Deutsche Militärzeitschrift

Deutsche Militärzeitschrift

Die Deutsche Militärzeitschrift (DMZ) ist eine seit 1995 zweimonatlich erscheinende Zeitschrift. Die Bundesregierung hat mehrfach „festgestellt, dass die DMZ dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen ist und deshalb der Bezug der Zeitschrift für alle Bibliotheken und Fachinformationsstellen im Fachinformationswesen der Bundeswehr einzustellen ist“.[1]

Nach eigener Aussage soll die Zeitschrift sich an die Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkrieges, an Soldaten und Reservisten der Bundeswehr und an alle zeitgeschichtlich interessierten Bürger richten. Ebenfalls angesprochen sollen sich ehemalige Angehörige der Nationalen Volksarmee (NVA) fühlen. Die Redaktion verortet sich selbst im konservativen Spektrum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Zeitschrift wurde im April 1995 vom ehemaligen NPD-Aktivisten Harald Thomas (Brühl) gegründet, Anfang 1997 jedoch verkauft und durch den neuen Chefredakteur Oberstleutnant a. D. Wolfgang Dischert (Köln) inhaltlich weitergeführt. Im Dezember 2003 stand das Projekt vor dem Aus, da gegen die beiden Geschäftsführerinnen des Medien Marketing Teams (MTM) ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Die Zeitschrift wurde von nun an in dem Verlags- und Versandhaus „Lesen und Schenken/Arndt-Buchdienst“ von Dietmar Munier herausgegeben und erscheint weiterhin im Zeitschriftenhandel. Die schleswig-holsteinische Landesregierung stuft diesen Verlagskomplex, in dem die DMZ erscheint, als rechtsextrem ein.[2] 2004 wurde sie mit dem seit 1987 erscheinenden Militärmagazin Barett vereinigt.

Chefredakteur der DMZ war der ehemalige Bundeswehrsoldat, Burschenschafter[3] (Berliner Burschenschaft der Märker) und langjährige Mitarbeiter der Jungen Freiheit Manuel Ochsenreiter,[4] der an einer Zusammenarbeit mit radikalen Islamisten in Deutschland sowie der Hamas und Hisbollah arbeitet. Er porträtierte für die Junge Freiheit die Muslim-Markt-Macher,[5][6] sie porträtierten ihn.[7] Über seine Nahostreisen inklusive Interviews mit Funktionären von Hamas sowie Hisbollah berichtete er ausführlich in der DMZ.[8][9][10] Da Ochsenreiter seit März 2011 auch Chefredakteur des ebenso von Dietmar Munier herausgegeben Monatsmagazins Zuerst! ist, löste ihn laut Mitteilung der DMZ Guido Kraus als Chefredakteur der DMZ ab.[11] Ochsenreiter bleibt aber weiterhin Redakteur der Zeitschrift.

Inhalt

Die Themengebiete umfassen insbesondere Militärhistorie, Krieg, Gefangenschaft, Flucht und Vertreibung, Wehrwissenschaft, Krisenherde, Bundeswehr und Streitkräfte aller Welt, Soldatenportraits und Sicherheitspolitik.

Die Zeitschrift enthält häufig Interviews mit Politikern und Prominenten aus anderen Bereichen des öffentlichen Lebens zu ihren Erfahrungen mit dem Militär. So gaben beispielsweise die ehemaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping, Hans Apel, Rupert Scholz, Georg Leber, der Brandenburger Innenminister Jörg Schönbohm, die BdV-Präsidentin Erika Steinbach, der Schauspieler Heino Ferch oder der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Theo Zwanziger der Zeitschrift Interviews. Auch der israelische Militärhistoriker und -theoretiker Martin van Creveld gab der DMZ ein Interview für die Ausgabe Januar/Februar 2009.

Kritik

Kritiker wie Politiker der Partei Die Linke halten der Zeitschrift vor, Geschichtsrevisionismus und die Verehrung soldatischer Helden des Zweiten Weltkrieges zu betreiben, und ordnen sie dem rechtsextremen Spektrum zu.[1] Diese Einschätzung beruht nicht allein auf dem Erscheinen im Verlagshaus von Dietmar Munier, sondern auch auf den im Heft vertretenen Positionen. Zu den Autoren aus dem rechtsextremen Spektrum gehören z. B. der ehemalige Präsident des neurechten Studienzentrums Weikersheim Klaus Hornung, die Historiker Claus Nordbruch und Franz W. Seidler sowie Generalleutnant a. D. Franz Uhle-Wettler. Weitere Autoren sind Rolf-Josef Eibicht, das Republikaner-Mitglied Emil Schlee, Hans-Joachim von Leesen, Nation-und-Europa-Autor Wolfgang Strauß, der rechtsextreme Vertriebenenfunktionär Walter Staffa sowie der ehemalige Kommandeur der Spezialeinheit KSK Brigadegeneral a. D. Reinhard Günzel.

Die Veröffentlichung von Lebensläufen militärischer Personen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs wie Michael Wittmann wird als eine Heroisierung der Wehrmacht und Waffen-SS angesehen.

Bei den Inseraten wird die Einbindung in das rechtskonservative Spektrum deutlich. So annoncierten das Ostpreußenblatt, die Junge Freiheit und die österreichische Zur Zeit. Werbung und Inserate für die DMZ werden in konservativen Medien und solchen, mit der DMZ ähnlicher militärhistorischer Auffassung, veröffentlicht.

Einschätzung der Bundesregierung

Aufgrund kleiner Anfragen der Linkspartei gab die Bundesregierung mehrmals Stellungnahmen zur Deutschen Militärzeitschrift ab. Demnach steht die Zeitschrift „dem rechtsextremistischen ‚Arndt-Verlag‘ nahe“ und „veröffentlicht regelmäßig Werbeanzeigen für Druckerzeugnisse des ‚Arndt-Verlages‘ und anderer rechtsextremistischer Verlage. Im redaktionellen Teil der DMZ finden sich Beiträge, die den Zweiten Weltkrieg unkritisch und teilweise mit geschichtsrevisionistischer Tendenz thematisieren.“[12] Daher hat die Bundesregierung alle Bibliotheken und Fachinformationsstellen der Bundeswehr 2006 angewiesen, den Bezug der Deutschen Militärzeitschrift einzustellen.[1] Davon ausgenommen sind das Militärgeschichtliche Forschungsamt, das Militärhistorische Museum und die Akademie für Information und Kommunikation, wo „die Zeitschrift zu rein wissenschaftlichen Zwecken durch einen eingeschränkten Personenkreis genutzt“[13] werden kann.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Inge Höger, Petra Pau, Paul Schäfer (Köln) und der Fraktion Die Linke: Kontakte zwischen Bundeswehr und Anzeigenkunden der im rechtsextremistischen Spektrum angesiedelten Deutschen Militärzeitschrift. Bundestagsdrucksache 16/9550, 12. Juni 2008 (PDF, 116 KB), abgerufen am 4. Mai 2011.
  2. Verfassungsschutzbericht 2006 der schleswig-holsteinischen Landesregierung vom 24. April 2007, Landtagsdrucksache 16/1358 (PDF, 408 KB).
  3. http://www.gaestebuch4u.de/maerker-berlin/8971/3
  4. Artikel zu Manuel Ochsenreiter im sozialdemokratischen "Blick nach rechts", nach eigenen Angaben war er Ressortleiter Politik
  5. http://www.muslim-markt.de/Service/zeitungsartikel/jungefreiheit.htm Junge Freiheit Nr. 35/04 20. August 2004 / Seite 12 "Wir sind Deutsche"
  6. Bericht als pdf der Original Junge-Freiheit Seite inklusive Fotos
  7. Muslim-Markt interviewt Manuel Ochsenreiter, Chefredakteur der DMZ 17. Mai 2005
  8. Die DMZ – ein rechtes Revolverblatt: Hisbollah-Fantour von deutschem Militaristen
  9. Rechtsextremisten / AhmadineDschihad Pose auf dem Panzerwrack 13. Januar 2009 Der Abstand zwischen Islamisten und deutschen Rechtsextremisten nimmt ab: Der Redakteur einer stramm rechten "Militärzeitschrift" war auf Freundschaftsbesuch bei der Hisbollah, der Muslim-Markt freut sich über die propagandistische Hilfestellung.
  10. "Solidarität mit Ahmadinedschad" von Anton Maegerle Erschienen in: Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums (Frankfurt am Main). 3. Quartal 2009, 48. Jg., Heft 191.
  11. http://www.d-mz.de/uber-uns/guido
  12. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Sevim Dagdelen, Kersten Naumann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Die Linke: Traditionsverbände, Kameradschaftsvereine und der Rechtsextremismus. Bundestagsdrucksache 16/1282, 25. April 2006 (PDF, 116 KB), abgerufen am 4. Mai 2011.
  13. Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Christian Schmidt vom 7. Februar 2007. In: Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 5. Februar 2007 eingegangenen Antworten der Bundesregierung. Bundestagsdrucksache 16/4306, 9. Februar 2007 (PDF, 646 KB), S. 37, abgerufen am 4. Mai 2011.

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