nicht hereinfallen".

Übersetztes Zitat aus der Verfilmung:

Freddie Clegg: Du weisst, was ich will... das, was ich immer wollte. Du könntest dich in mich verlieben, wenn du Dich (sic!) bemühtest. Ich tat alles, was ich tun konnte, um es Dir einfach zu machen. Du willst Dich einfach nicht bemühen![2]

Frederick Clegg kauft ihr alles mögliche: teure Kleider, gutes Essen, Kunstliteratur – und wenn sie nicht zufrieden ist, fragt er sie, was er ihr denn noch schenken müsse. Die Geschichte stellt hier in sehr deutlicher Weise dar, wie sich liebevolle Bindung zueinander und Besitztum voneinander unterscheiden.

Der erste Teil endet damit, dass Miranda Grey Atemprobleme bekommt: Sie kann kaum noch atmen, hustet Schleim. Frederick geht jedoch von einer einfachen Grippe aus - Miranda hatte bereits früher Krankheiten vorgetäuscht, um Fluchtversuche zu ermöglichen. In der Folge stirbt Miranda.

2. Teil

Im zweiten Teil der Geschichte kommt Miranda Grey zur Sprache. Mittels Tagebuchauszügen wird die vollständige Dauer der Gefangenschaft geschildert. Dort bezeichnet sie ihn als Caliban, den ungestümen, unkontrollierten Zauberlehrling aus Shakespeares "Der Sturm" – im selben Stück heißt die Tochter Prosperos, des durch Kultur kontrollierten und gezähmten Zaubermeisters, Miranda. Verschiedene Fragmente der Gespräche zwischen Frederick und Miranda werden im Tagebuch wörtlich wiedergegeben. Auch im Tagebuch erzählt Miranda von einem älteren Künstler, von dem sie selbst sehr verletzt wurde – etwa durch seine Kritik an ihrer Malerei: Dass sie wohl Talent zum guten Malen habe, aber dass es ihr trotzdem nicht gelänge, ihre Werke mit ihrer eigenen Persönlichkeit anzureichern. Sie besitzt tiefen Respekt vor seiner Meinung und schätzt ihn – etwas, das im völligen Kontrast zum Kontakt zwischen Miranda und Frederick steht.

Des Weiteren schildert sie das dümmliche, um übertriebene Korrektheit bemühte Wesen ihres Entführers, etwa dass er auf ihre Fragen mit Ausweichen und Plattitüden antwortet. Sie fantasiert über Möglichkeiten, Frederick zu töten, und beschreibt Fluchtversuche, welche aber allesamt scheitern. In ihrer Hoffnungslosigkeit versucht Miranda mehrmals, Frederick zu verführen oder ihm gegenüber Gefühle einzugestehen – doch er, als sozial völlig unfähiger Mensch, missversteht diese Signale völlig und weist sie wie üblich zurück.

3. Teil

Der dritte Teil des Romans wird nun wieder von Clegg erzählt: Als er von Greys Tod erfährt, überlegt er sich zunächst, Suizid zu begehen, aber als er in ihrem Tagebuch liest, sie habe ihn nie geliebt, entschließt er sich dazu, sich nicht für ihr Schicksal verantwortlich zu fühlen. Er beginnt, die Entführung einer anderen zu planen, die aber nicht so schön ist wie Miranda.

Verschiedenes

  • 1984 entführte Christopher Wilder in den USA Models und Gewinnerinnen von Schönheitswettbewerben, um sie später zu töten. Wilder war im Besitz dieses Buches und hatte den Inhalt größtenteils auswendig gelernt.[3]
  • Verschiedene Medien wiesen darauf hin, dass die Entführung von Natascha Kampusch durch dieses Buch inspiriert gewesen sein könnte; Belege seien, dass Kampusch wie Miranda Grey mittels eines Lieferwagens entführt wurde und dass beide in einem gut vorbereiteten Kellerraum gefangen gehalten wurden. Es ist jedoch bekannt, dass ihr Entführer kaum jemals las, und es bestehen keine Hinweise darauf, dass er das Buch oder den Film kannte.[4][5]
  • In einer Doppelfolge (The Fisher King Part 1 + 2, dt: Die Suche Teil 1 und 2) der amerikanischen Sendung Criminal Minds wird ebenfalls der Buchinhalt aufgegriffen: Ein Mann entführt ein blondes Mädchen und lässt den Ermittlern diverse Gegenstände, die auf dem Titelbild der Erstausgabe abgebildet sind, und Hinweise über das Buch zukommen.
  • Mehrere Lieder, unter anderem von The Everly Brothers, The Jam, Nine Inch Nails und Slipknot wurden von dem Buch inspiriert.

Erhältliche Ausgaben

  • Der Sammler, übersetzt von Maria Wolff, List (Ullstein Taschenbuchverlag), München 2002, 331 Seiten, ISBN 3-548-60224-X
  • The Collector, Random House UK, 281 Seiten, ISBN 0-09-947047-0

Weblinks

Quellen

  1. http://imdb.com/title/tt0059043/maindetails
  2. http://imdb.com/title/tt0059043/quotes
  3. Biografie über Wilder (engl.): http://www.crimelibrary.com/serial_killers/predators/wilder/index.html
  4. http://www.timesonline.co.uk/article/0,,3-2339179,00.html (2. September 2006)
  5. http://www.sueddeutsche.de/,spom3/panorama/artikel/251/84167/ (2. September 2006)

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