- Detleff Neumann-Neurode
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Detleff Neumann-Neurode (* 12. Juli 1879 auf dem elterlichen Grundbesitz Groß-Woitsdorf in Schlesien; † 27. Juni 1945 in Aumühle bei Hamburg) wendete als erster Heilgymnastik bei Kleinkindern und Säuglingen an.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Vor fast hundert Jahren, es war während eines Kommandos an der Militärturnanstalt in Berlin, beobachtete Detleff Neumann-Neurode an sich und seinen Schülern eine außerordentlich günstige Veränderung des Körpers durch regelmäßige Leibesübungen. Diese Erfahrung ließ ihn darauf schließen, dass eine aktive Bewegungsbehandlung im frühen Kindesalter, zur Zeit des stärksten Wachstums imstande sein müsste, Fehlentwicklungen zu beeinflussen.
An der Berliner Orthopädischen Universitätsklinik lernte Neumann-Neurode die damalige Behandlung von Rückgratsverkrümmungen kennen. Man war seinerzeit auf passive Maßnahmen angewiesen. Damit ging wertvolle Zeit verloren, in der sich gerade beim Säugling noch eine beginnende Skoliose oder ein rachitischer Sitzbuckel in wenigen Monaten durch aktive Behandlung der Muskulatur beseitigen ließ.
Unermüdlich betrieb Neumann-Neurode anatomische und physiologische Studien und turnte mit seinen eigenen Kindern. Sein erstes Buch „Kindersport“ kam am 1. Dezember 1909 heraus und die zweite Auflage im Jahre 1911 erschien mit einem Vorwort von Medizinalrat Prof. Dr. Heubner, Direktor der Königlichen Universität-Kinderklinik und Dr. R. Klapp, Professor der Chirurgie an der Universität Berlin.
1921 wurde Neumann-Neurode aus dem Heeresdienst entlassen und widmete sich nun ganz seiner Aufgabe: dem Kampf gegen das Wuchskrüppeltum.
In Zusammenarbeit mit interessierten Ärzten, Chirurgen und Orthopäden gewann man die sichere Erkenntnis, dass die Säuglingsgymnastik ein wirksames Mittel war, die normale Entwicklung zu unterstützen. Auf Wunsch von Professor Bier wurde nun diese Methode in der Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit unter Professor Langstein geprüft und eingeführt. 1922 eröffnete Neumann-Neurode die „Anstalt für Körperübungen im frühesten Kindesalter“ und begann seine Methode zu lehren.
In der Charité, dem Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus, dem Rachitikerheim der Stadt Berlin, in Fürsorgen und Säuglingsheimen wurde nun mit Säuglingen und Kleinkindern nach der Methode Neumann-Neurode gearbeitet.
1938 lernte Neumann-Neurode den Direktor der Leipziger Orthopädischen Universitätsklinik und leitenden Arzt des Krüppelheimes „Humanitas“, Professor Dr. Schede kennen, der eine Neumann-Neurode-Station einrichtete, auf der vorwiegend Frühskoliosen und rachitische Fehlentwicklungen mit großem Erfolg behandelt und normalisiert wurden.
Wie sich nun aus der allgemeinen internen Medizin allmählich die Kinderheilkunde als Sonderfach entwickelt hat, so hatte auch das Sonderfach der Säuglings- und Kleinkindgymnastik volle Anerkennung in der allgemeinen Krankengymnastik gewonnen. Nach Abschluss der zweijährigen Grundausbildung an den staatlich anerkannten Krankengymnastikschulen wurde eine zusätzliche einhalbjährige Sonderausbildung in der Säuglings- und Kleinkindgymnastik nach der Methode von D. Neumann-Neurode verlangt.
Professor Dr. Med. C. Mau, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik in Hamburg Eppendorf, bemerkte zur Zeit, dass die Orthopädie ein wesentliches Interesse daran hatte, dass der Begriff der Säuglings- und Kleinkindgymnastik mit dem Namen Neumann-Neurode verknüpft ist und weiteste Verbreitung findet, und die Berechtigung hatte, als vorbeugende Maßnahme in der Präventivmedizin zu gelten.
Diese Erwägungen waren seinerzeit maßgebend für die staatliche Anerkennung der Neumann-Neurode-Schule in Berlin im Jahre 1926. Zu dieser Zeit brachte Neumann-Neurode Bücher heraus, die hauptsächlich aus illustrierten Anleitungen der Übungen bestanden. Auch war die Filmgesellschaft UFA interessiert und drehte einen Film, in dem die drei Enkelinnen von D. Neumann-Neurode im frühesten Alter eine Rolle spielten.
Tochter Ruth B. Neumann-Neurode hatte im Jahre 1935 jeden Freitag eine Radiosendung im Deutschlandsender Berlin „Spielturnen im Kindergarten“ und arbeitete mit ihrem Vater zusammen für viele Jahre. Sie führte die Schule noch lange nach seinem Tode.
Durch Kriegseinwirkungen wurde die Schule mehrere Male gezwungen den Ort zu wechseln. Nach Ausbombung in Berlin, nach Leipzig. Im Jahre 1945 war die Schule in Aumühle bei Hamburg. Nach dem Tode von Detleff Neumann-Neurode verlegte Ruth Neumann-Neurode die Schule nach Pähl bei Weilheim, in Süddeutschland, wo ihre Tochter Margrit von Kleist, geb. Burckhardt als Lehrkraft angestellt war und auch in einem Kinderkrankenhaus von der IRO (International Refugee Organisation) in Dorfen unter der Leitung von Dr. Fladerer arbeitete. Seit 1959 lebt sie in Kanada und hatte ein Program "All Children's Progressive Gym" nach der Methode Neumann-Neurode, was sehr bekannt war wegen der erstaunlichen Erfolge. 1986 uebernahm ihre Tochter Christiane von Kleist die Schule. Wegen Mangel an Interessenten, das Programm in demselben Sinne fortzufuehren, wurde die Schule im Jahre 2008 geschlossen.
Heutzutage ist die Arbeit von Detleff Neumann-Neurode weltweit bekannt und nicht mehr wegzudenken. Es existieren Sportsprogramme vom jüngsten Kindesalter an, und behinderte Kinder werden jetzt auch größtenteils integriert. Die allgemeine Krankengymnastik benutzt die Säuglings- und Kindergymnastik seit Jahrzehnten als Behandlungstherapie.
Werke
- Detleff Neumann-Neurode: Säuglingsgymnastik. Berlin: Reher, 1923
- Detleff Neumann-Neurode: Baby Gymnastics. Revised by Wendula Kaiser. Oxford: Pergamon Press, 1967
Literatur
- Alfred Brauchle: Die Säuglingsgymnastik. Major a. D. Neumann-Neurode. In: derselbe: Geschichte der Naturheilkunde in Lebensbildern. 2. erw. Aufl. von Große Naturärzte. Reclam Verlag, Stuttgart 1951, S.195-196
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