Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche der Ukraine

Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche der Ukraine

Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche der Ukraine (DELKU) ist eine selbständige Regionalkirche im Verbund der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien (ELKRAS). Amtssitz ist Odessa.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge des Luthertums in der Ukraine gehen auf das ausgehende 18. Jahrhundert und das beginnende 19. Jahrhundert zurück. Damals riefen die Zaren für die neu erworbenen Landstriche entlang der Nordküste des Schwarzen Meeres Siedler ins Land. Zahlreiche Bauern und Handwerker vor allem aus Württemberg und der Pfalz gründeten hier in "Neurussland" Dörfer. Auch in den Städten ließen bald deutsche Kaufleute und Offiziere neue evangelische Gemeinden entstehen.

Es wurden Kirchen gebaut – die St.-Pauls-Kirche in Odessa war mit 1200 Plätzen neben den Kathedralen in Moskau und St. Petersburg das drittgrößte lutherische Gotteshaus Russlands. Es gab ein eigenes Schulwesen, Waisenhäuser und Altersheime sowie evangelische Krankenhäuser.

Im Kampf des Kommunismus gegen die Religion ging in den Jahren nach der Oktoberrevolution auch die lutherische Kirche Russlands unter. Opfer des Stalin-Terrors in den 1930er Jahren wurden auch zahlreiche Pastoren aus der Ukraine. Wer die Verschleppungen überlebt hatte, floh am Ende des Zweiten Weltkrieges mit den deutschen Truppen oder wurde nach Sibirien deportiert. Nur sehr wenige der 400'000 Ukrainedeutschen überlebten – angepasst und unerkannt – die Sowjetzeit in der Ukraine.

Der Zerfall der Sowjetunion eröffnete den Deutschen die Möglichkeit, in die Heimat ihrer Eltern zurückzukehren. 1992 gab es in der Ukraine immerhin noch 40'000 Menschen, die als Nationalität "deutsch" angaben. Ihr Sammelbecken wurden die deutschen Kulturvereine mit dem Namen "Wiedergeburt".

Aus der "Wiedergeburt" entstanden erste Gruppen, die sich als Kirchengemeinden registrieren ließen Darunter befinden sich noch heute Gemeinden in den großen Städten wie Kiew (St. Katharinen), Odessa (St. Paul), Charkow und Lemberg, aber auch kleine Gemeinden auf der Krim und in der Ostukraine.

Struktur

In der Ukraine gehören 0,185 % der Bevölkerung zu einer evangelischen Kirche. Die überwiegende Mehrheit der Ukrainer gehört einer der orthodoxen Kirchen an, von denen die Russisch-Orthodoxe Kirche die meisten Mitglieder zählt.

Die DELKU umfasst 30 Gemeinden, in denen 15 Pastoren und über 40 Prädikantinnen und Prädikanten Dienst tun. Höchstes Entscheidungsgremium ist die Synode; die Aufgaben der Kirchenleitung nehmen zwischen den Synodaltagungen das gewählte Synodenpräsidium und der Bischof wahr. Die Beziehungen zu den anderen ELKRAS-Kirchen wurden durch einen zwischenkirchlichen Vertrag, der mit Unterzeichnung am 28. November 2010 in Kraft trat, neu geregelt.

Bischof

Der Bischof ist der geistliche Leiter der DELKU und gehört qua Amt zum Bischofsrat der ELKRAS.

Amtsinhaber waren bzw. sind:

  • 1992 - 1995: Viktor Gräfenstein
  • 1995 - 1997: Walter Klinger (vorher Diakoniepfarrer in Bayern)
  • 1997 - 1999: Gerd Sander (vorher Missionar in Neuguinea)
  • 1999 - 2005: Dr. Edmund Ratz (danach Erzbischof der ELKRAS)
  • 2006 - 2009: Georg Güntsch (vorher Dekan in Castell)
  • 2009 - Uland Spahlinger (vorher Pfarrer in München-Simeonskirche)

Die Kirchenkanzlei befindet sich in 65023 Odessa, ul. Nowoselskego 68 (Haus der Kirche St. Paul).

Partnerkirche

Partnerkirche der DELKU ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern.

Literatur

  • Wilhelm Kahle: Wege und Gestalt evangelisch-lutherischen Kirchentums in Rußland. Vom Moskauer Reich bis zur Gegenwart, Erlangen 2002, ISBN 3-87513-117-7
  • Claus-Jürgen Roepke: "Gib uns deinen guten Geist, der uns stets zu Christus weist". 15 Jahre Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine, in: Lutherischer Dienst. Zeitschrift des Martin-Luther-Bundes in Zusammenarbeit mit dem DNK/LWB, 2007, Heft 3, S.3-7

Weblinks


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