- Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft
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Die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP) ist eine 1989 gegründete Fachgesellschaft zur Entwicklung und Förderung der Pflegewissenschaft und Pflegeforschung in Deutschland. Die DGP trug wesentlich zur Akademisierung sowie der wissenschaftlichen Entwicklung der Pflege und der Positionierung der Pflegewissenschaft innerhalb der Sozialwissenschaften bei.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis Ende der 1980er existierte in der Bundesrepublik Deutschland, im Gegensatz zu anderen Industrienationen, keinen Regelstudiengang oder Forschungsinstitut aus dem Bereich der professionellen Pflege. Um die Entwicklung zu forcieren und den Anschluss an die deutlich fortschrittlichere, insbesondere anglo-amerikanische Pflegewissenschaft zu finden, gründete die "Ständige Konferenz der Weiterbildungsinstitute für leitende und lehrende Pflegepersonen" im September 1989 den Deutschen Verein zur Förderung von Pflegewissenschaft und -forschung, die verbandsunabhängig die wissenschaftliche Entwicklung der Pflege vorantreiben sollte. In den folgenden Jahren entwickelten sich eine Vielzahl von pflegebezogenen und pflegewissenschaftlichen Studiengängen. Zusätzlich entstanden eine Reihe von Pflegeforschungseinrichtungen und -instituten.[1] Im Juni 2000 wurde der Name zu Deutscher Verein für Pflegewissenschaft verkürzt. 2005 erfolgte die Namensänderung in Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft um der Akademisierung des Pflegebereiches besser Rechnung zu tragen.[2]. Trotz der inzwischen über 50 Pflegestudiengängen (Stand 2008) in verschiedenen pflegerelevanten Bereichen und einer deutlich weiterentwickelten pflegewissenschaftlichen Struktur, an der die DGP entscheidend beigetragen hat[1], gilt die deutsche Pflegewissenschaft als noch im Aufbau befindend und hat den Anschluss an das internationale Pflegeforschung noch nicht erreicht.
Zielsetzung und Tätigkeiten
Die Zielsetzung der DGP wird in der Satzung festgelegt:
„"... die Pflegewissenschaft und -forschung zu fördern, dazu insbesondere den wissenschaftlichen Diskurs in der Disziplin zu unterstützen und methodologischen Pluralismus zu gewährleisten sowie Ergebnisse der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.“
Die DGP versteht sich als wissenschaftliche Gesellschaft und ist als gemeinnützig anerkannt.
Zu ihren Tätigkeiten gehört die Organisation wissenschaftlicher Konferenzen, die Veröffentlichung und Verbreitung pflegewissenschaftlicher Ergebnisse und Informationen in der vereinseigenen peer-reviewten Zeitschrift Pflege & Gesellschaft im Juventa-Verlag[3] , sie leistet Übersetzungen wissenschaftlicher Artikel aus anderen Sprachen und finanziert Forschungsprojekte ihrer Mitglieder. Dabei wird die inhaltliche Arbeit in sogenannten Sektionen geleistet, die bestimmten Themenkomplexen gewidmet sind.
Sektionen
Die DGP umfasst mehrere Sektionen[4], die sich thematisch mit Teilbereichen der Pflegewissenschaft und -forschung auseinandersetzen:
- Bildung (Gründung im Oktober 2003): Schwerpunkte sind die Positionsbestimmung des Berufsfeldes Pflegepädagogik und die universitäre Ausbildung in der Pflege, Bildungstheorie, Pflegedidaktik, Berufspolitik und Bildungspraxis.
- Klientenorientierte, Information, Schulung und Beratung in der Pflege (Gründung 2006): Schwerpunkte sind der wissenschaftliche Diskurs sowie Förderung und Entwicklung der Information, Schulung und Beratung von Patienten und ihren Angehörigen.
- Ethik (Gründung 1997)/ Ethikkommission in der DGP (Gründung 2005): Schwerpunkte sind Fragestellungen aus der beruflichen Ethik und die ethische Beurteilung der Pflegeforschung.
- Forschungsmethoden: Schwerpunkte sind die Entwicklung und Anwendung von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden und die Weiterentwicklung pflegewissenschaftlicher Forschungsmethoden
- Gendersensible Pflegewissenschaft (Gründung November 2007): Schwerpunkte sind die Analyse gendersensibler Gesundheitsforschung und Pflegewissenschaft, Weiterentwicklung der Praxis im Hinblick auf die genderspezifischen Bedürfnisse, gendersensible Standards und Richtlinien und die Einrichtung gendergerechter Versorgungsstrukturen
- Historische Pflegeforschung (Gründung 1991): Etablierung der pflegehistorischen Forschung in der Pflegewissenschaft, Erhaltung und Bereitstellung pflegehistorischer Informationen in der Dokumentationsstelle Pflege und dem Hilde-Steppe-Archiv.
- Hochschullehre Pflegewissenschaft (Gründung 1996) Entwicklung des Faches Pflegewissenschaften an den Hochschulen und Etablierung der Pflegewissenschaft in der Bildungslandschaft der Pflege
- Onkologische Pflegeforschung (Gründung November 2005): Forum für den wissenschaftlichen Diskurs onkologischer Pflege- und Gesundheitsforschung, Theorie-Praxis-Transfer in der onkologischen Pflege und Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Fachgesellschaften wie der Deutschen Krebsgesellschaft oder der European Oncology Nursing Society
- Pflege & Kultur (Gründung Juni 2000): Entwicklung und Veränderungen der theoretischen und praxisbezogenen kulturellen Dimension der Pflege, Etablierung einer inter- und transkulturellen Perspektive im Kulturdiskurs mit Pflege-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
- Critical Care Nursing (Pflege in kritischen Lebenssituationen, Gründung 2000): Weiterentwicklung der Pflegepraxis, Beratung, Anleitung und Schulung insbesondere der Copingstrategien, Sammlung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Integration in den patietenorientierten Pflegealltag, Entwicklung Leitlinien, Standards, Richtlinien und Assessmentinstrumenten und deren Evaluation
- Pflegephänomene (Gründung September 2006): Sammlung von Forschungsergebnissen aus der klinischen Pflegeforschung und Forschungserfordernissen aus den untergeordneten Arbeitsgruppen, beispielsweise der AG Pflegephänomen Inkontinenz
- Psychiatrische Pflegewissenschaft (Gründung 2004): Vernetzung und Kooperation klinischer und theoretischer Forschung, Rekonzeptionalisierung psychiatrischer Pflege und Etablierung in der universitären Bildung.
- Sachverständigen Gutachten Pflege (Gründung Februar 2002): Auseinandersetzung mit den empfohlenen Qualifikationen, fachlichen Aspekten, Standards der Pflegegutachten (§118 Pflegeversicherungsgesetz), Sammlung der Forschungsergebnisse und -erfordernisse, Definition der Forschungsschwerpunkte, Institutionalisierung der Informationsdienste.
Einzelnachweise
- ↑ a b Verband der Schwesternschaften, Deutsches Rotes Kreuz: Rotkreuzschwestern: Die Pflegeprofis: Menschlichkeit- die Idee lebt. Georg Olms Verlag, 2007, Seite 90-91, ISBN 3487084678
- ↑ Interview mit Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik über die DGP (PflegeWiki-Podcast 2006)
- ↑ Archiv der Pflege § Gesellschaft online
- ↑ Offizieller Webauftritt der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft
Literatur
- Beate Rennen-Allhoff: Handbuch Pflegewissenschaft, Juventa, 2000, ISBN 3779908085
Weblinks
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