- Castell (Unterfranken)
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Wappen Deutschlandkarte 49.7510.333333333333317Koordinaten: 49° 45′ N, 10° 20′ OBasisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Unterfranken Landkreis: Kitzingen Verwaltungs-
gemeinschaft:Wiesentheid Höhe: 317 m ü. NN Fläche: 22,93 km² Einwohner: 828 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 36 Einwohner je km² Postleitzahl: 97355 Vorwahl: 09325 Kfz-Kennzeichen: KT Gemeindeschlüssel: 09 6 75 116 Gemeindegliederung: 7 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Rathausplatz 4
97355 CastellWebpräsenz: Bürgermeister: Jochen Kramer Lage der Gemeinde Castell (Unterfranken) im Landkreis Kitzingen Castell ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Kitzingen und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Wiesentheid. Der Ort ist eng mit der Fürstenfamilie Castell verbunden, die hier ihren Stammsitz hat.
Die besondere Bedeutung Castells ist darin begründet, dass es bis 1806 die Hauptstadt der reichsunmittelbaren Grafschaft Castell war. Aufgrund der früheren Eigenständigkeit ist Castell auch Sitz eines Dekanats der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Castell (von lateinisch Castellum – „Burg“) liegt am westlichen Rand des Steigerwalds im Landkreis Kitzingen.
Gemeindegliederung
Die politische Gemeinde Castell hat sieben amtlich benannte Ortsteile[2]:
- Castell
- Forsthaus
- Geiersmühle
- Greuth
- Gründleinsmühle
- Trautberg
- Wüstenfelden
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Abtswind, Geiselwind, Oberscheinfeld, Iphofen, Wiesenbronn und Rüdenhausen.
Geschichte
Castell wurde 816 erstmals in einer Stiftungsurkunde erwähnt. Der Name Castell legt nahe, dass bereits in dieser Zeit eine Burganlage existierte, die der Stammsitz der gleichnamigen Adelsfamilie war, die seit 1205 den Grafentitel führt. Sie hatte auch die Herrschaft über einen großen Teil des Gemeindegebiets. Im Jahr 1091 nannte sich Rupreth, der Ahnherr der Grafen zu Castell, nach dem Ort: Rupreth oder Ruppert de Castello. Um das Jahr 1266 wurden in einem Teilungsvertrag der Grafen Hermann und Heinrich von Castell erstmals zwei Burganlagen erwähnt: die vordere Burg auf dem Casteller Herrenberg fiel durch Verpfändung 1328 an die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, sodass der Ort bis 1684 geteilt war. Die obere Burg auf dem benachbarten Schlossberg blieb im Besitz der Grafen zu Castell. Nachdem beide Burgen des Ortes im Bauernkrieg 1525 zerstört worden waren, wurde nur das Castell'sche Schloss auf dem Schlossberg wieder aufgebaut, die Burg auf dem Herrenberg blieb dagegen eine Ruine, von der heute nichts mehr zu sehen ist, der Brandenburger Verwaltungssitz wurde verlegt.
Nach dem Bau des neuen Barockschlosses im Ortskern von Castell verlor das Bergschloss seine Nutzung als Wohnsitz der Casteller Grafen und verfiel allmählich – nur der markante Treppenturm am Steigerwaldhang blieb erhalten.Mitte des 16. Jahrhunderts schloss sich Castell der Reformation an. Im Jahr 1684 gelang es Graf Wolfgang Dietrich zu Castell, die brandenburgischen Teile der früheren Grafschaft zurückzukaufen; im neu erworbenen Ortsteil errichtete er in den Folgejahren das Residenzschloss. Etwa hundert Jahre später erfolgte in den Jahren 1784–1788 der Neubau der Kirche St. Johannis.
Nachdem Castell zuvor Hauptort der reichsständischen Grafschaft Castell (mit etwa 10.000 Einwohnern) gewesen war, verlor es im Jahr 1806 durch die Pariser Verträge (Rheinbundakte) seine Selbständigkeit. Die Grafschaft wurde dem Königreich Bayern unterstellt, der Übergang unter die bayerische Herrschaft erfolgte am 26. September 1806. 1818 entstand die politische Gemeinde Castell.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Archiv der Fürsten durch August Sperl geordnet; der Historiker verfasste ein Standardwerk zur Geschichte des Hauses Castell.
In Castell kam es 1950 zur Gründung der Communität Casteller Ring, die sich nach dem Ort benannte. Der evangelische Orden zog 1957 auf den Schwanberg, auf dem sich noch heute sein Mutterhaus befindet.
1977 wurde bei der Gemeindegebietsreform aus den drei selbständigen Gemeinden Castell, Greuth und Wüstenfelden die Gemeinde Castell gebildet. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Wiesentheid.
Heutiger Ort
Castell ist der Stammsitz der Fürsten zu Castell-Castell. Zum Fürstenhaus gehören die Fürstlich Castell’sche Bank, Credit-Casse AG (Castell-Bank), die bis in das Jahr 1774 zurückgeht und damit die älteste Bank Bayerns ist, Forstbetriebe und das Fürstlich Castell'sche Domänenamt (Weinbau).
Die besondere Geschichte Castells ist im Ortsbild und in der Architektur bemerkbar. Von touristischem Interesse sind vor allem die Kirche, das barocke Schloss mit Schlossgarten, das Wildbad aus der Renaissance und verschiedene herrschaftliche Häuser.
Bekannt ist Castell für den Weinbau, der dort eine lange Tradition hat. Verschiedene Weingüter, insbesondere das Fürstlich-Castell'sche Domänenamt, produzieren Spitzenweine, die über Franken hinaus bekannt sind. Bekannte Lagen sind Casteller Kirchberg, Casteller Bausch und Greuther Bastel. Bevorzugte Rebsorte ist die Silvanertraube, die hier 1659 zum ersten Mal auf deutschem Boden gepflanzt wurde.
Politik
Bürgermeister ist Jochen Kramer.
Marktgemeinderat
Die Kommunalwahlen 2002 und 2008 führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Gemeinderat:
2002 2008 Freie Wählergemeinschaft 5 5 Freie Wählergemeinschaft Ortsteil Greuth 2 2 Wählergruppe Wüstenfelden 1 1 Gesamt 8 8 Wappen
Blasonierung
Geviert von Rot und Silber, aufgelegt eine goldene (silberne) Burg.
Wappengeschichte
Das heutige Wappen wurde nach einem Dorfgerichtssiegel des 17. Jahrhunderts gestaltet. Mit der Vierung von Silber und Rot ist es das Stammwappen der Familie Castell und wurde in das heutige Wappen übernommen. Die Burg steht redend für den Ortsnamen, weil eine Burg in der heutigen Schreibweise auch als Kastell bezeichnet werden kann.
Es ist nicht geklärt, ob die Burg im Wappen golden oder silbern ist. Die Gemeinde zeigt auf ihrer Internetseite die silberne Burg. Auf der Internetseite des Hauses der Bayerischen Geschichte ist eine goldene Burg dargestellt. Das Wappen wurde durch das Innenministerium am 17. November 1964 verliehen.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Müller (1820–1864), Augenheilkundler und Hochschullehrer
Einzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
- ↑ http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html?anzeige=voll&modus=automat&tempus=+20111113/233632&attr=OBJ&val=1652
Weblinks
- Gemeinde Castell
- Castell (Unterfranken): Wappengeschichte vom HdBG
- Bilder des Weinguts und der Weine des Fürstlich Castell'schen Domänenamtes
- Castell (Unterfranken): Amtliche Statistik des LStDV
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